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Fassadengestaltung Teil 1

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Fassadengestaltung Teil 1

Teil 1: Grundlegende Betrachtung bei der Fassadengestaltung helfen, das passende Farbkonzept zu entwickeln.

Einen großen Anteil der Arbeit im Maler- und Lackiererhandwerk macht sicher – neben der Innenraumgestaltung – die Fassadengestaltung historischer und moderner Gebäude aus. Mit der Entscheidung über ein Farbkonzept für ein Gebäude steht man als Gestalter immer auch in der öffentlichen Kritik. Kaum ein anderes Berufsbild neben dem des Architekten und Städteplaners ist so unmittelbar mit der Meinung des Betrachters konfrontiert. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten – aber wer setzt sich schon gerne ständig einer öffentlichen Kritik aus mit dem was als sein Tagesgeschäft anzusehen ist. Umso wichtiger ist es, sich ein gutes Rüstzeug sowohl werktechnischer als auch gestalterischer Art anzueignen, um auch gegenüber ernst gemeinter Kritik, fachlich und sachlich gut argumentieren zu können.

Die schöne Hülle

Die Fassade eines Gebäudes galt schon in der Antike als das schöne Gesicht einer umbauten Hülle – in der Regel mit mindestens einer Schauseite zum öffentlichen Straßenraum hin. Dieser öffentliche Raum, der kleine Platz oder die repräsentative Straße machen das besondere Kolorit, die Farbigkeit unserer heutigen Stadtbilder aus. Neben dem Bürgerhaus wird dem Kirchenbau und den besonderen öffentlichen Gebäuden immer eine Sonderstellung eingeräumt, so prägen sehr häufig diese Gebäude mit ihren Gesichtern – sprich Fassaden – unsere Städte. Der Begriff Fassade wird heute bei allen Haustypen für die Gebäudeansicht gebraucht.

Fassaden müssen schnell und richtig in Bezug auf ihre Gestaltung beurteilt werden, um dem Kunden bei Bedarf ein ansprechendes Gestaltungskonzept vorzuschlagen. Hier helfen zwar die Farbstudios der großen Farbhersteller, nicht immer aber reicht die Zeit, diese mit der Gestaltungsaufgabe zu beauftragen und auf die Ergebnisse zu warten. Oft reichen ein paar grundlegende Betrachtungen der Gestaltungssituation um eine Fassadengestaltung erfolgreich durchzuführen.

Einleitend befassen wir uns zunächst mit einer Baustrukturanalyse der Fassade, welche man durch wenige gezielte Betrachtungen anstellen kann. Das Objekt wird recht schnell beurteilt und anschließend werden Schlüsse für eine gute Gestaltung gezogen. In der folgenden Abhandlung wird eine Gebäudetypologie an einigen Beispielen erarbeitet, denn Haus ist nicht gleich Haus und Fassade nicht gleich Fassade. Anschließend werden wir dann noch auf die Detailausbildung einzelner Objekte eingehen.


 

Die Baustrukturanalyse

Die Baustrukturanalyse wurde in den 70/80er-Jahren des letzten Jahrhunderts an der Architekturfakultät der Universität Hannover entwickelt, um Berufsgruppen, die nicht Architekten sind, aber schwerpunktmäßig in ihrem Berufsleben mit dem Thema Architektur zu tun haben, die Thematik der „Architektur” und die Beurteilung von Architektur nahezubringen. Analyse heißt eigentlich „auseinandernehmen”. Das heißt in unserem Fall, dass wir versuchen, einen Blick auf ein Gebäude zu werfen, durch welchen uns das Objekt in Bezug auf seine Proportion, seine Struktur und Konstruktion sowie die verwendeten Materialien, Baustoffe und Farben erklärt wird. Diese Baustrukturanalyse setzt man bei der Farbgestaltung gerne ein, sowohl bei neu zu gestaltenden Objekten als auch bei Projekten, die in einem historischen Zusammenhang stehen. Sie dient der Erkennung, dem Vertrautwerden mit der Materie und zur Hilfestellung bei der Neuplanung, Rekonstruktion oder Renovierung von Objekten. Die Objektuntersuchung sollten wir immer unter verschiedenen Aspekten betrachten. Im Rahmen der Baustrukturanalyse klären wir die Proportion eines oder mehrerer Gebäude, die Gliederung der Öffnungen im Fassadenbild, das Verhältnis zwischen geschlossenen und offenen Flächen an der Fassade, die plastische Gliederung, Wandvorlagen und die Ornamentik einer Fassade, und wir vergleichen zum Schluss die verwendeten Materialien.

Zusätzliche Informationen für die Gestaltung liefert das Umfeld, in welchem sich das Objekt befindet, der oder die Bewohner/Anwohner und Nutzer des Hauses, die Vorstellungen, Vorlieben und Wünsche des Kunden und natürlich auch die Vorstellungen und Wünsche des Gestaltenden.

All diese Bedingungen kann der Gestalter relativ schnell erfassen und beurteilen, viele Aussagen lassen sich auch mit Hilfe der Digitalfotografie eines Objektes ermitteln. Die Farbe und Materialqualität sollte aber immer vor Ort am Objekt, und auch die Umfeldbetrachtung und das Kundengespräch sollte ebenfalls immer vor Ort stattfinden.

Am Beispiel eines einfachen Mehrfamilienhauses werden in den Abbildungen die einzelnen Schritte hier aufgezeigt. Diese Skizzen können als einfache Handskizzen nach einem entzerrten Foto oder nach alten Bauzeichnungen mit Hilfe eines Grafikprogrammes relativ schnell erfasst werden.
Prof. Matthias Gröne, HS Esslingen


Im ersten Schritt werden die Gebäudehöhen und -teile ermittelt.

Der zweite Schritt gilt der Betrachtung des Fensterflächenanteils.

Der dritte Schritt ermittelt die gliedernde Funktion der Fenstern.

Beim Schritt vier werden die plastischen Elemente betrachtet.

Als letzter Schritt werden die an der Fassade verwendeten Materialien analysiert.

Die aus den Erkenntnissen gewonnenen Farbvorschläge.

 

Fotos: Matthias Gröne
Quelle: Malerblatt 07/2014

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