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Möbeltrends 2010

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Möbeltrends 2010

Die Möbelhersteller zelebrieren 2010 die Rückkehr des Handwerks. Dabei liegen kunstvoll verarbeitete Möbel im Trend.

Kunstvoll verarbeitete Möbel liegen im Trend, aber auch Reeditionen von Klassikern. Die Gegenströmung setzt auf eine Welt des Scheins. Man möchte sich sofort reinkuscheln. Das Sofa „Ruché“ von Inga Sempé ist ideal für gemütliche Stunden. Auf feinen Holzfüßen ruht eine dicke gesteppte Decke. Abwechselnd durch Stiche gehalten oder frei gelassen, bauscht sich der zartgelbe Stoff stellenweise auf, was ihm seine besondere Optik und seinen Namen verleiht. „Ruché“ bedeutet Rüsche, geraffter oder gefältelter Stoff. „Ich wollte in dem Möbel Strenge und Weichheit, etwas Luft und wenig Material verbinden“, sagt die französische Designerin Inga Sempé. Ihr Entwurf für das Möbelunternehmen Ligne Roset steht exemplarisch für einen der neuen Trends im Möbeldesign. Handwerkliches Können und hochwertige Verarbeitung ist unter Herstellern und Gestaltern mehr denn je gefragt. Inga Sempé beispielsweise tüftelte im Nähatelier von Ligne Roset in Briord an der einladend weichen Absteppung, die zwar einfach aussieht, aber dennoch das Ergebnis zahlreicher Versuche ist. Zugute kam ihr dabei, dass eine der Kernkompetenzen ihres Auftraggebers das Steppen von Stoffen ist. Wie sich traditionelles Handwerk ganz modern interpretieren lässt, demonstrieren derzeit nicht wenige neue Entwürfe.


Hohe Handwerkskunst

Das Walliser Jungtalent Philippe Bestenheider zelebriert mit dem Sessel „dS-315“ hohe Schweizer Handwerkskunst. Sein Entwurf für de Sede erhält seine prägnante Form durch eine 26 Meter lange Handnaht. Wie bei einem Schalentier offenbart die umhüllende Haut ein weiches Innenleben mit hohem Komfort. „Seine Nähte sind so gestaltet, dass sie die Sorgfalt der handwerklichen Fähigkeiten von de Sede widerspiegelt“, sagt der Gestalter.
Aus hochwertig verarbeitetem Leder besteht auch ein Entwurf aus der Feder der Berliner Architekten Sauerbruch Hutton. Ihr „Munich Lounge Chair“ wurde ursprünglich für das 2009 eröffnete Museum Brandhorst in München entworfen. Nun wurde der eigenwillige Sessel mit der weit auskragenden Armlehne von Classicon zur Serienreife weiterentwickelt. Von großem Manufaktur-Können kündet auch der Entwurf des Designduos Jehs + Laub für COR. Das Polstermöbelprogramm „Jalis“ ist eine Hommage an eine Orientreise der beiden Stuttgarter Designer. Für ihre „Oase zum Wohlfühlen“ reihten sie Kissen an Kissen. Das arabisch inspirierte Muster des Bezugsstoffs ist nicht aufgestickt, sondern eingewebt – und verändert dadurch sein Rapportmuster je nach Blickwinkel und Lichteinfall. Entwickelt wurde der Stoff mit der renommierten Webmanufaktur Rohi. Die Rückbesinnung auf das Wesentliche steht auch hinter zahlreichen Reeditionen von Klassikern. Allen gemeinsam ist die zeitlose Eleganz. Eine der schönsten Neuauflagen dieses Jahres ist das „Baker Sofa“ des hierzulande noch zu wenig bekannten Designers Finn Juhl. Der Vater des dänischen Designs entwarf das Sofa 1951 für den amerikanischen Möbelhersteller Baker Furniture. Die skulpturalen Formen zeigen deutlich Finn Juhls Faszination für die moderne Kunst. Jetzt wird die Design-Ikone vom dänischen Unternehmen Onecollection neu produziert. Wie damals wird der Stoff von Hand vernäht, die zweigeteilte Polsterung ruht auf einer ebenso eleganten wie leichten Holzkonstruktion.


Charmante Neuauflagen

Einen ganzen Reigen an Neuauflagen hat auch Cassina neu im Programm. Charlotte Perriands Entwürfe aus den Fünfzigerjahren sind charmant wie eh und je. Ihre stapelbaren Tischchen „Petalo“ (1951) bringen die Farben des Regenbogens ins Wohnzimmer. Aufgefächert wie Blütenblätter lassen sich die Beistelltische in zahlreichen Kombinationen zusammenstellen. Von grafischer Kraft ist auch der leichte Sperrholz-Stuhl „Ombra Tokyo“ von Charlotte Perriand. Er wurde 1954 für die Ausstellung „Synthèse des Arts“ in Tokyo entworfen. Als Hommage an das Gastgeberland verweist er auf die japanische Origami-Tradition: Er scheint wie ein gefaltetes Blatt Papier seine Form anzunehmen. Ganz grazil präsentiert sich auch ein anderer Klassiker: Das deutsche Unternehmen Schönbuch hat den „Panton Coatstand“ von Verner Panton neu aufgelegt. Der hohe Garderobenständer aus Draht, 1971 von dem renommierten dänischen Architekten und Designer entworfen, bietet zahlreiche Aufhängemöglichkeiten. Aber auch ganz ohne Kleidung wirkt die taillierte Säule wie eine moderne Skulptur im Entree.
Ein Raumobjekt ist auch die Leuchte „Moonjelly“. Das junge Label Limpalux hat für seine poetischen Lichtobjekte mit ihren organisch anmutenden Strukturen bereits den begehrten Designpreis „Red Dot Design Award“ bekommen. Die Pendelleuchten bestehen aus Edelstahl und in sorgfältiger Handarbeit montierten Papierlamellen, die einen sanft leuchtenden Korpus bilden. Je nach Lichteinfall und Tageslicht verändert sich die Farbwirkung.


Die Kunst der Illusion

Die Gegenströmung zu all der hohen Handwerkskunst und den zeitlosen Klassikern setzt auf die Kunst der Täuschung. „Trickery“, so lautet die Entwicklung, die die Trendexperten der Kölner Möbelmesse vorab formulierten. Die Welt des schönen Scheins wird dort zelebriert. Nichts ist, wie es scheint. Vorreiter des Trends ist die schwedische Designgruppe „Front“ – gerade vom deutschen Magazin „Architektur und Wohnen“ als Designer des Jahres gekürt. Die Objekte der jungen Stockholmerinnen setzen auf die Irritation des Betrachters. So scheint sich auf ihrer Schrankkollektion „Black and White“ für Porro ein zarter Fransenvorhang sanft im Wind zu bewegen. Alles reine Sinnestäuschung: Die Fransen sind nur Dekor. Die „Königinnen der Illusion“ fordern dem Betrachter jedenfalls ganz neue Sichtweisen ab.

Andrea Eschbach
Quelle: Malerblatt 04/2010
 


Möbeltrends 2010
Sofa „Ruché“ von Inga Sempé für Ligne Roset.

Möbeltrends 2010
„Munich Lounge Chair“ von Sauerbruch Hutton für Classicon.

Möbeltrends 2010
Tischserie „Petalo“ von Charlotte Perriand für Cassina.
Möbeltrends 2010
Polstermöbelprogramm „Jalis“ von Jehs + Laub für COR.

Möbeltrends 2010
Sessel „dS-315“ von Philippe Bestenheider für de Sede.

Möbeltrends 2010
Sessel „Tre Pezzi“ von Franco Albini für Cassina.

Möbeltrends 2010
„Baker Sofa“ von Finn Juhl für Onecollection.

Möbeltrends 2010
Schrank „Black and White“ von Front für Porro.
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