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Restaurant Goldfinger Kirchheim/Teck

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Restaurant Goldfinger Kirchheim/Teck

Ein unscheinbares Geschäftshaus in der Innenstadt von Kirchheim/Teck bei Stuttgart birgt in seinem Innern einen Ort, den man hier nicht vermuten würde.

Das Restaurant Goldfinger zeugt von der neuen Üppigkeit, wo Barock und pompöses Auftreten eine Heimat haben. Schon beim Gang auf die dem Restaurant vorgelagerte Terrasse wird deutlich, dass dort eine neue, ganz eigene Welt beginnt. Eine Welt, in der alle Konventionen der vermeintlich modernen Gestaltung über den Haufen geworfen wurden. Auf der Terrasse geht es zwar, was die Möblierung betrifft, noch klassisch zu, doch schon die Statuen, Amphoren und Windlichter zeigen an, hier ist etwas anders. Und innen erst: Von wegen reduzierter Farbeinsatz, monochrome Anmutung oder strenge und reduzierte Gestaltungslinie, im Goldfinger herrscht Überfluss statt moderne Zurückhaltung. Ein Überfluss an Gold, Purpur und Lila, ein Überfluss an Leder, Holz und allerlei Dekorations-Elementen und schlicht ein Überfluss an nach Aufmerksamkeit heischenden Details. Hier die Lampen mit echten Swarovski-Steinen, da die goldenen Stühle mit schwarzem Lederbezug, die die Inhaber des Restaurants Goldfinger, Thorsten Mack und Willi Djurich, eigens aus Asien kommen ließen und dort die leider unvermeidlichen Buddha-Statuen in glänzendem Gold, überall wird das Auge vom eigentlichen Objekt der Begierde abgelenkt: vom Teller mit dem Essen darauf.

Gehobene Küche

Denn bei all den Details und all den Hinguckern, das Goldfinger ist tatsächlich ein Restaurant. Und eines mit gehobener Küche noch dazu, bei dem vom Service bis zum Geschmack vieles stimmt. Doch das nur am Rande, denn hier soll es um die Gestaltung gehen. Und die ist, wie bereits angedeutet, reich an einzelnen Details.
Da wären zunächst die Wände. Sie erschlagen einen beim ersten Anblick fast mit ihrer farblichen Wucht. Denn zum Großteil wurden sie mit einer feinen Tapete überzogen, die, ganz dem Stil des Restaurants entsprechend, in starkem Purpur-Ton gefärbt wurde. Dabei war, erklärt Thorsten Mack, die Suche nach einer solchen Tapete nicht einfach. Vor allem dank des ausführenden Malerbetriebs, der Firma Hartmann aus Holzmaden, konnte eine passende Lösung gefunden werden. Bei der Tapetenagentur C. Malz & M. König fanden Thomas Hartmann und Thorsten Mack schließlich das gewünschte Material, eine auf Vliesfaser gefertigte Retrotapete mit Antikgoldunterlage und beflocktem Brokatmuster. Dabei, erläutert Thorsten Mack, war an der sehr guten Verarbeitung der Tapete ebenso wie an den übrigen Wandflächen bereits gut zu sehen, dass sie sich als Auftraggeber mit der Firma Hartmann den richtigen ausführenden Betrieb heraus gesucht hatten. Denn ebenso wie die Tapete mit ihrer barocken Ornamentik wurden auch die übrigen Wandflächen zur Zufriedenheit der Herren Mack und Djurich ausgeführt. Dem Wunsch nach nicht einfach umzusetzenden goldfarbenen Wänden kam die Firma Hartmann entgegen, indem sie eine Wandgestaltung mit Struktur-Plastiktechnik wählte und eine eigens für das Goldfinger entwickelte Rezeptur einer Goldpatina hinzufügte. Das Ergebnis zeigt auch hier, dass die Qualität stimmt, schimmern die Wände mit dem Goldanstrich doch sanft im Tageslicht und werfen auch am Abend das Kunstlicht dezent in den Raum zurück. Auf diese Weise gelang es mit den beiden Gestaltungselementen goldene Farbe und purpurne Tapete, die im Übrigen ebenso wie die gesamte Gestaltung des Restaurants aus der Feder des Mitinhabers Thorsten Mack stammen, dem Goldfinger eine üppige, sehr dominante aber eben auch ganz eigene Erscheinung zu verleihen.


Betonte Üppigkeit

Doch damit nicht genug. Die Üppigkeit wird noch durch weitere Details betont. Der Boden wurde, wie auch die Wände, nach den gemeinsamen Vorstellungen von Thorsten Mack und Thomas Hartmann gestalterisch zweigeteilt. Während in der Mitte des Raumes und an den Eingängen ein pflegeleichtes aber edel wirkendes Parkett verlegt wurde, kommt an den Randbereichen, dort, wo die Plätze der Gäste positioniert sind, ein Teppich zum Einsatz. Beim Parkett handelt es sich dabei um ein oxydativ geöltes Einstabparkett in Schwarzeiche. Der Teppich stammt von Object Carpet und ist als langflooriger Teppichbelag in Violett ausgeführt. Getrennt werden die beiden Böden durch handgefertigte Edelstahlschienen, die nicht geradlinig, sondern in Schwüngen durch den Raum fließen. Auch diese Maßnahme, aber vor allem die Kombination aus Teppich, der für einen Gastronomiebetrieb eher ungewöhnlich ist, und Parkettboden verleiht dem Goldfinger einen zusätzlichen optischen Reiz.
Einen Reiz, der durch die Decke noch verstärkt wird, weil auch diese zweigeteilt ist. Unschöne Installationskanäle und Lüftungsrohre werden dabei dezent in einem Fries versteckt, das in Gold gehalten als Randstreifen die Decke zur Wand hin abschließt. Die restliche Deckenfläche erhielt dagegen eine weiße Gestaltung und tritt damit dezent in den Hintergrund. Das Fries ist dabei aber nicht nur Übergang zwischen Decke und Wand, sondern verleiht dem Gastraum eine barocke Anmutung, die auch durch die Möblierung verstärkt wird. Die Sessel wurden aus Asien importiert und sind in Gold gestrichen. Lediglich die Polsterungen, die aus schwarzem Leder bestehen, brechen die goldene Färbung auf. Auch die Tische sind komplett in Gold gestaltet und ergänzen gemeinsam mit der großen und dominanten Bar die Möblierung. Sie ist in Messing ausgeführt und wird ergänzt durch eine schwarze, abgesteppte Lederpolsterung. Dabei ist die Bar nicht nur Ort des Getränkeausschanks und für einen schnellen Espresso, sie ist auch Gestaltungselement des L-förmigen Gastraumes, definiert sie doch gekonnt das eine Ende dieses Raumes. Neben der Bar sind die Küche und die Lagerräume zu erreichen, während das andere Ende der L-Form des Raumes zu einer Wendeltreppe führt, die den Weg zu den Toiletten weist. Auch bei der Treppe wurde übrigens mit Gold gearbeitet, um diese in das Gesamtbild zu integrieren – auch wenn der Bodenbelag der Treppe nicht ganz ins Konzept passt. Denn er verfügt noch über die alten Terracotta-Fliesen des Vorgänger-Restaurants und ist somit ein Eingeständnis an die Kostenkontrolle des Projekts Goldfinger.


Hochwertige Materialien

Dass aber alles in allem keine Kosten gescheut wurden, um das Restaurant in Kirchheim zu einem besonderen Ort zu machen, das ist an den hochwertigen Materialien, an der Zusammenarbeit mit einem echten Fachbetrieb bei der Innengestaltung und an den vielen Ausstattungsobjekten, die Verwendung finden, zu erkennen. Nicht ganz uneigennützig, ehrlich gesagt. Denn die Herren Mack und Djurich besitzen nicht nur das Goldfinger, sondern mit dem Restaurant Zur Brenne eine zweite Gastronomie. Vor allem aber betreiben sie mit dem Brenne-Interieur-Shop und dem Unternehmen M&D Interieur noch gleich einen Laden für Raumausstattungen und Wohnaccessoires sowie eine Beratung für Wohnungseinrichtungen und Innenarchitektur. Daher verwundert es nicht, dass nahezu jedes Objekt aus dem Goldfinger auch zu erwerben ist. Eine clevere Geschäftsidee, oder? Übrigens ist dies auch der Grund, warum sowohl das Restaurant Zur Brenne als auch das Restaurant Goldfinger regelmäßig umdekoriert werden. Die Kunden müssen ja auch die Möglichkeit erhalten, die regelmäßig wechselnden Kollektionen kennen zu lernen. Da diese meist aus Asien stammen, ist dem Goldfinger neben aller barocker Gestaltung auch ein Hauch asiatischen Einflusses anzumerken – besonders bei den Möbeln. Eine Geschäftsidee, also die Kombination aus Gastronomie und Interieur-Angeboten, die gut zu funkti-onieren scheint, denn Thorsten Mack ist zufrieden mit dem bisher Erreichten. Auch wenn er einräumen muss, dass er nach einem Jahr Goldfinger gemeinsam mit seinem Partner noch nicht all das erreicht hat, was er erreichen will. Das kann, gesteht er, auch daran liegen, dass manch männlicher Kunde von der üppigen und barocken Gestaltung des Goldfinger abgeschreckt wird. Doch da sei eben nichts zu machen, erläutert er, schließlich müsse man sich heute als Restaurant abheben und aus der Masse heraus treten. Das ist ihm und Willi Djurich gemeinsam mit dem Malerbetrieb Hartmann durchaus gelungen.
Ob einem die Farbkombination aus Purpur, Gold und dunklem Holz dabei gefällt, ob einen barock anmutende Möbel und goldene Buddha-Statuen überzeugen und ob man Kristall-Leuchter und schwarzes Leder mag, muss jeder letztlich selbst wissen. Was dem Goldfinger aber nicht abzusprechen ist, das ist eine gelungene, in sich stimmige und vor allem sehr gut ausgeführte Gesamtgestaltung. Eine Gestaltung, die zeigt, dass man auch in Zeiten der Wirtschaftskrisen und Bankenpleiten durchaus noch zu den üppigen Zitaten des Barock greifen kann, um etwas zu erreichen. Nur keine falsche Bescheidenheit, vor allem in der Gestaltung, ist die Devise.

Marc Nagel
Quelle: Malerblatt 07/2009


Typisch Goldfinger: Die purpurne Tapete auf Vliesfaser und mit einem Antikgold-Untergrund wird durch allerlei Dekoration wie einen goldenen Spiegel und goldene Bildrahmen ergänzt.

Für die goldenen Wandflächen wurde von der Firma Hartmann eigens eine Rezeptur entwickelt, die die Wände in Goldpatina erscheinen lassen.

Purpurne Tapete mit barocker Ornamentik, goldene Stühle und Tische, Leuchter mit edlen Glaskristallen, im Goldfinger herrscht die neue Üppigkeit.

Auch die Farbe Lila kommt vor und passt in das überladene aber trotzdem stimmige Gesamtbild des Restaurants.

Auch auf der Bar des Goldfinger findet sich der mittlerweile in der Interieur-Gestaltung unvermeidliche Buddha und unterstreicht die asiatische Anmutung des Restaurants. Fotos: Petra Luipold Fotodesign, Leinfelden-Echterdingen

 

 

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