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Farbe-Struktur-Oberfläche

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Farbe-Struktur-Oberfläche

Zum vierten Mal schon wurde der von Caparol initiierte „Architekturpreis Farbe–Struktur– Oberfläche“ verliehen.

Wie immer stark vertreten: die Eidgenossen. Die Schweiz. Da ist sie wieder, stark vertreten unter den prämierten und gelobten Arbeiten des diesjährigen „Architekturpreis Farbe–Struktur–Oberfläche“. Zwei Preisträger und eine Anerkennung, das ist schon eine ordentliche Leistung für das eigentlich überschaubare Alpenland. Oder auch nicht, denn wer die eidgenössische Architektur aufmerksam beobachtet, der wird feststellen, dass dort mit Farbe, Materialien und auch Strukturen meist fantasievoller, unkonventioneller und qualitätsbewusster gearbeitet wird. So wundert es denn auch nicht, dass gleich zwei der drei Hauptpreise in die Schweiz gehen, genau genommen nach Luzern und nach Samedan.

Schichtungen

Samedan, kurz vor St. Moritz im Oberengadin auf rund 1.700 Metern Höhe gelegen, verfügt nicht nur über den höchst gelegensten Flugplatz Euro- pas, sondern auch an seinem Ortsrand über ein auszeichnungswürdiges Bauensemble. Zwei Einfamilienhäuser und ein Mehrfamilienhaus, kantige Volumen mit unregelmäßig angeordneten und verschieden großen Fenstern. Auf drei parallelen Hangterrassen platziert, fügen sie sich trotz der kompromisslosen Formensprache in die Umgebung ein. Der Grund: Eine ganz besondere Farbigkeit des verwendeten Baustoffes Beton. Lagenweise unterschiedlich pigmentiert, muten die massiven Fassaden an wie direkt aus Sedimenten hergestellt. Wellen aus Braunnuancen überlagern die harten Kuben, weichen sie visuell auf und geben ihnen vor dem Hintergrund der Berge ein fast naturnahes Aussehen. Geplant haben das Ensemble Giardin die Architekten Mierta und Kurt Lazzarini aus Samedan.


Grob und fein

Daniele Marques aus Luzern ist ein Architekt, der oft an die Grenzen der Struktur geht. So auch bei dem 2008 fertiggestellten Kirchenzentrum Franziskus in Uetikon am See. Das Zentrum befindet sich inmitten einer heterogenen Wohnbebauung und beinhaltet Kirche, Jugendräume, Verwaltung und Wohnungen. Seiner Umgebung gegenüber zeigt sich das Zentrum selbstbewusst und als ein kompaktes Gebilde. Doch wer hineingeht, trifft auf drei unterschiedliche Innenhöfe, eigene kleine Welten, die Ruhe und Besonnenheit ausstrahlen. Die Höhe des Gebäudes steigert sich von eingeschossig bis zu den zehn Metern des keilförmig nach oben strebenden Daches, unter dem sich der Sakralraum befindet. Dieser wiederum ist in ein allumfassendes Weiß getaucht, dessen Nuancierungen und Strukturen leicht variieren. Fällt Licht durch die schmalen Bänder an Decke und Boden, so erwacht das Weiß, der Andachtsraum wird ein auratisch-entmaterialisiertes Volumen. Ganz anders die Außenfassaden mit ihrem irritierend-grobkörnigen Putz. In sich überlagernden Orange- und Rottönen gestrichen, zeigen sich die Fassaden als Materie schlechthin, als physisch-emotional präsenter Gegenentwurf zum Innern.

Transparent

Und wieder einen ganz anderen Ansatz zeigt das Galerie- und Ateliergebäude in Berlin-Gesundbrunnen, das die Berliner Architekten Brandlhuber+ERA, Emde, Schneider realisiert haben. 2007 erstellt, fußt das Haus auf den Fundamenten eines nie darüber hinausgekommenen Bauprojektes aus den 90er-Jahren. Ein Bauen im Bestand der besonderen Art also, das auch noch mit geringen Budgets auskommen musste. Denn das Haus sollte günstige Räume für Künstler beherbergen – und so zeigt sich das Interieur ruppig, ja roh, die Fassaden bestehen aus Glas und doppelstegigen Polycarbonatplatten. Damit zeigt sich das Gebäude transparent-transluzent zum Straßenraum wie zum Hof hin. Interessant: Die Deckenhöhen der Nachbarbauten fließen in den neuen Zwischenbau ein und werden dort über nach außen sichtbare Deckenversprünge kompensiert. Überhaupt die Decken: Sie sind variabel, können neu eingezogen oder entfernt werden, um immer wieder neue Raumproportionen zu schaffen.


Nochmals Engadin

Roh wie der Fels und kristallin geformt zeigt sich das Haus Presenhuber im kleinen Dorf Vnà. Das Ferienhaus schließt eine Baulücke mitten im Dorf auf selbstbewusste Art, die aber auch traditionelle Bauelemente berücksichtigt. Zunächst nimmt die Maßstäblichkeit vorhandene Strukturen auf, dann erinnert die Dicke des Mauerwerks aus Porenbeton an die massiven Mauern der Engadiner Bauernhäuser. Und auch die schrägen, tiefen Leibungen sind typisch für das Bauen im Engadin. Im Inneren des archaischen Baus dominieren ebenfalls Betonflächen, ergänzt von Sperrholz-Täfelungen in Wohn- und Schlafräumen sowie sparsam gesetzte Grüntöne. Geplant wurde die lobende Erwähnung von den Züricher Fuhrimann-Hächler-Architekten.

86 Nominierungen

Wie gewohnt ist „Architekturpreis Farbe–Struktur–Oberfläche“ zweistufig aufgebaut. Zunächst kommen elf Nominierungsjuroren zusammen, um jeweils bis zu zehn Projekte zu benennen, die dann von der eigentlichen, siebenköpfigen Jury bewertet werden. Dieses Mal standen 86 Nominierungen an, aus denen die drei Preise und vier lobende Erwähnungen hervorgegangen sind. Den prämierten Büros winkt nicht nur Lob und Ehre, sondern auch eine viertägige Exkursion eines Bürovertreters zur Biennale nach Venedig. Übrigens, so Reinhard Franz, Wettbewerbsleiter bei Caparol, spiele die Verwendung von Caparol-Materialien keine Rolle: „Es geht uns vorrangig um Farbe, Struktur und Oberfläche“.

Armin Scharf
Quelle: Malerblatt 08/2010


Architekturwettbewerb Farbe-Struktur-Oberfläche
Innen und doch außen: Einer von drei Innenhöfen des Uetikoner Kirchenzentrums mit dem orange-rot gestrichenen, grobkörnigen Putz. Hinten das bis keilförmig aufstrebende Kirchendach.Foto: Ruedi Walti

Architekturwettbewerb Farbe-Struktur-Oberfläche
Alles in Weiß – und doch nicht eintönig. Denn hier , im Kirchenraum, stehen verschiedene Weißnuancen und Körnungen nebeneinander. Mithilfe der Lichtführung bildet sich so eine ganz subtile Flächenprägnanz aus. Foto: Ruedi Walti

Architekturwettbewerb Farbe-Struktur-Oberfläche
Wie Sedimentschichten wirkt der in unterschiedliche Brauntöne eingefärbte Beton des Samedaner Wohnhaus-Ensembles Giardin. Die kantigen Kuben werden somit aufgeweicht.Foto: Ralph Feiner

Architekturwettbewerb Farbe-Struktur-Oberfläche
Eine Lücke in der Berliner Brunnen- straße schließt das Galerie- und Atelierhaus. Es basiert auf dem Fundament eines nie vollendeten Projektes. Die Fassaden bestehen aus Glas und Doppelstegplatten. Foto: Nathan Willock

Architekturwettbewerb Farbe-Struktur-Oberfläche
Archaische Skulptur in den Engadiner Bergen: Das Ferienhaus mit seinen mächtigen Betonmauern nährt sich an der traditionellen Bausprache, ahmt sie jedoch nicht nach, sondern entwickelt sie in moderner Manier weiter.Foto: Valentin Jeck

Architekturwettbewerb Farbe-Struktur-Oberfläche
Lobende Erwähnung für das Hochwasserpumpwerk Köln-Rodenkirchen, das Eifeler Bruch- basalt mit dem schimmernden Stahlkokon des eigentlichen Pumpwerks kombiniert. Architektur von v-architekten und Dirk Melzer.Foto: Constantin Meyer

Architekturwettbewerb Farbe-Struktur-Oberfläche
Travertin in unterschiedlichen Bearbeitungsformen kennzeichnen das Jüdische Zentrum in München. Mal roh, mal geschliffen oder gestockt, zeigt das Bauensemble der Architekten Wandel Höfer und Lorch eine homogene Materialsprache bei stark differenzierender Materialstruktur. Foto: Roland Halbe

Architekturwettbewerb Farbe-Struktur-Oberfläche
Und noch ein Jurylob: Im Schloss Freudenstein im sächsischen Freiberg kombinierten AFF Architekten eine historische Substanz mit eigenen Akzenten.Foto: Sven Fröhlich, AFF Architekten

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