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Farbgestaltung am PC Teil 9

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Farbgestaltung am PC Teil 9

Das intelligente Design-Werkzeug

Der Computer kann als Grundlage für unsere Farbentscheidungen grafisch oder fotorealistisch darstellen, wie die von uns ausgesuchten Farbtöne zusammen und vor allem im konkreten Flächenzusammenhang wirken. Das ist zwar allein schon ein unschätzbarer Vorteil für unsere Gestaltungsarbeit und schützt uns weitgehend vor Fehlgriffen, die insbesondere im Zusammenhang mit den Simultankontrasten entstehen können. Aber das Potenzial ist damit bei weitem nicht ausgeschöpft. CAD (computer aided designing) wird oft übersetzt mit rechnergestütztem Zeichnen. Design bedeutet aber nicht nur Zeichnen und Darstellen. Vielmehr kann uns heute der Computer helfen Gestaltungen interaktiv zu entwickeln, indem er die für unser Design erforderlichen Parameter wie Farbmischungen, Aufhellungen oder Abdunklungen und Ordnungszusammenhänge leicht beherrschbar und stets neu anpassbar zur Verfügung stellt. Das bedeutet zum Beispiel, dass wenn wir zu einem Fassadenfarbton jeweils einen passenden helleren für den Erker und einen dunkleren Ton für den Sockel suchen, brauchen wir uns nicht gleich vorschnell für drei konkrete Töne fest entscheiden, sondern aus der ersten Intuition und jederzeit änderbar einen Grundton bestimmen und für Erker und Sockel lediglich das Verhältnis als Eigenschaften, nämlich „heller“ und „dunkler“ definieren.
So ein logisches Gebilde nennt man eine intelligente Schaltung. Immer wenn wir nun am Regler für den Grundton schieben und die Farbe verändern, werden die anderen beiden passend dazu und entsprechend unserer gewählten Vorgabe mitgeführt. Nun kann man zusätzlich noch festlegen, dass der Erker nicht nur heller zu sein hat, sondern auch mehr Farbkraft haben soll und gleichzeitig der Sockel stets ein wenig vergrauter sein soll als der Grundton.
Auf diese Weise vorbereitet, gehen Ihnen die Varianten ganz leicht von der Hand und die Intelligenz Ihres Werkzeugs Computer steht Ihnen voll zu Diensten. Sie brauchen nur noch als Entscheider wirken, denn das ist Ihre Kompetenz. Sie als Gestalter definieren die Ordnung der Farben als Eigenschafts- und Kontrastzuordnungen und die Ausmischungen und die Darstellung übernimmt blitzschnell der Rechner.
Anhand des folgenden Beispiels aus dem bei der DVA neu erschienenen Buch „Farbgestaltung am Computer – Innenräume und Fassaden“ von Martin Benad und Jürgen Opitz zeige ich Ihnen, wie Sie leicht und überschaubar mit Hilfe solcher Vorkehrungen komplexe Farbzusammenklänge in Hell-Dunkel und Aktiv-Passiv komponieren und diese in verschiedenen Farbstellungen durchspielen können.

Die Ausgangslage

Die pyramidenförmige Holzdecke einer Eingangshalle über einem quadratischen Grundriss ist durch drei verschiedene Balkenlagen in eine große Anzahl von Drei- und Vierecken gegliedert. Die angestrebte farbige Gestaltung der Deckenkassetten soll die Grundstruktur überlagern und die Richtung zum Licht der Dachlaterne in der Mitte hin unterstützen. Die insgesamt 20 verschiedenen Farbtöne unseres Endergebnisses „entstehen“ mit Hilfe des Computers als konsequent harmonische Folge der von uns als Konzept angelegten „intelligenten Schaltung“. Das Ziel „Einheit in der Vielfalt“ wird mit dieser Methode sicher erreicht.


Die Vorarbeit

Für unser oben skizziertes Vorhaben eignet sich jedes Bildbearbeitungsprogramm, das über Einstellungsebenen und Masken verfügt, zum Beispiel auch das preiswerte Photoshop Elements. Eine in einem 2D-Zeichenprogramm erstellte Untersicht der Decke dient als Grundlage. Zunächst werden alle Teilflächen mit dem Zauberstab markiert. Diese kleine Mühe machen wir uns nur ein einziges Mal, da wir die Auswahl als Maske speichern und immer wieder darauf zurückgreifen werden.
Jede der vier dreieckförmigen Pyramidenseiten belegen wir in allen dazugehörenden Feldern mit einer individuellen Farbe. Diese sollten nach Möglichkeit nuancengleich (ähnliche Helligkeit und Sättigung) sein, um als solide Basis für die darauf aufbauenden Harmonien zu dienen.
Die Darstellung in Photoshop Elements (PSE) erfolgt mit Hilfe von vier verschiedenen Einstellungsebenen mit dem Inhalt „Volltonfarbe“. Alle Einstellungsebenen bleiben stets veränderbar, so dass nachträgliche Feinanpassungen überhaupt kein Problem sind.

Das Farbspiel

Jetzt beginnt das Spiel mit Transparenzen! Wir möchten ein Strahlen aus der Mitte heraus und eine leuchtende Verflechtung der unterschiedlich farbigen Dachflächen erzielen, indem wir:

  • die äußeren Bereiche abdunkeln,
  • das Zentrum aufhellen und
  • die Diagonalstruktur mit nuancenreicher Polychromie begleiten.

Die Abdunklung der äußeren Eckbereiche erfolgt durch eine weitere Einstellungsebene „Helligkeit/Kontrast“. Es entsteht eine starke Verschattung, in allen Pyramidenseiten in gleichem Maß, wobei die jeweilige Grundfarbigkeit erhalten bleibt.

Die Aufhellung

Die nächste Auswahl ist die der diagonalen Bänderung, die unserem Willen nach die vier Grundfarben aufhellt, gesättigter und zusätzlich noch wärmer erscheinen lässt. Mit einer einzigen „intelligenten Schaltung“, nämlich einer Einstellungsebene „Farbton/ Sättigung“ erreichen wir mühelos dieses Ziel. An den Schiebereglern können wir solange herumschrauben, bis die Kontraste stimmen und uns visuell überzeugen.

Das Ergebnis

Nachdem mit einer weiteren Einstellungsebene „Helligkeit/Kontrast“ das mittlere Quadrat noch weiter aufgehellt wurde, ist der Entwurf komplett. Das Strahlen aus der Mitte überzeugt, die Holzbaustruktur ist nun farbig begleitet und ausgedeutet.
Wenn aus der Anschauung nun die Notwendigkeit erkannt wird, Kontraste oder Grundfarben zu ändern, ist das eine Kleinigkeit. Nicht die Mühe, die Sie aufwenden müssen, Farben nachzumischen oder aus Musterkoffern herauszusuchen, ist der Inhalt Ihrer Arbeit, sondern das ganz zielgerichtete Gestalten einer angemessenen Lösung der Ihnen gestellten Aufgabe. Und das geschieht naturgemäß und sachlich richtig visuell und anschaulich, so dass die optische Wirkung des Ganzen immer präsent ist. Ebenfalls am Computer können Sie anhand Ihres Entwurfs nun die Ausführungsplanung angehen. Mit dem „digitalen Farbatlas“ (in Teil sieben dieser Malerblatt-Serie vorgestellt) können Sie messen, welche konkreten Farbtöne Ihre Einstellungsebenen und „intelligenten Schaltungen“ für Sie ausgemischt haben und danach bemustern. Wenn Sie die Serie bis hierhin verfolgt haben, werden Sie bemerken, dass es allmählich spannend wird. Hier wird der Computer nicht mehr nur als Zeichen- und Fotobearbeitungswerkzeug nützlich, sondern als ein Mittel, farbige Ideen zu entwickeln, die wir ohne ihn nur sehr schwer oder gar nicht erreichen könnten.

Jürgen Opitz
Quelle: Malerblatt 07/2009


Die farbige Gestaltung der Deckenkassetten soll die durch die Holzbalken gegebene Grundstruktur überlagern und die Richtung zum Licht der Dachlaterne in der Mitte hin unterstützen.

Jede der Pyramidenseiten wird mit einer individuellen Farbe belegt. Dabei sollten diese möglichst nuancengleich sein um als Basis für die darauf aufbauenden Harmonien zu dienen.

Nun wird mit den Transparenzen gespielt. Die äußeren Eckbereiche erhalten eine Abdunklung. Dabei entsteht eine starke, gleichmäßige Verschattung. Die Grundfarbe bleibt jedoch erhalten.

Das Ergebnis steht fest, der Entwurf ist komplett. Das Strahlen aus der Mitte überzeugt, die Holzbaustruktur ist nun farbig begleitet und ausgedeutet.Fotos: DVA

Sollten doch noch Änderungen erwünscht sein, lassen sich diese leicht nachträglich am Computer ändern. Ein Aufwand, der nicht mit dem Nachmischen von Farben vergleichbar ist.

Sollten doch noch Änderungen erwünscht sein, lassen sich diese leicht nachträglich am Computer ändern. Ein Aufwand, der nicht mit dem Nachmischen von Farben vergleichbar ist.

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