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Brennbarkeit der Dämmstoffe

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Brennbarkeit der Dämmstoffe

Thomas Ehlebracht und Dr. Klaus Hoffmann von der Firma Sakret beantworten Fragen zur Brennbarkeit bei Dämmstoffen.

In der letzten Zeit sind EPS-basierte Wärmedämm-Verbundsysteme immer wieder in den Medien aufgetaucht – meist in negativen Meldungen. Vor allem die Brennbarkeit der Dämmstoffe wird stark kritisiert. Sind diese Systeme noch sicher bzw. wie können sie noch sicherer gemacht werden? Diese und andere Fragen beantworteten Thomas Ehlebracht, Geschäftsführer bei Sakret, und Dr. Klaus Hoffmann, Leiter der Anwendungstechnik.

Die Negativbotschaften zu WDV- Systemen, insbesondere zu den EPS-basierten, reißen nicht ab. Woran liegt dies Ihrer Meinung nach?
Thomas Ehlebracht: Woran es ganz genau liegt, kann ich Ihnen auch nicht sagen. Es können ja mehrere Gründe sein, die dazu geführt haben.

Können Sie dies für unsere Leser vielleicht etwas konkreter machen, Herr Ehlebracht?
Thomas Ehlebracht: Wenn man Gerüchte konkreter formulieren will, muss man aus der Vermutung Gewissheit machen und dies kann ich derzeit nicht. Wir fragen uns natürlich schon, wer daran Interesse haben kann, dass der Siegeszug der außenseitigen Gebäudedämmung ins Stocken gerät. Der Bogen spannt sich dabei von direkten Produktgegnern bis hin zu den Nutznießern einer WDVS-Krise.

Das hätten wir gern noch etwas direkter …

Thomas Ehlebracht: Sie sind aber hartnäckig. Vor einiger Zeit sind Strategiepapiere in der Branche weitergereicht worden, in denen ganz klar aufgezeigt wurde, was man tun muss, um WDVS in den Köpfen der Verbraucher schlechtzureden.

Und warum geht es dann nicht konsequent gegen WDVS, sondern fast ausschließlich gegen EPS-basierte Systeme?
Thomas Ehlebracht: Schon Clausewitz hat gesagt: Willst Du den Feind besiegen, musst Du ihn dort treffen, wo er am verwundbarsten ist. Die Schwachstelle ist in den Augen der Medien in erster Linie die Brennbarkeitdieses Dämmstoffes. Denn mit Feuer lässt sich nun einmal am besten Angst machen. Eine brennende Fassade im Hintergrund, aufgenommen mit dem Handy, ist schon beeindruckend, noch dazu, wenn dies nachts geschieht und mit dramatischer Musik hinterlegt ist. Da spielt es keine Rolle, ob es sich um eine WDVS-Fassade handelt oder eine andere.

War die brennende Fassade, die in der Sendung „Könnes kämpft” während des Interviews mit der Feuerwehr gezeigt wurde, gar keine WDVS-Fassade?
Dr. Klaus Hoffmann: Nein, es war ganz klar zu erkennen, dass es sich um eine Vorhangfassade handelte. Aber dies spielt aus Sicht von Könnes keine Rolle. Die Hauptsache ist, dass es brennt und Könnes hat etwas zu kämpfen. Jeder organische Baustoff hat nun einmal die Eigenschaft, brennbar zu sein.

Obwohl dies jeder Bauherr weiß bzw. wissen sollte, haben EPS-basierte Systeme einen Marktanteil von über 80 Prozent und mehr.
Dr. Klaus Hoffmann: EPS-basierte Systeme lassen sich problemlos verarbeiten, sind preiswert und haben sich in der Praxis bestens bewährt. Hinzu kommt, dass sie brandschutztechnisch behandelt und deshalb vom Deutschen Institut für Bautechnik in Berlin als sicher eingestuft – auch in puncto Brandverhalten – und bauaufsichtlich zugelassen sind. Dies bedeutet, dass sie ordnungsgemäß eingebaut, den bundesdeutschen Gesetzen zum Brandschutz in jeder Hinsicht genügen. In der Fachwelt wird dies zum Beispiel mit dem Begriff „schwer entflammbar” zum Ausdruck gebracht.

Und dennoch geraten sie in Brand, wie man immer wieder liest und sieht.
Dr. Klaus Hoffmann: Brandschutztechnisch sicher, sprich schwer entflammbar, heißt ja nicht, dass es unter bestimmten Voraussetzungen nicht brennen kann. So z.B. wenn ein Auto oder ein Container vor der Fassade in Brand gerät. Zugfahren gilt ebenso als sicher wie Fliegen und dennoch passieren unter ungünstigen Umständen gelegentlich Unfälle.

Können Sie als WDVS-Systemhersteller etwas tun, damit EPS-basierte Systeme künftig sicherer werden?

Dr. Klaus Hoffmann: Ja, wir haben eine Vielzahl von konstruktiven Möglichkeiten, so zum Beispiel den Einsatz des Brandriegels aus Mineralwolle, der leider aber in vielen Fällen lieber weggelassen wird als ausgeführt. Mit „Xire” haben wir eine neuartige und handwerksfreundliche Lösung.

Wie geht denn das?
Thomas Ehlebracht: Ganz einfach. Der „Xire” Brandriegel ist nur halb so hoch wie die bisher bauaufsichtlich zugelassenen Brandriegel und bildet darüber hinaus mit dem restlichen Fassadendämmstoff eine homogene Putzträgerplatte. Noch ein Vorteil kommt hinzu: der „Xire” Brandriegel bedarf im Normalfall keiner zusätzlichen Dübelung. Wir sind der festen Überzeugung, dass ein einfacher einzubauender Brandriegel, der auch tatsächlich eingesetzt wird, besser ist als ein aus Kosten- und Verarbeitungsgründen weggelassener.

Klingt einleuchtend …
Thomas Ehlebracht: Ist es auch. Wir müssen Sicherheit einfach und wirtschaftlich vertretbar machen, dann wird sie vom Markt auch angenommen.

Wird der Markt Ihnen dies abnehmen? Immerhin ist die angebotene Lösung immer noch auf EPS-Basis?
Thomas Ehlebracht: Genau das ist ja das Einzigartige. Denn die Verarbeitungsvorteile von EPS bleiben uneingeschränkt erhalten. Unser Partner Isobouw hat hier gemeinsam mit Synbra in den letzten zehn Jahren aktive Forschungsarbeit geleistet. Und mit Skeptikern umzugehen, sind wir von Sakret gewohnt. Als wir vor vielen Jahren das Werktrockenmörtel-Verfahren „salonfähig” gemacht haben, wurden wir auch zunächst als Spinner bezeichnet.

Wie geht es bei Ihnen weiter mit „Xire”?
Dr. Klaus Hoffmann: Wir entwickeln derzeit weitere Produkte aus „Xire”. So werden wir in Zukunft einen kompletten Fensterbausatz aus „Xire” liefern, der den Markt der Fensternische bei dem vorgelagerten Einbau revolutionieren wird. Denn das Fenster und die damit verbundene Faschenfertigung sind immer noch einer der Zeitfresser Nummer Eins. Sie haben keine Fugen im kritischen Bereich und immer rechte Winkel. Einfach zuschneiden, Kleber drauf und fertig. Besonders erfreulich ist, dass durch den „Xire” Fensterbausatz gleichzeitig der Brandschutz über den vom Gesetzgeber geforderten hinaus erfüllt wird.

Und was machen Sie bei der zuvor beschriebenen Gefahrenzone Container-, Fahrzeugbrand an der Fassade bei hochgezogenen Sockelausbildungen?
Dr. Klaus Hoffmann: Hier empfehlen wir derzeit den bewährten Einsatz von Mineralwolle. Aber auch hier sind wir in der Entwicklung von neuen alternativen Lösungen mit „Xire”. Dies wird aber mit Sicherheit noch einige Forschungsarbeit in Anspruch nehmen.

Danke für das offene und informative Gespräch.

Fotos: Wolfgang Setzler
Quelle: Malerblatt 06/2014
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