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Übersicht Innendämmsysteme

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Übersicht Innendämmsysteme

Mit Innendämm-Systemen können Gebäude energetisch saniert werden, bei denen eine außenseitige Dämmung unmöglich ist.

Es gibt sie immer noch, die Bauschaffenden, die eine Innendämmung kategorisch ablehnen. Und das, obwohl die Vorteile einer jeden Dämmmaßnahme auf der Hand liegen: Heizenergie lässt sich einsparen, die Behaglichkeit wird spürbar gesteigert und Schimmelbildung kann (bei sachgemäßer Ausführung) vermieden werden. Die Widersacher einer Innendämmung werden jetzt anmerken, dass alle diese Vorteile auch auf eine Außendämmung zutreffen. Und dem ist nichts entgegenzusetzen. Doch nicht an jedem Gebäude ist nun einmal eine Außendämmung möglich oder sinnvoll.

Sollen Gebäude mit denkmalgeschützten oder erhaltenswerten Fassaden energetisch saniert werden, gibt es überhaupt keine Alternative zu einer Innendämmung. Doch auch bei Gebäuden, die nicht mit einer schmucken Fassade aufwarten können, kann eine Außendämmung unmöglich sein, etwa dann, wenn durch Grenzbebauung oder die geforderte Einhaltung von Gebäudefluchten keine ausreichende Dämmstoffdicke auf der Fassade angebracht werden kann. In anderen Fällen ist für eine Außendämmung kein ausreichender Dachüberstand vorhanden oder herstellbar.

Neben den gebäudeseitigen K.-o.-Kriterien für eine Fassadendämmung gibt es auch solche, die auf Uneinigkeit der Gebäudebesitzer beruhen. Man denke nur an ein Mehrfamilienhaus, das sich im Gemeinschaftseigentum befindet. Der eine Eigentümer sieht die Notwendigkeit einer energetischen Sanierung, der andere will nichts davon wissen. Dann bleibt für den Sanierungswilligen häufig keine Alternative zu einer Innendämmung.

Und dann gibt es tatsächlich auch Gebäude, bei denen eine Innendämmung sogar sinnvoller ist als eine außenseitige. In Gebäuden, die nur temporär genutzt werden, wie beispielsweise Kirchen, Vereinsheime oder Ferienhäuser, ermöglichen Innendämmungen ein wesentlich schnelleres Aufheizen, da der massive Wandaufbau nicht miterwärmt werden muss.

Bauphysikalische Grundlagen

Das Ziel einer jeden Dämmmaßnahme ist immer eine energetische Verbesserung der Konstruktion. Das verbaute Material sowie die Materialstärke ergeben den Wärmedurchlasswiderstand R sowie den Wärmedurchgangskoeffizienten U. In Abhängigkeit von diesen Werten wird die Dämmstoffstärke bestimmt. Die hohen Anforderungen der EnEV 2009 sind bei Bestandsgebäuden – und in diesen werden Innendämmungen sehr häufig eingebaut – aber nicht immer realisierbar. Denn bei einer Innendämmung gilt der Grundsatz „je dicker, desto besser” nicht in jedem Fall. Mit zunehmender Dämmstoffdicke steigen die bauphysikalischen Risiken, eine maximale Dämmstoffdicke ist also nicht automatisch die beste Lösung. Sind die Standards der EnEV 2009 nicht umzusetzen, ist das Ziel dann der Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2. Der Mindestwärmeschutz dient der Verhinderung von Oberflächenkondensat (und damit von Schimmelbildung) und soll ein für die Bewohner hygienisches Raumklima sicherstellen sowie die thermische Behaglichkeit verbessern.

Ungedämmte Wände weisen bei kühlen Außentemperaturen auf der raumseitigen Oberfläche nämlich eine deutlich geringere Temperatur als die Raumluft auf. Diese Temperaturdifferenz wird vom Menschen als unangenehm empfunden, weil der Körper Strahlungswärme an die kalte Oberfläche verliert. Durch die Anbringung einer Innendämmung erhöht sich die Temperatur auf der Wandoberfläche, die Temperaturdifferenz zwischen Lufttemperatur im Raum und Oberflächentemperatur der Wand reduziert sich auf einen geringen Wert. Gleichzeitig werden Zuglufterscheinungen vermieden. Der menschliche Körper empfindet dadurch – selbst bei einer geringeren Raumlufttemperatur! – eine größere Behaglichkeit.

Die klassische Vorsatzschale ist äußerst flexibel. Sie kann auch auf unebenen oder nicht haftenden Untergründen angewandt werden, verfügt über eine gute Dämmleistung und verbessert die Schallschutzwirkung der Massivwand wirkungsvoll.

Wie alle Dämmmaßnahmen verändert auch eine Innendämmung die Bauphysik eines Gebäudes. Daher muss gerade in der Gebäudesanierung die Bestandsaufnahme sehr sorgfältig erfolgen und das System exakt auf die Situation abgestimmt werden. Durch die Anbringung eines Innendämmsystems wird der Wärmetransport vom Innern durch die Wand hindurch nach außen erheblich reduziert. Das Temperaturgefälle verschiebt sich in der Wand. Das Mauerwerk kühlt bei niedrigen Außentemperaturen stärker aus und im Mauerwerk vorhandene Feuchtigkeit trocknet langsamer ab. Dem Feuchtemanagement muss deshalb besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. So stellt etwa Schlagregen eine hohe Belastung für die Konstruktion dar. Ein funktionierender Schlagregenschutz (Außenputz, wasserabweisende, diffusionsfähige Beschichtung, Verblender, Bekleidung, …) ist für innengedämmte Wände daher unabdingbar. Ebenso muss aufsteigende Feuchtigkeit ausgeschlossen werden. Im Bedarfsfall müssen vor der Innendämmung geeignete Maßnahmen zur Vermeidung von aufsteigender Feuchtigkeit getroffen und das Mauerwerk ausgetrocknet werden.

Da konstruktive Wärmebrücken zu kälteren Bauteiloberflächen führen und diese wiederum zur Kondensatbildung neigen, gilt es Wärmebrücken zu beseitigen. Einbindende Decken und Innenwände sollten deshalb mit geeigneten Detaillösungen (z.B. Dämmkeil) gedämmt werden.

Schwere Feuchteschäden können durch die Hinterströmung von warmer Raumluft auf die kalte Seite (Rückseite) der Dämmung und daraus resultierender Kondensatbildung entstehen. Aus diesem Grund ist die luftdichte Ausführung (etwa durch vollflächiges Verkleben der Dämmplatten oder andere geeignete Maßnahmen) eine der wichtigsten Anforderungen bei der Planung und Ausführung von Innendämmungen.


Welches System?

Nachdem die Entscheidung für eine Innendämmung gefallen ist, muss noch festgelegt werden, welches System eingesetzt werden soll. Hier sind mittlerweile unzählige Systeme, die sich in der Art des Dämmstoffs, der Verarbeitung, ihres Aufbaus und insbesondere hinsichtlich ihres Diffusionsverhaltens unterscheiden. Bei letzterem unterscheidet man prinzipiell zwei Varianten: diffusionsdichte bzw. diffusionsgebremste (oder diffusionshemmende) und diffusionsoffene (oder kapillaraktive) Systeme.

Diffusionsdichte und diffusionsgebremste Systeme

Mithilfe geeigneter Materialien und Konstruktionen wird bei diffusionsdichten Systemen das Eindringen von Feuchtigkeit von der Raumseite her in den Dämmstoff verhindert. Diffusionsdichte Kunststoffschäume beispielsweise, Dampfbremsfolien oder entsprechende Beschichtungsstoffe verhindern den Dampfdiffusionsstrom in die Wand hinein. Der Diffusionswiderstand der Dampfbremsfolie muss dabei ausreichend groß sein, damit es nicht zu einer Kondensatbildung an der kalten Seite der Dämmung und damit zu einer möglichen Beeinträchtigung sowohl der Bestandskonstruktion, als auch des Dämmstoffes und dessen Dämmwirkung kommen kann. Eine solche Ausführung ist prinzipiell Stand der Technik, erfordert jedoch große Sorgfalt bei der Ausführung, insbesondere an den Folienstößen, bei Anschlüssen (Fenster, Türen, Fußboden, Decke) sowie Durchdringungen (Rohrleitungen, Steckdosen, etc.). Innendämmungen mit Dampfbremsen weisen trotz schlanker Aufbauten sehr gute Dämmeigenschaften auf. Bei fehlerfreier Ausführung bieten sie einen zuverlässigen Feuchteschutz von innen und können so auch in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit (z.B. häuslichen Bädern und Küchen) eingesetzt werden.

Bei dampfdichten Dämmplatten wird keine separate Folie eingebaut, sondern der Dämmstoff selbst ist praktisch dampfdicht wie z. B. Schaumglas oder Vakuumpaneele. Die Dämmplatten werden vollflächig auf den Untergrund verklebt und können auf der Raumseite verputzt, beschichtet oder verkleidet werden. Die Gefahr von Beschädigungen oder Ausführungsfehlern gegenüber Systemen mit Dampfbremsen ist bei einer Dämmung aus Schaumglas geringer, allerdings bei einer Dämmung mit Vakuumpaneel zumeist höher. Insbesondere bei Begrenzung von Dämmstoffdicken, wie in Fensterleibungen, Heizkörpernischen oder filigranen Baukonstruktionen, kann der Einsatz von teuren Dämmstoffen wie etwa Vakuumdämmplatten aber dennoch zweckmäßig

Diffusionsdichtend

Ein Nachteil diffusionsdichter Systeme ist, dass eine solche Wandkonstruktion kaum zur Abpufferung von Raumluftfeuchteschwankungen beitragen kann, die in Gebäuden ohne raumlufttechnische Anlagen nur über einen Fensterluftwechsel kompensiert werden können. Konsequentes und richtiges Lüften ist bei einer derartigen Innendämmung daher unerlässlich. Außerdem wird die Austrocknung der Bestandskonstruktion nach innen, wie sie im Sommer sonst möglich wäre, verhindert, die insbesondere bei Ziegel- und Fachwerkkonstruktionen notwendig ist. Beispiele für dampfdichte Innendämmsysteme sind Vakuumisolationspaneele (z.B. weber.therm Vakuum Innendämmsystem), Schaumglas (z.B. Foamglas), Hartschaumplatten mit einer entsprechenden Kaschierung (z.B. Aluminium) oder Beschichtung (z.B. Styrodur Innendämmsystem in Verbindung mit einer Fliesenbekleidung) oder Dämmstoff (wie z.B. Mineralwolle, Holzfaserplatten, Zellulose, Hanf, Flachs, Schafwolle) mit dicht ausgeführter Dampfsperre.

Diffusionsgebremsend

Diffusionsgebremste Systeme sind ähnlich aufgebaut wie diffusionsdichte Systeme. Eine feuchteadaptive Dampfbremse, die anstelle einer konventionellen eingesetzt wird, besitzt einen variablen Diffusionswiderstand und stellt sich auf die umgebende relative Luftfeuchtigkeit ein. Im Winter, wenn die Tauwassergefahr steigt, verhindert sie das Eindringen von feuchter Raumluft in die Konstruktion, im Sommer ist sie diffusionsoffen und fördert damit die Austrocknung des Bauteils zum Raum hin. Auf den Einbau einer separaten Dichtungsebene kann verzichtet werden, wenn der Dämmstoff selbst einen hohen Diffusionswiderstand aufweist.

Diffusionshemmend

Diffusionshemmende Systeme sind anwendungssicherer als übliche Konstruktionen mit einer einfachen Dampfbremse, da sie noch eine Rücktrocknung von Feuchte aus der Konstruktion ermöglichen. Beispiele für diffusionshemmende Innendämmungen sind Hartschaumplatten (z.B. weber.therm EPS Innendämmsystem, Styrodur Innendämmsystem), Verbundplatten aus EPS und Gipskarton (z.B. Knauf InTherm , Rigitherm 032), Verbundplatten aus Gipskarton und Mineralwolle, wenn eine Dampfbremse integriert ist (z.B. Rigitherm MW), Holzwolle-Mehrschichtplatten mit integrierter Dampfbremse (z.B. Tektalan TK-DB von Knauf Insulation) oder eine Vorsatzschale mit Mineralwolledämmung und feuchtevariabler Dampfbremse.

Der Anteil an kapillaraktiven Innendämmsystemen steigt stetig. Durch ihren durchweg diffusionsoffenen Aufbau können sie Feuchtespitzen in der Raumluft abpuffern.

Diffusionsoffene, kapillaraktive Systeme

Der Anteil kapillaraktiver Systeme am Dämmstoffmarkt ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Diese Systeme kommen ohne Dampfsperre bzw. Dampfbremse aus. Sowohl der Dämmstoff als auch die Endbeschichtung sind wasserdampfdurchlässig. Anfallende Feuchtigkeit aus der Raumluft wird aufgenommen, im System zwischengespeichert und bei niedriger Raumluftfeuchte wieder in den Raum abgegeben. Feuchtespitzen in der Raumluft werden so abgepuffert und das Raumklima wird positiv beeinflusst. Da punktuell anfallende Feuchtigkeit im Bereich von Wärmebrücken bei kapillaraktiven Innendämmsystemen praktisch ausgeschlossen werden kann, eignen sich diese Systeme auch besonders gut zur Schimmelsanierung.

Bereits seit einigen Jahren existieren auf dem Markt kapillaraktive Innendämmsysteme, die für den Einsatz ohne innenliegende Dampfbremsen empfohlen werden. Die beiden wesentlichen, aber nicht einzigen Werkstoffe sind Calciumsilikat (z.B. Systeme von Calsitherm, epasit, Isotec, Getifix, Zero, …) und sogenannte Mineralschäume (z.B. Systeme von Alligator, Fema, Getifix, Heck, Keim, Knauf Perlite, quick-mix, redstone, Saint-Gobain Weber, Sto, Ytong multipor, Zero, …). Diese äußerst porösen Materialien weisen eine hohe Kapillaraktivität auf ein gutes Sorptionsvermögen auf. Jedoch weisen sie in der Regel eine schlechtere Dämmwirkung auf als dampfbremsende Dämm- systeme. Darum werden seit Jahren große Anstrengungen unternommen, Wärme-dämmstoffe mit hohem Wärmedämmvermögen und gleichzeitiger kapillarer Leitfähigkeit herzustellen. Dazu werden inzwischen unterschiedliche, hochspezialisierte Materialen kombiniert. Remmers etwa vereint in seinem iQ-Therm-System die Anwendungssicherheit bewährter kapillaraktiver Calciumsilikatwerkstoffe mit der hohen Wärmedämmleistung organischer Schäume.

Das Kernprodukt ist eine hoch dämmende Polyurethanschaumplatte mit regelmäßigen, senkrecht zur Oberfläche stehenden Lochungen, die mit einem hoch kapillaraktiven mineralischen Mörtel verfüllt sind. Die Platten werden mit einem abgestimmten mineralischen Klebemörtel auf die Innenwandoberflächen angekoppelt und abschließend mit einem porosierten mineralischen Leichtmörtel überputzt. Selbst mit einer 30 Millimeter schlanken Platte wird bei diesem System ein sehr niedriger Lambda-Wert (Wärmeleitwert) sowie eine kapillare Feuchtetransportfähigkeit erzielt, die alle zu erwartenden Feuchtegehalte der Konstruktion abtransportieren kann.

Kapillaraktive Innendämmsysteme lassen sich außer mit den genannten Dämmstoffen auch mit Holzfaserdämmplatten (z.B. von Gutex, Pavatex, …) erzielen.


Das iQ-Therm-System von Remmers vereint die Anwendungssicherheit kapillaraktiver Systeme mit der hohen Wärmedämmleistung organischer Schäume: eine gelochte Polyurethan-schaumplatte in Verbindung mit mineralischen Mörteln macht’s möglich.


Alternativen zur Platte

Überall dort, wo es zu kompliziert, umständlich oder zu aufwendig wäre, Dämmplatten aufzubringen, etwa bei Rundungen, in Altbauten mit unebenem Mauerwerk, Fachwerkbalken oder in schwer zugänglichen Ecken, müssen andere Dämmstoffformen eingesetzt werden. Neben Dämmschüttungen oder Einblasdämmungen kommen hier vor allem Dämmputze zur Anwendung. Dämmputze sind mit rein mineralischer Zusammensetzung oder mit einem organischen Leichtzuschlag erhältlich. Während es sich beim Zuschlag für die rein mineralischen Dämmputze meist um das Vulkangestein Perlit handelt, wird als organischer Leichtzuschlag in der Regel extrudiertes Polystyrol (EPS) verwendet. Rein mineralische Dämmputze werden beispielsweise von Getifix, Heck, Klimasan Perlit, quick-mix oder Redstone angeboten. EPS-Dämmputze haben u.a. Dracholin, Heck, quick-mix, Sakret, Schwenk, Saint-Gobain Weber, … im Programm.

Mit Dämmputzen lassen sich Unebenheiten im Untergrund problemlos ausgleichen. Beim Einsatz als Innendämmung bringt dies den Vorteil mit sich, dass keine Hohlräume entstehen, in denen sich Kondensat bilden bzw. ansammeln kann. Dämmputze passen sich zudem jeder beliebigen geometrischen Form an und das Erscheinungsbild historischer Putzflächen lässt sich mit ihnen ebenfalls nachbilden. Dass Dämmputze dennoch nur selten eingesetzt werden, liegt an ihrer, im Vergleich zu anderen Dämmstoffen, hohen Wärmeleitfähigkeit. Dämmputze mit organischen Zuschlägen weisen eine Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,065 bis 0,080 W/mK auf, bei solchen mit anorganischen Zuschlägen liegt sie gar zwischen 0,075 und 0,10 W/mK. Das bedeutet, dass relativ hohe Schichtdicken aufgebracht werden müssen, um die gewünschte bzw. vorgeschriebene Dämmwirkung zu erzielen.

Aerogel-Dämmplatten weisen extrem niedrige Wärmeleitwerte auf, da sie kleinste Poren besitzen.

Hightech für die Wand

Diese Nachteile gehören mit einem in der Schweiz entwickelten neuen Dämmputz der Vergangenheit an (vergleiche auch Malerblatt 3/2013, Seite 52). Die Schweizer Materialforschungsanstalt Empa und der Schweizer Putzhersteller Fixit AG haben auf Basis von Aerogel gemeinsam einen Putz entwickelt, der mehr als doppelt so gut isoliert wie heute übliche Dämmputze. Aerogel besteht zu rund fünf Prozent aus Silikat, der Rest ist Luft. Das Material wurde bereits in den Sechziger-Jahren zur Isolierung von Raumanzügen eingesetzt. Bis der Stoff in einem Putz alltagstauglich war, galt es für den Empa-Bauphysiker Thomas Stahl und seinen Kollegen Severin Hartmeier von Fixit einige technische Probleme zu lösen.

Aerogel-Kügelchen sind extrem leicht und lassen sich zwischen den Fingern problemlos zerbröseln. Nach kurzem Reiben bleibt von den Kügelchen nur noch ein feines Pulver. Bis der Putz wirklich für die Anwendung in Putzmaschinen tauglich war, bedurfte es einer Reihe von Versuchen, sowohl im Labor als auch in der Freibewitterung. Für Thomas Stahl liegen die Vorteile eines Dämmputzes bei der Innendämmung auf der Hand: „Eine Innenverkleidung aus Dämmputz lässt sich wesentlich schneller aufbringen. Außerdem liegt der Putz direkt auf dem Mauerwerk auf und lässt keine Lücken, in denen Feuchtigkeit kondensieren kann.” Die Ausdauer von Thomas Stahl und Severin Hartmeier wurde schließlich belohnt. Seit Anfang 2013 ist der baustellentaugliche Putz in der Schweiz erhältlich, 2014 soll er auch in Deutschland zu haben sein.

Doch nicht nur in Form eines Putzes hat das Hightech-Material Aerogel die Innendämmung revolutioniert. Sto brachte bereits im Herbst 2011 eine Innendämmplatte auf den Markt, die ebenfalls auf einer Aerogel-Technologie basiert. Diese Technologie ermöglicht die Herstellung von Dämmstoffen mit mikroskopisch kleinen, offenporigen Strukturen. Die Hohlräume sind dabei so klein, dass die darin enthaltenen Luftmoleküle in ihrer wärmeleitenden Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkt werden. Daraus resultiert der extrem niedrige Wärmeleitwert der innovativen Dämmplatten von 0,016W/mK. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Platten eine extrem hohe Dämmwirkung besitzen und bereits mit extrem dünnen Platten (je nach Wandbildner zwischen 15 und 40 Millimeter) die gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden können. Die nutzbare Raumfläche wird bei einer derartigen Innendämmung kaum beeinträchtigt. Doch auch in Kombination mit bewährten Dämmsystemen kann die neue Innendämmung ihre Vorteile ausspielen, beispielsweise in engen Leibungen oder Heizkörpernischen, die so ebenfalls höchst effizient gedämmt werden können.


Wachsender Markt

Innendämmungen sind keineswegs überholt und bei fachgerechter, sorgfältiger Ausführung ebenso wenig riskant. Innovative Systeme machen Innendämmungen nicht nur sicherer, sondern auch effizienter. Vor allem aber dürfte die Innendämmung ein Zukunftsmarkt sein. Dr. Wolfgang Setzler, Geschäftsführer des Fachverbands WDVS, dem auch die führenden Hersteller von Innendämmsystemen angehören, schätzt, dass allein in Deutschland rund 300 Millionen Quadratmeter Wandfläche für eine Innendämmung bereitstehen. Doch damit nicht genug. Dr. Setzler sieht einen weiteren Aspekt, weshalb der Maler gut daran tut, Innendämmungen in seine Angebotspalette aufzunehmen: „Die Renovation von Innenräumen und somit auch die Innendämmung sind in Zukunft ein wachsender Markt, denn innen wird viermal so häufig renoviert wie außen.” Und wo ohnehin renoviert wird, da ist eine Innendämmung besonders wirtschaftlich. Allein in Deutschland stehen rund 300 Quadratmeter Fläche für eine Innendämmung bereit.

Verbundplatten bestehen aus einer Gipskartonplatte, auf die ein Dämmstoff aufkaschiert ist. Neben EPS, wie hier, kann auch Mineralwolle zum Einsatz kommen.

 

Susanne Sachsenmaier-Wahl
Fotos: Knauf, Redstone, Remmers, Sto
Quelle: Malerblatt 11/2013
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