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Sanierputzsysteme

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Sanierputzsysteme

Sanierputzsysteme bewähren sich beim Verputzen von feuchtem Mauerwerk in Kellern oder an Sockeln. Worauf ist zu achten?

Sanierputzsysteme bewähren sich seit Jahrzehnten beim Verputzen von feuchtem und salzbelastetem Mauerwerk in Kellern oder an Sockeln. Wo liegen die Grenzen dieser Systeme und was ist bei ihrer Verarbeitung zu beachten?

Zu einem Sanierputzsystem gehören mehrere, genau aufeinander abgestimmte Materialien. In der Regel sind dies:

  • Spritzbewurf
  • Grundputz (Ausgleichsputz oder Porengrundputz)
  • Sanierputz
  • Deckschicht (Oberputz und/oder Farbanstrich)

Spritzbewurf und Putze bestehen grundsätzlich aus Werktrockenmörteln. Baustellenmischungen oder Zusatzmittelkombinationen sind ausgeschlossen.

Aufbau eines Sanierputzsystems aus halbdeckendem Spritzbewurf, Grundputz, Sanierputz und Farbanstrich.

Spritzbewurf

Durch den Spritzbewurf wird die Haftung zum Untergrund verbessert und die unterschiedlichen Eigenschaften des Untergrundes ausgeglichen. Er wird normalerweise netz- oder warzenförmig, mit einem Deckungsgrad von maximal 50 Prozent, aufgebracht. Schreibt der Hersteller einen vollflächigen Spritzbewurf vor, ist durch eine entsprechende Prüfung nachzuweisen, dass dieser stark saugfähig ist.

Grundputz

Ausgleichsputze dienen dem Ausgleichen von Unebenheiten, Porengrundputze können größere Mengen an Salzen aufnehmen. Beide Grundputze sind im Gegensatz zu Sanierputzen nicht wasserabweisend, damit sie die Salze an den Sanierputz weiterleiten können. Wer auf einen Grundputz verzichten möchte, kann selbstverständlich auch mehrlagig mit Sanierputz arbeiten.

Schäden durch Feuchtigkeit und baustoffschädigende Salze im Sockelbereich.

Sanierputz

Sanierputze sind gemäß ihrer Definition im WTA-Merkblatt „Putze mit hoher Porosität und Wasserdampfdurchlässigkeit bei gleichzeitig erheblich verminderter kapillarer Leitfähigkeit“. Auf gut Deutsch heißt das: Sie sind schwach saugend, diffusionsoffen und porös. In der Praxis wird vom Sanierputz das salzhaltige Wasser aus dem Mauerwerk nur wenig (maximal fünf Millimeter) angesaugt. Es verdampft innerhalb des Sanierputzes und gelangt als Wasserdampf – nicht als Feuchtigkeit – an die Putzoberfläche. Dadurch bleibt die Putzoberfläche trocken und frei von Ausblühungen. Die Salze selbst kristallisieren in den Poren, ohne Zerstörungen im Putzgefüge anzurichten.

Deckschicht

Oberputze und Farbanstriche müssen auf das Sanierputzsystem abgestimmt sein, damit sie deren Eigenschaften nicht beeinträchtigten. Welche Anforderungen hierbei erfüllt sein müssen, darüber gibt ebenfalls das WTA-Merkblatt detailliert Auskunft.

Vom schadhaften Putz befreites Mauerwerk.

Regelwerke

Normen gelten vorzugsweise nur für den Neubaubereich. Dennoch hat der Sanierputz Einzug in die europäische Norm EN 998-1 „Festlegung für Mörtel im Mauerwerksbau – Putzmörtel“ gefunden. Diese Norm enthält jedoch nur Mindestanforderungen an Sanierputze und berücksichtigt nicht den Systemcharakter. Daher wurde das entsprechende WTAMerkblatt 2-9-04/D Sanierputzsysteme so gefasst, dass darin alle in der Norm aufgeführten Anforderungen enthalten sind. Gleichzeitig sind darin wichtige Kennwerte genauer definiert, ergänzt oder strenger gefasst. Das Merkblatt wurde überarbeitet und wir in Kürze neu erscheinen.

Sanierputzsysteme, die alle Anforderungen des WTA-Merkblattes erfüllen und jährlich fremdüberwacht werden, erhalten auf Antrag ein Zertifikat. Dieses muss alle zwei Jahre erneuert werden. Derart zertifizierte Produkte dürfen als „Grundputz- WTA“ beziehungsweise „Sanierputz- WTA“ bezeichnet werden. Das Zertifikat bestätigt, dass die Mindestanforderungen erfüllt sind. Über die Praxiseignung oder die Langzeiterfahrung sagt das Dokument jedoch nichts aus.

Armierungsgitter und halbdeckender Spritzbewurf auf sehr ungleichmäßigem Mauerwerk.

Anwendungsgrenzen

Bereits bei der Planung ist zu berücksichtigen, dass Sanierputzsysteme ihre Anwendungsgrenzen haben. Da sie nicht druckwasserdicht sind, dürfen sie nicht im erdberührten Bereich eingesetzt werden. Sie werden nur bis zur Geländeoberfläche geführt und dann waagerecht abgeschnitten.
Ein Sanierputz ist erst funktionsfähig, wenn er seine Eigenschaften ausgebildet hat. Dies gilt insbesondere für die Hydrophobierung. Er muss also relativ schnell und dennoch sicher erhärten und trocknen, um wasserabweisend zu sein. Dies kann in den Sommermonaten, wenn hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, in Innenräumen und vor allem in Kellerräumen ein Problem sein. Die Luftfeuchtigkeit sollte in dieser Phase weniger als 65 Prozent betragen. Falls erforderlich, sind Kondenstrockner einzusetzen.

Verarbeitung des Sanierputzes.

Verarbeitung

Eine sorgfältige Verarbeitung ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Sanierung. Hierbei wird der alte Putz bis etwa einen Meter über den sichtbaren Schaden hin abgeschlagen und das Mauerwerk trocken gereinigt. Der Einsatz von Putzmaschinen ermöglicht ein rationelles, zeitsparendes Verputzen. In der Altbausanierung und beim Bauen im Bestand sind manuelle Verarbeitungsweisen jedoch weiterhin von Bedeutung, da oft nur kleine und unregelmäßige Flächen verputzt werden.
Der Spritzbewurf wird fast ausschließlich von Hand oder mit einem sogenannten Spritzputzapparat (Putzhexe, Putzwerfer) aufgebracht. Nur in Ausnahmefällen, beispielsweise bei großen Flächen, wird er maschinell verarbeitet. Wichtig ist, dass die Fläche nur netzförmig bedeckt ist. Der Spritzbewurf muss so erhärten, dass er nicht mehr mit der Hand abgerieben werden kann.

Grundputze und Sanierputze können sowohl von Hand als auch mit einem Rührwerk oder mit einer Mischmaschine gemischt werden. Freifallmischer sind nicht geeignet, weil dort eine genaue Dosierung von Trockenmörtel und Anmachwasser schwierig ist. Bei Sanierputz ist es wichtig, die angegebene Mischdauer einzuhalten. Erst durch ausreichend langes Mischen werden die Zusatzmittel, welche Luftporen bilden und den Putz wasserabweisend machen, aktiviert.  Die maschinelle Verarbeitung bedeutet eine erhebliche Arbeitserleichterung. Der Putz muss jedoch für die Verarbeitung mit Maschinen geeignet sein. Bei Grund- und Sanierputzen ist es wichtig, dass die erforderlichen Luftporen gebildet werden. Daher sind spezielle Maschinenausrüstungen erforderlich, die vom Hersteller anzugeben sind.

Die Mindestschichtdicken sind genau einzuhalten. Sanierputz wird einlagig zwei Zentimeter dick aufgetragen. Sind mehrere Lagen erforderlich, so beträgt die Dicke jeder einzelnen Lage zwischen einem und zwei Zentimeter. Die Gesamtdicke sollte jedoch vier Zentimeter nicht überschreiten, außer über Fugen und groben Unebenheiten. Die Wartezeit zwischen den einzelnen Lagen beträgt in der Regel ein Tag.

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten.

Dr. Helmut Kollmann
Fotos: Hans Ritter, Fotos 2 bis 8: Daniel Schlichenmaier
Malerblatt 09/2014

 

Im Anhang finden Sie eine Marktübersicht mit Sanierputzsystemen von 30 Herstellern – einschließlich der aktuellen technischen Merkblätter und Produktinformationen sofern verfügbar.

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