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VOC-Richtlinie: Südwest

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VOC-Richtlinie: Südwest

Südwest stellt auf Basis der neu entwickelten „Dendrimer-Technologie“ Bautenlacke mit verringertem Lösemittel-Anteil her.

Bautenlacke mit verringertem, VOC-gerechten Lösemittel-Anteil, die sich dennoch wie konventionelle Typen verarbeiten lassen. Dr. Klaus Müller, Produkt-Manager bei Südwest Lacke + Farben (Böhl-Iggelheim), berichtet über die Entwicklung und die Eigenschaften der neuen Generation.

Seit diesem Jahr gilt die zweite Stufe der VOC-Richtlinie. Sie begrenzt den Lösemittelanteil in Lacken auf 300 Gramm pro Liter. Viele Produkte mussten daher angepasst werden – keine leichte Aufgabe.

Durch die Verringerung der Lösemittelanteile um immerhin 25 Prozent bei Malerlacken wurde zum Beispiel die komplette Überarbeitung des All-Deck Lack-Sortimentes erforderlich. Sinkt der Lösemittelanteil, müssen zwangsläufig die Festkörperanteile also Bindemittel und/oder Füllstoffe entsprechend erhöht werden. Die Herausforderung war also, auch mit weniger Lösemittel gute Verarbeitungseigenschaften zu ermöglichen. Der Vergleich mit einem Kuchenteig verdeutlicht das Problem: Mehr Mehl (Füllstoff) macht den Teig klumpig und zäh. Zu viel Butter (Bindemittel) macht ihn fettig und schwer verdaulich. Bei Lacken führten die ersten Versuche mit mehr Füllstoffen zu zähen Lacken mit schlechtem Verlauf. Wurde der Bindemittel-Anteil hochgefahren, trockneten die Lacke deutlich langsamer. Hier war die Abteilung „Forschung und Entwicklung“ gefordert: Südwest setzt jetzt eine neue Bindemittel-Generation auf Alkydharzbasis ein. Diese bildet kugelförmige (griechisch: dendrimere) Polymere, also keine kettenförmigen wie die bisherigen Alternativen. Sie lassen einen deutlich geringeren Lösemittelanteil zu, ohne wichtige Lackeigenschaften negativ zu beeinflussen.

 


 

Lässt sich die neue Technologie in allen Farbtönen realisieren oder beeinflusst auch das Pigment die Lack-Qualität?

 

Bei den All-Deck Lacken haben wir einen besonders hohen Anspruch an das Deckvermögen. Bei kritischen Farbtönen wie Gelb oder Rot sind deshalb relativ hohe Pigment-Zugaben notwendig, wodurch natürlich auch die Verarbeitungseigenschaften der Lacke beeinflusst werden. Durch Einsatz der Südwest-„Lack-in-Lack-Technologie“, bei der zur Farbgebung keine Universalpasten, sondern systemverträgliche Lackkonzentrate eingesetzt werden, konnte auch dieses Problem gelöst werden. Die Deckkraft der All-Deck Lacke ist unabhängig vom Farbton höher als bei vielen konventionellen Lacken, ohne Einbußen bei den Verarbeitungseigenschaften.

Haben sich auch Eigenschaften gegenüber früher verändert?

Tatsächlich zeigen alle im Markt angebotenen Lacke der neuen Generation ein etwas verändertes Trocknungsverhalten. Tests ergaben, dass die Oberfläche bei ungünstigen Bedingungen abbindet, bevor die Lösemittel aus den unteren Lackschichten entweichen können. Dies kann bei starkem Wind oder hohen Temperaturen in Kombination mit hohem Materialauftrag passieren. Die Flächen bleiben dann recht lange weich, in Extremfällen kann es auch zu Oberflächenstörungen kommen. Zur Vermeidung dieser Probleme empfehlen wir Schichtstärken von maximal 80 bis 100 Mikrometer pro Arbeitsgang und die Einhaltung der empfohlenen Trockenzeiten bei Mehrschicht-Aufbauten. Eine weitere Veränderung gegenüber früher ist der etwas längere Zeitbedarf zur Ausbildung des Glanzgrades bei Seidenglanzlacken.

Dann hat die VOC-Richtlinie die vom Gesetzgeber gewünschte Wirkung erzielt?

Richtig. Alte, stark lösemittelhaltige Bautenlacke dürfen nicht mehr hergestellt und nur noch bis Jahresende verkauft werden. Das begrüßen wir, denn dass Lösemittelemissionen unter ökologischen Gesichtspunkten möglichst zu reduzieren sind, steht außer Frage. Die Richtlinie hat die Forschungsarbeit der Industrie in lösemittelreduzierte und wasserbasierende Lacksysteme intensiviert – und Unternehmen, die sich dieser Aufgabe verantwortungsbewusst stellten, führen ein regelkonformes, umweltfreundliches Produktprogramm.

Quelle: Malerblatt 11/2010
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