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Plan B von Ayse Erkmen

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Plan B von Ayse Erkmen

Wer ein Lehrbuch über Marketing aufschlägt und nach einer Definition sucht, der wird schnell in folgender Form fündig:

Marketing ist die konsequente Ausrichtung des Unternehmens auf die Befriedigung der Bedürfnisse des Kunden und besteht aus einem Mix von vier „P-Bereichen“: Price, Place, Product, Promotion. Price beinhaltet die gesamte Preispolitik, inklusive der Rabatte, Finanzierungsangebote und andere Konditionen. Place meint alles, was mit Vertrieb, den Vertriebswegen und der Logistik zu tun hat. Product umfasst die gesamte Produktpolitik einschließlich Verpackungen und Gestaltung. Und Promotion schließlich richtet sich an das, was klassisch als Werbung, Verkaufsförderung oder PR bezeichnet wird. Dieser Mix soll dazu führen, gegenüber dem Kunden möglichst ein Alleinstellungsmerkmal herauszubilden, mit dem das Unternehmen im Wettbewerb bestehen kann. Natürlich sind alle Bereiche des Marketing-Mix eng miteinander verwoben und müssen zusammenpassen. Eine besondere Form der Werbung besteht darin, dem eigenen Unternehmen oder Produkt ein Alleinstellungsmerkmal dahingehend zu geben, dass es in einem besonderen Umfeld präsentiert wird und dabei seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Viele Unternehmen geben hohe Summen aus, um etwa James Bond im Auto einer bestimmten Marke durch den Urwald fahren zu lassen.

Spektakuläre Referenzprojekte

Eine andere Möglichkeit besteht darin, Referenzprojekte vorweisen zu können, was besonders eindrucksvoll ist, wenn es sich um einen spektakulären Auftrag handelt. Das kann etwa ein Projekt sein, welches den Kunden bekannt ist und damit eine positive Verbindung zum Unternehmen hervorruft. Ein gutes Beispiel dafür ist Caparol mit der Beschichtung der Golden Gate Bridge in San Francisco oder dem Anstrich für das „Vogelnest“-Olympiastadion in Peking: Weltberühmte Bauwerke, die jeder vor Augen hat. Nur sehr wenige Unternehmen haben die Möglichkeit, den eigenen Namen mit derart bekannten Objekten in Verbindung zu bringen. Aber auch Malerbetriebe können einmal, zumindest indirekt, auf die große Bühne der Welt kommen.

Christian Meyer ist Geschäftsführer des gleichnamigen Malerbetriebes in Celle in Niedersachsen. Seinen Betrieb, der 1952 von seinem Großvater gegründet wurde, führt der Maler- und Lackierermeister in der dritten Generation. 2002 hat er die Verantwortung für 35 Mitarbeiter übernommen. Tätigkeitsschwerpunkte der Christian Meyer GmbH aus Celle liegen im Industrie- und Vollwärmeschutz. Darüber hinaus ist das Unternehmen in der Betonsanierung, in Sandstrahlarbeiten sowie im Korrosionsschutz tätig.

Installation

Und dieser Schwerpunkt hat ihm im Frühjahr 2011 einen Auftrag eingebracht, der auch für ein Unternehmen dieser Größe ungewöhnlich ist: Angesprochen wurde Christian Meyer von Berkefeld, einem Unternehmen, für das er seit Langem tätig ist. Das Unternehmen, ein Experte für Wasseraufbereitung für Industrie, Gebäudetechnik und Katastrophenhilfe, wurde von der türkischen Künstlerin Ayse Erkmen beauftragt, eine entsprechende Anlage für die 54. Kunstausstellung in Venedig, der „Biennale“, in diesem Jahr zu liefern. Diese mobile Aufbereitungsanlage, die etwa in Krisenfällen von Hilfsorganisationen verwendet wird, ist der Kern ihrer Installation „Plan B“ für den türkischen Pavillon auf der Ausstellung. Ayse Erkmen vertritt die Türkei bei der diesjährigen Biennale. Die Biennale ist eine der bedeutendsten Kunstausstellungen der Welt. In diesem Jahr nehmen 89 Länder teil, etwa 400.000 Besucher werden erwartet. Das Kunstwerkder türkischen Künstlerin ist ebenso spektakulär wie ungewöhnlich. Denn während der sechs Monate, in denen das Kunstwerkauf der Ausstellung zu sehen ist, ist die Anlage dort auch in Betrieb, indem sie das Wasser aus dem Kanal, der vor dem Ausstellungsraum fließt, ansaugt, reinigt und dann wieder in den Kanal einfließen lässt.

Mit ihrer Installation möchte die 62-jährige Künstlerin die Bedeutung des Wassers als Lebensader für die Stadt herausstellen. „Weil ich aus Istanbul stamme, einer Stadt, die ebenso sehr vom Wasser bestimmt ist wie Venedig, schien es mir naheliegend, das Wasser vor dem Pavillon zum Ausgangspunkt einer ortsspezifischen Installation zu machen“, sagte sie in einem Interview zum Hintergrund ihres Projekts. Zudem sollte mit der Installation für den Betrachter auch eine Verbindung zum menschlichen Blutkreislauf geschaffen werden.


Damit die Berkefeld-Wasseraufbereitungsanlage, die zuvor unter anderem während der letzten Oder-Neiße-Flut in einer Wurstwarenfabrik eingesetzt wurde, zu einem Kunstwerkwird, musste sie entsprechend verändert werden. Ayse Erkmen wollte, dass die Anlage auf Raumgröße ausgedehnt wird und die einzelnen Komponenten durch meterlange, dicke Rohre miteinander verbunden werden. Diese Rohre sollten nach bestimmten Vorstellungen der Künstlerin farbig lackiert werden. Und hier kommt der Malerbetrieb von Christian Meyer wieder ins Spiel. „Für uns sind es zunächst einmal ‚nur‘ verzinkte Stahlrohre, die lackiert werden sollten. Aber üblicherweise spielt die Lackierung natürlich nicht die Rolle, als wenn eine Künstlerin die Vorgaben macht.“

Echte Herausforderung

Die Künstlerin hatte hierfür recht klare Vorstellungen. Auf die Farben angesprochen, sagt sie: „Da bin ich meinem Instinkt gefolgt. Violett erschien mir eine gute Farbe, das schmutzige, salzige Wasser zu markieren. Nach der ersten Reinigungsstufe läuft es durch rote Rohre. In den grünen Segmenten ist das Wasser schon sauber, man kann es zum Duschen benutzen oder zum Wäschewaschen. Für das Trinkwasser wollte ich nicht einfach eine blaue Leitung haben, ich wollte die Harmonie der Farben aufbrechen, so kam ich auf das Türkis.“

Eine echte Herausforderung bestand darin, diese Farbtöne aus dem Pantone Maching System (PMS) auch umzusetzen. Axel Schmidt-Adlung ist Planer und Objektplaner bei Caparol. „Der Malerbetrieb trat an uns heran, um die entsprechende Rezeptur für die Farbtöne zu finden. Zusammen mit unserem Farblabor in Ober-Ramstadt konnten wir dann ein paar Vorschläge machen. Wir mussten ein wenig experimentieren, bis wir die Farbvorgaben der Künstlerin bis auf Nuancen umsetzen konnten.“ Lackiert wurden die Rohre dann mit Capalack Buntlack seidenmatt. „Wir haben die Rohre weiß grundiert und dann zwei Lackschichten aufgebracht. Erreicht haben wir damit die Leuchtkraft, mit der wir dem Kunstobjekt die entsprechende Ausstrahlung gegeben haben“, berichtet Christian Meyer. „Wir wenden diesen Lack bei uns im Betrieb häufig an und haben bislang damit nur gute Erfahrungen gemacht – sowohl was die Verarbeitung, die Farbechtheit und -beständigkeit angeht als auch die Qualität insgesamt.“

Die Installation der türkischen Künstlerin hat auf der Biennale für Aufsehen gesorgt. Viele Journalisten haben fasziniert in den Medien berichtet. Und viele der Besucher werden vor dem Kunstwerkstehen und ihre eigenen Interpretationen und Assoziationen mit der Installation bilden.

 

Foto: Roman Mensing, artdoc.de
Autor: Kai Sonntag
Quelle: Malerblatt 12/2011
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