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imm cologne 2011

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imm cologne 2011

Die Internationale Möbelmesse galt stets als erstes Highlight des Jahres. Doch die Wirtschaftskrise hinterließ ihre Spuren.

Dass 2011 ein frischer Wind durch die Hallen wehte liegt an dem neuen Konzept, das sich Gerd Böse als neuer Geschäftsführer auf die Fahnen geschrieben hat: Drei Messen unter einem Dach zu vereinen. „Durch die Küchenmesse „Living Kitchen“ und der Bündelung von Textilherstellern in der „Pure Textile“ gelang ein Zuwachs von rund 38.000 auf insgesamt 138.000 Besucher“, jubelte er.

Zurück zur Natur

Dem frischen Wind folgte kein Sturm neuer Produktideen, eher Variationen und Ergänzungen bestehender Produkte und Produktfamilien. Gepunktet wurde mit inneren Werten: gesteigerte Funktionen wie drehen, klappen, schwenken, ziehen ebenso wie die Ehrlichkeit des Materials. Der Esstisch „Tadeo“, 2010 für Walter Knoll von dem Wiener Designteam EOOS entworfen, lässt sich nicht nur über eine ausgeklügelte Auszugsmechanik in wenigen Handgriffen vergrößern, sondern in diesem Jahr verwendet der schwäbische Hersteller Massivholz für Tischplatte und Füße und verzichtet auf die bislang eingesetzten Furniere.

Holz ist eins der ehrlichsten Materialien und liegt derzeit wieder im Trend. Die gute alte Eiche erlebt einen wahren Auftrieb. Beim hessischen Designlabel e15 stößt man auf den „Munken Cube“, einen fünfzig Zentimeter hohen Stapel Papier, der einseitig verleimt auf einem Sockel aus massiver Eiche ruht. Die 2.200 Blatt können als Sitz, Tisch, Skulptur oder Notizblock spielerisch verdreht werden. Nussbaumholz und Kirsche halten ihre bisherige Stellung. Das Untergestell des Daybed „Mellow“ besteht aus amerikanischem Nussbaum und ist so filigran gestaltet, dass die entweder in Leder oder Stoff gefertigte Auflage mit Nackenrolle, zu schweben scheint. Damit ist dem Designstudio Formstelle ein zeitlos anmutendes Möbelstück für den deutschen Hersteller Zeitraum gelungen. Hochwertig verarbeitet und in acht Farben bestellbar präsentiert sich der Stuhl „Wogg 50“ des Designers Jörg Boner für Wogg. Der Schweizer Hersteller bietet den stapelbaren Sperrholzstuhl in Esche und Buche an. Eine hölzerne Überraschung zeigt Creation Baumann mit seinem Vorhangstoff „Elwood“. Der ebenfalls in der Schweiz ansässige Textilexperte kombiniert ein transparentes Untergewebe mit applizierten, quadratischen Holzplättchen. Das so entstandene Karomuster spannt sich mit Leichtigkeit großflächig durch den Raum.

Der Wogg 50 ist stapelbar.

 


 

Wer mit offenen Augen über die Messe geht dem fällt auf, Designklassiker standen Pate für viele Neuinterpretationen. Das italienische Unternehmen Cassina setzte sogar unmittelbar auf die Neuauflage der „Authentic Wood“-Designlinie von Le Corbusier. Die in den fünziger Jahren entworfene Kollektion vereint den legendären Hocker LC 1401, einen Konferenztisch, ein Schreibpult und eine farbig lackierte Garderobe.


Die Neuauflage der Authentic WoodDesignlinie von Le Corbusier enthält auch eine Garderobe.

Trendmaterial Leder

Leder behauptet sich in allen Wohnbereichen, überzog Lampen und veredelte Teppiche und Stoffe. Sogar Stuhl- und Tischbeine sind mit Leder überzogen. Ob das notwendig ist, bleibt dem Benutzer überlassen. Ausgefallen ist es jedenfalls. Aufsehen erregte der Lederhocker „Bellows“ bei Walter Knoll. Toan Nguyens Idee, die Funktion durch zusammenknautschen während der Höhenverstellung zu verdeutlichen, ging auf.

Ob Wohnwände, Kleiderschränke und Küchenfronten, Glas kommt nicht aus der Mode. Der zierliche Tisch „Hues“, den das Designkollektiv Outofstock für Ligne Roset entworfen hat, erinnert an die Nierentische der Fünfzigerjahre. Das Modell verbindet jeweils zwei farbige Glaskreise zu einer Schnittmenge, in der sich die Mischfarbe ergibt.

Spiel mit der Farbe

Mehr Mut zur Farbe wäre wünschenswert gewesen. Unter den vorherrschenden Weiß- und Naturtönen stechen Neuheiten wie das pfiffige Sofa „Ploum“ in knalligem Rot sofort ins Auge. Die organische Form aus weichem Schaumstoff erscheint wie eine reife Erdbeere. Genau so hatten sich die beiden Designer Ronan und Erwan Bouroullec das gedacht, als sie für Ligne Roset das legere Sofa entwarfen. Paolo Riva hüllte den komfortablen Fauteuil zur Linie „Ardea“ in ein frisches Apfelgrün. Eine peppige Ergänzung der zeitlosen Entwürfe des österreichischen Unternehmens Wittmann. Spielerisch zeigte sich das Sofa „Easy Pieces“ von Kati Meyer-Brühl dessen farbige Sitzkissen in einem sichtbaren Rahmen aus Ahornholz nach Belieben vertauscht und wieder neu kombiniert werden können. Das lineare Untergestell bleibt unverkleidet, und damit finden die sonst getrennten Kategorien Sofa und Bank in einem Möbel zusammen. Ein Steckspiel zum Kuscheln dachte sich der französische Designer Aurélien Barbry mit seinem Sofaprogramm „Fossa“ für Cor aus, bei dem die Rückenlehnen in spezielle Vertiefungen gesteckt und mit einem Handgriff neu konfiguriert werden können. In den Mulden bleibt Platz für Fernbedienung, Keksdose oder Tageszeitung. Die Farben Petrol, Blau, Türkis und Senf liegen im Trend und assoziieren speziell bei diesem Polstermöbelprogramm einen Hauch von Meer. Die Zeit starrer Garderobeneinrichtungen scheint vorbei. Stefan Diez setzte auf stoffliche Qualitäten und überzog seine Garderobenserie „Dice“ für Schönbuch mit farbig gepolsterten Stoffen von Kvadrat. Die einzelnen Elemente unterschiedlicher Funktion sind nicht nur praktisch, sondern werden dadurch auch wohnlicher.


 

Emotionen wecken

Der italienische Hersteller Cappellini überraschte dieses Jahr weniger mit innovativen Möbeln als mit der Gestaltung seines Messestands. Die frischen Blautöne an Wänden und auf lasierten Holzdielen in Kombination mit dem in Blautönen gehaltenen Wohnambiente erzeugte bei jedem gestressten Messebesucher einen „Wow-Effekt“. Die „blaue Box“ lud zum Verweilen und relaxen ein.

Ein besonderes Augenmerk galt der Kinderkollektion von Richard Lambert. Für „Kids only“ hieß es da und lässt nicht nur das Kinderherz höher schlagen. Lambert ist ein geborener Möbler und entdeckt immer wieder junge Kreative. An der ausgeklügelten Kollektion ließ er mehrere renommierte Designer arbeiten. Das Ergebnis ist für die Kleinen außergewöhnlich und gefällt ebenso verspielten Eltern. Zum Reifenwechsel wirft man sich auf den wolligen Sitzsack „Pit Stop“ von Bertjan Pot. Sportliches bietet Eric Degenhardts Hochsitz „Tur Tur“ und mit „Familie Garage“ hat Alexander Seifried ein Baukasten-Möbel entwickelt, das Kinder verschiedener Altersgruppen begleiten kann. Der Heimwer- kerkeller lässt grüßen. Bei dem Programm wird der Wickeltisch zum Regal und Schreibtisch nebst Sitzbank. Die farbigen, lebensmittelechten Schaukästen können später auch als Aufbewahrungselemente im Badezimmer verwendet werden. Hat das Kind längst ausgeschaukelt, nutzt der Erwachsene den „Rocker“ im Wohnzimmer, könnten sich das Designpaar Nipa Doshi und Jonathan Levien bei ihrem Entwurf gedacht haben. Denn das Schaukelpferd ist auch als Skulptur schön anzusehen.


Die Kollektion von Richard Lambert für die Kleinen lässt Kinderherzen höher schlagen.

An diesem Hingucker ging keiner vorbei. Landratten, Leichtmatrosen und Kapitäne standen in der „ Marecucina“ von Alno abwechselnd am Steuer und überlegten, wie raffiniert die Speisen in dieser windschnittigen Küche wohl zubereitet werden. Nussbaum, weiß glänzender Lack und Chrom vermitteln eine maritime Lebensart. Wer bootsbesessen ist, wird sich auch dazu entschließen können, sein liebstes Hobby ins Zuhause zu integrieren.

Auch wenn der Messe einige wichtige und innovative Unternehmen fernblieben: Das Konzept „drei Messen, ein Dach“ ging auf und brachte rund 1.200 nationale und internationale Aussteller zusammen. Mehr als im Jahr zuvor.

Quelle: Malerblatt 05/2011, Fotos: Walter Knoll; Wogg; Cassina; Wittmann; Achim Hehn, Köln
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