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Garage 229, Stuttgart

Inspiration
Garage 229, Stuttgart

Mitten im Herzen von Stuttgart versetzt einen die Garage 229 in die 1930er- Jahre zurück. Das Gebäude ist im Art-déco-Stil gehalten.

In dem Gebäude im Art-déco-Stil sind die Zeichen der vergangenen Zeit gekonnt in Szene gesetzt. Versteckt liegt der beinahe ein Jahrhundert alte Bau mitten in einem Wohngebiet. Ein Abriss und Neubau wären da vielleicht lukrativer gewesen. Doch wo früher Fahrzeuge lackiert und Teile moniert wurden, werden heute Fotomodelle in Szene gesetzt und Veranstaltungen durchgeführt. Denn aus der 1930 erbauten Lackierwerkstatt ist in liebevoller Detailarbeit eine Location mit historischem Charme entstanden.


Eine Herzenssache

Für den Eigentümer Andreas Erhart, dessen Großvater die Werkstatt vor 70 Jahren gegründet hat, kam ein Abriss nie infrage. Auch gegen die private Nutzung entschied er sich bewusst. „Dieses Gebäude hat ein ganz besonderes Ambiente, das wollte ich anderen Menschen nicht vorenthalten.“ In Zusammenarbeit mit Malermeister Peter Böck und dessen Sohn Luca wurde die Werkstatt restauriert und dient heute als Foto- und Eventforum.


Die Reflexion der Zeit

Die Patina ist über die Jahre gewachsen, die Oberflächen erzählen ihre eigenen Geschichten. Eine stilgerechte Restauration, welche den Charakter des Gebäudes hervorhebt, anstatt ihn zu verschleiern, war daher für Erhardt selbstverständlich. Über ein Jahr lang wurde die Garage 229 restauriert, um das volle Potenzial zum Vorschein zu bringen.

Der Malermeister selbst führt keine klassischen Malerarbeiten mehr aus, sondern ist im Set Design tätig. Hauptsächlich erstellt er Bauten und Requisiten für Film- und Fotoproduktionen. Daher war es für ihn ein Leichtes, mithilfe von Imitationen und kreativen Gestaltungstechniken die Garage in ihren Ursprungszustand „zurückzuversetzen“. „Bei der Restauration haben wir sehr darauf geachtet, dass möglichst keiner etwas von den Eingriffen merkt“, so Peter Böck.


Schön, aber alt

Im ehemaligen Lackmischraum könnte man meinen, dass jemand vergessen hätte, den Fußboden zu putzen. Aber dort, wo sich heute die Sanitärräume befinden, sollen die unzähligen Farbkleckse natürlich zu sehen sein. „Wir wollten die Oberflächen genau so erhalten, wie sie über die Jahre hinweg gewachsen sind“, erklärt Peter Böck.

Die Böden wurden daher mit einer 2-K-Epoxidharzversiegelung beschichtet. So sind Risse und Flecken und die damit verbundene Geschichte der ehemaligen Lackiererei heute noch erlebbar. Ergänzt werden die authentischen Böden durch die WC-Kabinen im Shabby-Look. An vergangene Zeiten erinnern auch die gesprungenen und von Einschüssen durchlöcherten Fensterscheiben. Diese zu ersetzen wäre vielleicht das Einfachste gewesen, passte jedoch nicht wirklich ins Konzept. Stattdessen lautete die Lösung: Glasscheiben davorsetzen und neu abdichten, in veralteter Optik natürlich.


So tun, als ob

Was nicht passt, wird passend gemacht – das hat sich der Malermeister wohl bei der neu eingebauten Metalltüre gedacht. Optisch passte diese natürlich nicht in das über die Jahre hinweg gealterte Gebäude. Kurzerhand wurde diese mit einer Rostimitation versehen und ist nun kaum vom Originalbestand zu unterscheiden. Die Bar in der großen Halle sieht aus wie ein massives Element, doch diese Optik täuscht. Unter der Beton-Imitation verbergen sich einfache Sperrholzplatten. Was heute als Theke dient, war dabei ursprünglich eine freischwebende Treppe – ein Überbleibsel von Böcks Arbeit im Set Design.


Industrieller Charakter

Die große Werkhalle mit ihren sechs Meter hohen Decken bildet den Mittelpunkt. Die hohen Sprossenfenster und der durchlaufende Tageslichtgiebel bieten ideale Voraussetzungen etwa für Ausstellungen. Die über die Jahre hinweg gesammelten Requisiten vervollständigen das Bild und verstärken den historischen Charakter.

Die Elemente der alten Werkstatt sind dabei noch genau zu erkennen: vom Meisterbüro über die Lackierkabine bis zu den Farbspritzern auf dem Boden. Und in der Tat lassen sich an jeder Ecke Details aus vergangenen Jahrzehnten entdecken. Alte Tanksäulen, Werkzeugkisten und Leuchtreklame. Und weil dies eine alte Kfz-Lackiererei ist, dürfen auch die Oldtimer nicht fehlen.


Wer etwas Besonderes sieht

„Ursprünglich sollte hier nur ein Fotostudio entstehen“, erzählt Luca Böck, der überwiegend für den organisatorischen Teil der Garage 229 zuständig ist. „Aber es hat sich schnell herauskristallisiert, dass solche Locations auch für Workshops und Tagungen sehr gefragt sind.“ Da verwundert es natürlich niemanden, dass speziell Unternehmen aus der Automobilbranche die ehemalige Werkstatt für Veranstaltungen nutzen.

Weitere Fotos:
www.malerblatt.de

 

Autorin: Evelyn Becker
Bilder: Evelyn Becker und Michael Rehm
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