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Paul Rubens Ausstellung

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Paul Rubens Ausstellung

Mit einem Spezialverfahren lassen sich individuelle Motive auf hochwertige Tapeten drucken.

Ein eindrucksvolles Beispiel dafür kann man seit dem 16. Oktober 2012 in Wuppertal besuchen. Dort präsentiert das Von Der Heydt-Museum rund 50 Werke des Altmeisters Peter Paul Rubens sowie ebenso viele Werke aus seiner Werkstatt mit außergewöhnlichem Ausstellungskonzept: Die Porträts, Landschaften, Genrebilder, mythologischen und historisch-politischen Arbeiten des Künstlers und zugleich diplomatischen Genies hängen nicht nur auf neutral gestalteten Wandflächen, sondern teilweise auch auf überdimensional großen, tapezierten Reproduktionen zeitgenössischer Kunstwerke oder ornamentenreicher Wandbekleidungen. Auf diese Weise werden zum Beispiel Rubens’ „Wildschweinjagd” und „Feldherr Ambrogio Spinola” vor einem digitalisierten Imitat für die Epoche typischer Ledertapeten präsentiert, während die „Allegorie der Guten Regierung” vor Wandbelägen mit großer französischer Lilienornamentik Hof hält. Ein Highlight der Ausstellung ist die dreiteilige, ausschnittweise Nachbildung des Rubens-Hauses, welcher der gleichnamige Kupferstich von Jacob Harrewijn (1640 bis 1732) zugrunde liegt und das perfekte Szenario für ein Selbstportrait des Meisters darstellt.

Für die Umsetzung dieser anspruchsvollen Gestaltungsaufgabe wurden vom ortsansässigen Hersteller Erfurt & Sohn rund 400 Quadratmeter glatte und strukturierte Vliesfasertapeten digital bedruckt und passgenau auf den Museumswänden verarbeitet.


 

Gestalterische Anforderung

Die gestalterischen Anforderungen des Museums an die Wandflächen bezogen auf Motivauswahl, -platzierung, -skalierung und den Nachbearbeitungsumfang hätten vielschichtiger nicht sein können: „Die Ausstellungswände sollten ähnlich Passepartouts frühbarocke Raumatmosphären schaffen und für imposante Blickachsen sorgen. Aber auch eine geschichtliche Information der Betrachter und funktionale Raumgliederungen waren gefragt, so dass beispielsweise mehrere Besuchergruppen parallel geführt werden können”, erklärt André Füsser, Entwurf und Projektleitung beim Büro für temporäre Architektur Ueberholz.

 


 

Umsetzung

Mithilfe verschiedener Reproduktionstechniken, wie hochauflösende Scan-Verfahren oder computerunterstützte Bildbearbeitung hat der Hersteller in Kooperation mit dem Museum und nach Konzeption des Büros für temporäre Architektur Ueberholz die Daten für den Digitaldruck originalgetreu aufbereitet.

Für den digitalen Druck der hierfür verklebten Vliestapetenbahnen mussten zunächst entsprechende Daten mithilfe verschiedener Erfassungs- und Bearbeitungstechniken erstellt werden: So erfolgte beispielsweise die Reproduktion eines Kupferstichs durch ein abschnittweises Abfotografieren des Originals. Anschließend wurden diese einzelnen Bilddateien zu einem exakt auf die zu tapezierende Ausstellungswand passenden Ganzen zusammengesetzt und nachbearbeitet. Die Dateien anderer Hintergrundmotive sind wiederum durch CAD-Grafikprogramme oder extrem hochauflösende Scans entstanden.

„Die Motivrecherche und -auswahl sowie die Erstellung entsprechend großer Dateiformate mit den jeweils passenden Bearbeitungsverfahren hat die meiste Zeit des Wandgestaltungsprojekts im Von Der Heydt-Museum in Anspruch genommen”, erklärt Janosch Muschick, Innovationsmanager bei Erfurt. „Dabei hat die Vorstellung, dass später eine bedeutende Auswahl an Rubens-Originalen darauf hängen und eine breite Öffentlichkeit diese besichtigen wird, unsere eigenen Ansprüche tüchtig in die Höhe steigen lassen.” Durch aufwendige Printverfahren wurden die Daten auf Erfurt-Vliesfaser appliziert. Das Tapezieren der überdimensional großen Reprodukti-onen selbst, erfolgte wie bei herkömmlichen Vliestapeten sowohl in Wandklebetechnik als auch mit der Kleistermaschine. Besonders bei filigranen Motiven und der Applikation großer Motivflächen erwiesen sich die Digitaldrucktapeten als besonders vorteilhaft. Aufgrund ihres exzellenten Nahtverhaltens ist die Aufteilung der Motive auf die hierfür notwendigen Tapetenbahnen unabhängig von Musterverläufen. So werden die Druck- und Tapezierergebnisse selbst bei Betrachtung aus nächster Nähe hohen Ansprüchen gerecht.

Auf diese Weise eingebettet in den politischen Kontext des 17. Jahrhunderts können die Werke neben Kunstgenuss auch Geschichten über Rubens als engagierten und einflussreichen Diplomaten vermitteln. Mit acht Kapiteln orientiert sich die Ausstellung an der Biografie des Meisters und macht mithilfe dieser mehrdimensionalen Präsentation komplexe Verbindungen seiner künstlerischen und politischen Themen erlebbar.

Die Ausstellungswände sollten ähnlich Passepartouts frühbarocke Raumatmosphären schaffen.

Marc Lichtenthäler
Fotos: Erfurt
Quelle: Malerblatt 01/2013
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