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Fachwerkhausdämmung

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Fachwerkhausdämmung

Das „Klinikum am Weissenhof“ wurde 1903 als Königliche Heilanstalt gegründet und ist heute eine moderne Psychiatrie.

Der Klinikbetrieb ist in 81 Gebäuden untergebracht. Die ältesten Häuser stammen aus der Gründerzeit von 1903, darunter auch das „Schlössle”. Das Fachwerkgebäude sollte energetisch saniert, die erhaltenswerte Fachwerkfassade in ihrer Optik aber erhalten bleiben. Deshalb kam für die energetische Aufwertung des Gebäudes nur eine Innendämmung in Frage.

Berechnungen

Das Bauwerk besteht aus 14 Zentimeter starkem Fachwerk. Die Gefache wurden seinerzeit mit Vollziegeln in gleicher Dicke ausgemauert. Im Zuge der energetischen Instandsetzung wurden teilweise neue Gefache mit Hochlochziegeln eingesetzt. Der Anteil des Holzes an der Gesamtfassade beträgt ca. 20 Prozent. Das viergeschossige Hauptgebäude war neu gestrichen und machte einen intakten Eindruck.

Um den dauerhaften Erfolg einer energetischen Gebäudesanierung zu gewährleisten, müssen Tauwasserbildung, Schlagregenbelastung, aufsteigende Feuchte und eingebrachte Baufeuchte der Konstruktion beachtet werden. Das Ziel ist die Vermeidung der bekannten Schäden, wie Schimmelbefall, Holzfäule, Salzausblühungen und Putzabplatzungen. Deshalb wurde die TU Dresden, Institut für Bauklimatik, mit der Durchführung von Simulationsrechnungen beauftragt. Das Ziel: eine hygrothermisch sichere und schadensfreie Ausführung, verbunden mit der Fragestellung, welche Plattenstärke zur Anwendung gelangen soll.


Die Berechnungen ergaben, dass der ungedämmte Wandquerschnitt für Holz und Ziegel den heutigen Mindestwärmeschutz nicht erfüllt. Alle gedämmten Varianten erfüllen hingegen den Mindestwärmeschutz für die DIN-Klimarechnung. Auf der ungestörten Wand kann mit einer Innendämmung ab 30 Millimetern Dämmstärke eine Schimmelbildung bei normalem Raumklima ausgeschlossen werden, da die minimale Oberflächentemperatur für Innenwandoberflächen bei bewohnten Räumen von 12,6 Grad Celsius, gemäß DIN 4108, erreicht wird.

Die Kondensatmenge in der Konstruktion steigt mit zunehmender Dämmstoffdicke, bleibt aber in einem zulässigen und unkritischen Bereich. Die Temperaturdifferenz zwischen der Rauminnen- und der Oberflächentemperatur beträgt bei der schlanksten Dämmvariante für die Ziegelkonstruktion vier Grad Celsius. Dies ist gefühlt im akzeptablen Bereich. Eine Temperaturdifferenz von nur drei Grad Celsius ließe sich mit einer 50 mm-Dämmplatte bei der Ziegelkonstruktion erreichen. Diese Wahl könnte jedoch vor allem im Bereich der oberen und unteren Außenwandecken Probleme bereiten; denn durch eine dickere Wärmedämmung werden die Temperaturdifferenzen zwischen der Außenwandoberfläche und Außenwand/ Decke-Ecken erhöht.

Daher fiel die Entscheidung auf eine 30 Millimeter dicke Platte. Bestärkt wurde der zuständige Architekt und Bauphysiker durch die Berechnung, die ergeben hatte, dass hiermit die geringste Kondensatmenge und Rissbeanspruchung aus erhöhten saisonalen Temperaturdifferenzen zu erwarten sind. Die Speicherung und Verteilung eindringender Feuchtigkeit in die Konstruktion wurde dem Grundputz zugewiesen, der innen zur Egalisierung der Wände aufgetragen wurde.


Ohne Dampfsperre

Bei der Auswahl des Dämmsystems entschied man sich für eine kapillaraktive Innendämmung, die ohne Dampfsperre auskommt. Der Einsatz konventioneller, dampfsperrender Innendämmsysteme hat sich bei Bestandsbauten als risikoreich und fehleranfällig erwiesen. Die Ursache: Bildung von Feuchtigkeiten durch Diffusion und Konvektion in die Kondensationsebene, die dort verbleibt und Schäden verursacht. Die eingesetzte Innendämmung besteht aus einer hoch dämmenden Polyurethanschaumplatte mit regelmäßigen, senkrecht zur Oberfläche stehenden Lochungen, die mit einem hoch kapillaraktiven, mineralischen Mörtel verfüllt sind. Das verbindet die hohe Kapillarität von Calciumsilikat mit der hohen Wärmedämmleistung organischer Schäume. Zur Regulierung der Raumluftfeuchte wird dieDämmplatte mit einem porosierten, mineralischen Leichtmörtel überputzt – der gleichzeitig als Installations- und Sorptionsschicht dient.

Die kapillaraktive Innendämmung besitzt ein hohes Trocknungspotenzial, was auch bereits vorgeschädigten Bauteilen zugute kommt. Als Feuchtepuffer gewährleistet sie ein angenehmes Raumklima und beugt einer Schimmelbildung vor. Aufgrund der hervorragenden Dämmeigenschaften (Δ ca. 0,031 W/mK) kann hiermit die Wohnbehaglichkeit deutlich angehoben und der Energieverbrauch gesenkt werden.

Christian Behrens, Remmers

 

 


Funktionsprinzip der kapillaraktiven Innendämmung
In der Wandkonstruktion kommt es entweder durch Feuchtetransport im Wärmestrom von innen nach außen zur Kondensatbildung…

Funktionsprinzip der kapillaraktiven Innendämmung
…oder durch äußere Bewitterung, wie z.B. Schlagregen, zur Feuchteenwicklung.

Funktionsprinzip der kapillaraktiven Innendämmung
Aufgrund von Kapillarität wir die Feuchtigkeit zur raumseitigen Oberfläche transportiert und verdunstet dort.

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