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Kunstharzputze

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Kunstharzputze

Vor rund 60 Jahren kam der erste Kunstharzputz auf den Markt. Heute ist der Dispersionsputz immer noch zeitgemäß.

Aufgrund seiner Materialeigenschaften ebenso wie hinsichtlich optischer Anforderungen ist Kunstharzputz immer noch zeitgemäß. Der Dispersionsputz ist als Oberputz auf zahlreichen Untergründen wie beispielsweise innerhalb von Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) nicht mehr wegzudenken. Wann immer robuste Oberflächen mit großer Gestaltungs- und Farbtonvielfalt gefragt sind, ist der Dispersionsputz eine gute Wahl. Dies begründet sich durch die im Folgenden aufgeführten vorteilhaften Werkstoffeigenschaften.

Kaum ein Farbtonwunsch lässt sich mit Dispersionsputzen nicht realisieren. Auch sehr intensive und dunkle Farbtöne sind möglich – selbst auf WDVS.


Die mechanische Widerstandsfähigkeit des Dispersionsputzes ist eines seiner herausragenden Merkmale. Die Schlagfestigkeit eines WDV-Systems wird von den Systemherstellern in der Europäischen Prüfleitlinie ETAG Nr. 004 nachgewiesen. Dispersionsgebundene Systeme (organischer Unter- und Oberputz) im WDVS zeichnen sich durch Stoßfestigkeiten von bis zu 50 Joule aus; zum Vergleich: bei starren Systemen ist bei unter 10 Joule das Ende erreicht. Dispersionsputze als Oberputze im WDVS widerstehen starkem Hagelschlag und anderen Arten mechanischer Belastung (z.B. Ballwurf, unsachgemäß abgestellte Fahrräder etc.) So kann die Optik einer Fassade lange erhalten und das technische Risiko durch das Entstehen von Rissen und Abplatzungen minimiert werden. Auch die herkömmliche Lösung durch Anbringen einer harten Putzträgerplatte (sog. Vandalenplatte) im unteren Bereich einer Fassade wird immer mehr durch spezielle Aufbauten mit dispersionsgebundenen Systemen abgelöst – und dies nicht nur aus wirtschaftlichen Aspekten.

Die mechanische Widerstandsfähigkeit des Dispersionsputzes ist eines seiner herausragenden Merkmale.Fotos: Fachgruppe Putz & Dekor im VdL


Je nach Polymeraufbau der Bindemitteldispersion können Produkte von hart bis kälteelastisch formuliert werden. Polymerdispersionen mit niedrigen Glasübergangstemperaturen (Tg) und vernetzten Anteilen garantieren auch bei niedrigen Temperaturen eine dauerhafte Rissüberbrückung bei gleichzeitig vorhandener hoher Anschmutzresistenz. Feine Untergrundrisse stellen somit für Dispersionsputze kein Problem dar.Dispersionsputze zeigen auf den unterschiedlichsten Untergründen wie z.B. mineralischen und pastösen Unterputzen und Spachtel, Span- und Hartfaserplatten, grundierten metallischen Untergründen oder bereits gestrichenen Flächen eine sehr gute Haftung und heben sich dadurch von starren Systemen ab.

Organisch gebundene Oberputze bieten mit ihrer Farb- und Strukturvielfalt die Möglichkeit, bei der Fassadengestaltung Ästhetik und Funktionalität miteinander zu verbinden.


Nach der Fassadenschutztheorie nach Künzel ist ein Fassadensystem dann funktionstüchtig, wenn in der Zeiteinheit die Fassade durch Diffusion eine größere Menge Wasser abführen, als kapillar aufnehmen kann. Dabei werden folgende drei Forderungen an Beschichtungen gestellt:

w # 0,5 kg/(m2•h0,5)

sd # 2,0 m, wobei:

w • sd # 0,1 kg/(m•h0,5)

Diese Forderungen werden von den Dispersionsputzen erfüllt. Mit einem sd-Wert von 0,05 bis 0,5 sind Dispersionsputze als hoch bis mittel wasserdampfdurchlässig zu bezeichnen. Der sd-Wert eines 2 cm dicken Edelkratzputzes ist vergleichbar mit dem sd-Wert eines Dispersionsputzes. Gemäß den Klassen nach DIN EN 1062-1:2004 liegt die Wasserdurchlässigkeit von Dispersionsputzen bei W3 niedrig mit einem Wert von # 0,1 kg/(m²h0,5). Die Eingruppierung in diese Klasse bedeutet: die Fassade ist sicher vor dem Eindringen von Wasser geschützt.Dispersionsputze können so formuliert werden, dass sie schwer entflammbar (Baustoffklasse B1, geprüft nach DIN 4102, Teil 1) sind und damit bis zu Gebäudehöhen von 22 m verwendet werden können. Prüft man das Brandverhalten nach der Europäischen Norm der EN 13501-1 auf WDVS, bestehend aus Mineralwolleplatten oder Lamellen kann das System sogar als nicht brennbar (A2-s1,dO) eingestuft werden.


Dispersionsputze werden gebrauchsfertig auf die Baustelle geliefert (im Eimer oder Silo), die Verarbeitung kann manuell oder maschinell erfolgen. Der Einsatz von Silo- und Maschinentechnik ermöglicht ein rationelles und wirtschaftliches Arbeiten bei großen aber auch kleineren Objekten. Gleichzeitig wird die körperliche Belastung des Verarbeiters reduziert. Als praktisch erweist sich bei der maschinellen Verarbeitung, dass das Material über Nacht in der Maschine belassen und die Arbeit am nächsten Tag sofort fortgesetzt werden kann. Dispersionsputze trocknen rein physikalisch durch Wasserverdunstung. Dies bedeutet auch, dass die Durchtrocknung bei warmem und trockenem Wetter schneller abläuft als bei feuchtem und kaltem Wetter. Mittlerweile sind speziell formulierte Dispersionsputze in der Lage, auch bei kalten Temperaturen (bis +1° C) und hohen Luftfeuchtigkeiten gute Ergebnisse in der Frühregenfestigkeit zu zeigen.

Die gestalterische Vielfalt beim Einsatz von organisch gebundenen Oberputzen ist nahezu grenzenlos.
· Farbtöne: Kaum ein Farbtonwunsch eines Kunden bzw. ein Farbkonzept eines Architekten lässt sich heute nicht mit Dispersionsputzen realisieren. Selbst dunkle, intensive Farbtöne sind in der Fassadengestaltung längst Realität. Durch die gezielte Auswahl von Pigmenten und Systemkomponenten sind beim WDVS heute auch Hellbezugswerte von kleiner 20 realisierbar.
· Strukturen + Effekte: Mit Dispersionsputzen lassen sich neben den traditionellen Strukturen, wie beispielsweise Kratz-, Scheiben-, Rillen-, Roll-, Modellier-, Filz- oder Spritzputzstruktur – in Kornstärken (je nach Putz) von <1 bis 6 Millimeter –, auch neuartige effektvolle Oberflächen realisieren (z.B. durch das Einblasen von unterschiedlichen dekorativen Materialien wie Glimmer, natürlichen und kolorierten Körnungen sowie Siliziumcarbid.


Die frühere Bezeichnung „Kunstharzputz” führte leicht zur negativen Assoziation mit dem „Künstlichen”. Doch der Kunstharz- bzw. Dispersionsputz ist alles andere als das: ca. 80 Prozent der Bestandteile – Pigmente und Füllstoffe – sind mineralischer Natur. Gebunden werden diese durch leistungsfähige, moderne wässrige Polymerdispersions-Bindemittel. Diese Dispersionen zeichnen sich neben ihrem ausgezeichneten Bindevermögen u.a. durch ihre geringe Wasseraufnahme, hohe Alkalibeständigkeit, hohe Dehnfähigkeit, geringe Anschmutzneigung u.v.m. aus. Dispersionsputze sind auf Basis wässriger Bindemittel formuliert und enthalten heute nur noch sehr geringe bis gar keine Anteile an organischen Lösemitteln (aromatenfrei!). Oftmals sind nur noch in Außenputzen geringe Anteile an Filmbildungshilfsmitteln vorhanden, während im Innenbereich i.d.R. emissionsminimierte Dekorputze Anwendung finden.
Auch der Thematik „Nachhaltigkeit” werden Dispersionsputze gerecht. Die ökologische Bewertung von organischen Putzen kann beispielsweise mittels EPDs (Environmental Product Declaration) erfolgen. Diese dienen als Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen. Architekten und Planer erhalten durch eine EPD Kennzahlen und Datensätze, die unter anderem zur Berechnung von Energie- bilanz, Umweltverträglichkeit und Nutzungsphase eines Gebäudes wichtige Voraussetzungen sind.
Kaum ein Farbtonwunsch bzw. ein Farbkonzept lässt sich heute nicht mit Dispersionsputzen realisieren

Fotos: Fachgruppe Putz & Dekor im VdL
Volker Kirste/Günter Nosbüsch/Anja Klumpp , Technischer Arbeitskreis der Fachgruppe Putz & Dekor im VdL
Quelle: Malerblatt 03/2013
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