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Vollmineralisches WDVS

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Vollmineralisches WDVS

Mit einer effektiven Wärmedämmung der Außenwände können Heizkosten erheblich reduziert werden.

Dadurch rechnen sich weitere Maßnahmen. Mehr und mehr Immobilienbesitzer und Bauherren wollen sich mit einer effizienten Wärmedämmung gegen ständig steigende Energiepreise und Heizkosten wappnen. Mit einer effektiven Wärmedämmung der Außenwände können die Heizkosten erheblich reduziert werden. Nur wenn die Wände ausreichend gedämmt sind, rechnen sich auch weitere Maßnahmen, wie z.B. der Einsatz von Solartechnik oder neuester Heizungstechnologie. Bei der Wärmedämmung der Außenwände zählt jedoch nicht nur die Dämmwirkung, auch die anderen bauphysikalischen Eigenschaften müssen stimmen. Es gibt gute Argumente sich bei der Dämmung von Außenwänden bewusst für mineralische Systeme zu entscheiden. Durch eine richtige Beratung kann der Stuckateur viel zur Entscheidung seiner Kunden beitragen.
Wärmedämmung mit mineralischen Putzen bedeutet diffusionsoffene Wände, Witterungsbeständigkeit, hoher Schall- und Brandschutz, Langlebigkeit und gestalterische Freiheit. Damit alle diese Vorteile zum Tragen kommen, müssen die Bestandteile der Wand aufeinander abgestimmt sein. Mögliche wärmedämmende Außenwandkonstruktionen mit mineralischem Putz sind:

  • Einschaliges Mauerwerk mit Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS)
  • Einschaliges Mauerwerk aus hochwärmedämmenden Steinen
  • Einschaliges Mauerwerk mit Wärmedämmputz

Warm eingepackt

Von einem mineralischen Wärmedämm-Verbundsystem spricht man, wenn unabhängig vom Dämmstoff die verwendeten Mörtel (Klebe- und Armierungsmörtel, Oberputz) mineralisch sind. Beim vollmineralischen Wärmedämm-Verbundsystem ist zusätzlich auch der Dämmstoff mineralisch.
Für die Dämmwirkung – und damit die mögliche Heizkostenersparnis – sind die Dicke und die Dämmwirkung des verwendeten Dämmstoffes von entscheidender Bedeutung. Bauherren sind gut beraten, wenn sie einen Dämmstoff mit einer möglichst niedrigen Wärmeleitzahl wählen, z.B. l = 0,032 W/(m · K) oder l = 0,035 W/(m · K). So genannte „ökologische“ Dämmstoffe haben häufig eine geringere Dämmwirkung (z.B. l = 0,045 W/(m · K) und entpuppen sich in dieser Hinsicht als wenig umweltfreundlich, denn Jahr für Jahr lassen sie deutlich mehr teure Heizenergie durch die Wand entweichen, als ein herkömmlicher Dämmstoff gleicher Dicke.


Eingebaute Wärmedämmung

Bei Neubauten gibt es auch ohne zusätzliche Dämmstoffschichten intelligente Lösungen. Die Außenwände werden in diesem Fall aus hochwärmedämmenden Mauersteinen errichtet. Die Dämmwirkung solcher Steine ist so gut, dass keine zusätzlichen Dämmschichten erforderlich sind. Die Wand ist also durch und durch massiv. Hochwärmedämmende Steine gibt es als Ziegel, Leichtbetonsteine oder Porenbetonsteine. Darauf kommt ein mineralischer Putzaufbau. Die neue Putzgeneration mit Leichtputzen vom „Typ II“ ist speziell auf solche Untergründe abgestimmt. Die in Zusammenarbeit mit dem Stuckateurhandwerk erarbeiteten „Leitlinien für das Verputzen von Mauerwerk und Beton“ enthalten detaillierte Angaben zur Planung, Gestaltung und Ausführung von verputzten Außenwänden aus hochwärmedämmenden Steinen. Mit dieser Bauweise lassen sich nicht nur höchste Anforderungen in Sachen Wärmeschutz erfüllen, sondern auch im Hinblick auf Ökologie und Bauphysik ist sie eine überzeugende Lösung.
Wärmedämmputze sind mineralische Putzsysteme, mit Eigenschaften wie ein Dämmstoff. Die Dämmwirkung der Putze beruht auf der Zugabe sehr leichter Zuschläge, z. B. EPS-Kügelchen. Wärmedämmputze können in variablen Schichtdicken bis zu 100 Millimeter dick aufgetragen werden. Das macht sie selbst auf schwierigen Untergründen universell einsetzbar. Sogar historische Gebäude oder denkmalgeschützte Fachwerkhäuser lassen sich mit Wärmedämmputz im Zuge einer Renovierung nachträglich dämmen: mit allen Vorteilen eines mineralischen, diffusionsoffenen Putzsystems. Auch eine Innendämmung – wie sie bei der Sanierung denkmalgeschützter Bauten häufig erforderlich ist – ist mit mineralischen Wärmedämmputzen problemlos möglich.
Für ein angenehmes Innenraumklima ist es bei der Wärmedämmung der Außenwände von großer Bedeutung, dass die Wände nicht komplett versiegelt werden. Das würde gerade bei Altbauten Feuchteprobleme nach sich ziehen. Ein mineralischer Putz kann Feuchtigkeit aufnehmen und auch wieder abgeben, wirkt also feuchteregulierend. Wassermoleküle werden auf dem Weg der Diffusion durch den Baustoff transportiert. Je besser ein Baustoff die Feuchtigkeit diffundieren lassen kann, desto niedriger ist seine Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl µ (gesprochen: „mü“). Ein üblicher mineralischer Putz hat eine Diffusionswiderstandszahl von etwa zehn, während zum Beispiel eine Glasscheibe eine Diffusionswiderstandszahl von nahezu „unendlich“ hat. Das ist der Grund dafür, dass Glasscheiben hin und wieder beschlagen, denn sie lassen keine Feuchtigkeit aus der Luft hindurch, überschüssige Feuchte schlägt sich deshalb an der Oberfläche nieder. Würde eine Putzfläche beschlagen, so wäre diese Feuchtigkeit ein idealer Nährboden für Schimmel und Algen. Deshalb ist es für Innen- und Außenputze gleichermaßen wichtig, dass sie eine möglichst kleine Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl aufweisen.

Die Rolle des Dämmstoffs

Spielt die Diffusionsoffenheit überhaupt eine Rolle, wenn Wände mit dicken Dämmstoffschichten eingepackt werden? Die Antwort ist eindeutig „ja“. Wird als Dämmstoff Mineralwolle verwendet, so wird die Diffusionsoffenheit der Wand überhaupt nicht eingeschränkt, denn Mineralwolle hat den gleichen Diffusionswiderstand wie Luft. Aber selbst EPS- Platten sind mit einem µ-Wert von 20 bis 50 durchaus noch als „diffusionsoffen“ zu bezeichnen (siehe obenstehende Tabelle).

Grafische Darstellung der Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahlen verschiedener Systemkomponenten von WDVS; je kleiner die Diffusionswiderstandszahl, desto diffusionsoffener ist der Baustoff. (Quelle: IWM)


Eingebaute Faktoren

Mineralische Putze und Dämmsysteme haben einen eingebauten Sicherheitsfaktor:

Lange Lebensdauer
Extrem lange Haltbarkeit und Witterungsbeständigkeit sind bei der Wärmedämmung mit mineralischen Putzen von Natur aus inklusive. Sie trotzen Wind, Wasser und Feuer. Daher liegt die durchschnittliche Lebensdauer von mineralischen Edelputzen mit rund 50 Jahren auch deutlich höher als bei vergleichbaren Materialien.

Frost- und hitzebeständig
Fassaden sind im Wechsel der Jahreszeiten enormen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Bei einer dunklen Außenwand kann die Differenz über das Jahr durchaus 70 Grad Celsius erreichen. Diese thermischen Wechselwirkungen durch Aufheizung und Abkühlung können zu Schädigungen auch im Mauerwerk führen. Werden Dämmung und mineralische Putze aufgebracht, sind solche Probleme praktisch auszuschließen.

Höchste Brandschutzklasse
Mineralische Putze brennen nicht. Sie gehören zur höchsten Brandschutzklasse A 1 nach DIN 4102. Bei Wärmedämm-Verbundsystemen lässt sich diese Brandschutzklasse überhaupt nur mit einem mineralischen Putz erreichen.

Mehr Schallschutz – mehr Ruhe
Erste Wahl ist die Wärmedämmung mit mineralischen Putzen auch beim Schallschutz. Aufgrund ihres hohen Flächengewichtes können sie die Innenräume ideal von außen abschirmen. Störender Alltagslärm wird absorbiert, die Wohnqualität eines Gebäudes wird damit entschieden verbessert: Mehr Ruhe und bessere Erholung in den eigenen vier Wänden.

Ökologisch – natürlich
Mineralische Putze und Mörtel bestehen ausschließlich aus hochwertigen Rohstoffen, überwiegend aus anorganischen Elementen wie Kalkstein, Sand, Marmor und Quarz. Diese werden mit den mineralischen Bindemitteln Kalk und Zement dauerhaft verbunden. Ein natürlicher Baustoff mit exzellenter Ökobilanz: Für die Herstellung mineralischer Putze und Mörtel sind keine gesundheitsgefährdenden Hilfsstoffe, Lösemittel oder Biozide notwendig, deshalb verursachen sie deutlich weniger Emissionen als andere Fassadenbaustoffe und sind vollständig recycelbar.

Ein „vollmineralisches“ WDVS besteht aus einem mineralischen Klebemörtel A, mineralischen Dämmplatten, z.B. Mineralwolleplatten B, Dübel C, einem mineralischen Armierungsputz mit eingelegter Glas- faserarmierung D und einem mineralischen Edelputz als Oberputz E.Foto: IWM

Dr. Hans-Joachim Riechers
Quelle: Malerblatt 05/2009

 

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