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Farbige Fassaden Teil 1

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Farbige Fassaden Teil 1

Von der Freude, Fassaden farbig zu gestalten. Ein geschichtlicher Rückblick.

Beim Stöbern in den Archiven der Bibliotheken oder bei der Internetrecherche stößt man hin und wieder auf sehr interessante Aufsätze über „Farbe in Stadtbild und Fassade”. Es verblüfft, wie aktuell und zutreffend so manche Aussage auch nach mehr als hundert Jahren heute noch ist. Sein Haus zu schmücken, scheint ein im Menschen angelegtes Urbedürfnis zu sein.

Das Pompejanum in Aschaffenburg wurde von außen…


In Ägypten finden sich Farbreste an den alten Tempeln, die Jahrtausende überdauert haben. Dass die griechischen Tempel und Skulpturen farbig gefasst waren, lehrt uns die Geschichte über den Polychromiestreit zur Zeit des Klassizismus in den Ländern Deutschland, Frankreich und England. Dabei gab es verschiedene Auffassungen über die Farbgebung der Fassaden antiker griechischer Tempel. Auf der einen Seite standen die Farbgegner, die meinten, die Architektur sei lediglich steinsichtig gewesen, und auf der anderen Seite die Befürworter, die der Auffassung waren, Häuser, Tempel und Skulpturen seien farbig gefasst gewesen.

Dass die Römer eine Vorliebe für die Farben Rot und Gelb hatten, beweisen die Ausgrabungen von Pompeji. Später, zur Zeit des Klassizismus, hatte sich König Ludwig II von Bayern in den Jahren 1840 bis 1848 in Aschaffenburg über dem Mainufer nach antikem Vorbild eine pompejanische Villa von seinem Hofarchitekten Friedrich von Gärtner bauen lassen. Neben Innenräumen wurden in der Antike auch Fassaden in Putz- und Glättetechniken, am liebsten in den Farben Rot, Ocker oder Grün, gestaltet.

 

…und von innen nach antikem Vorbild gestaltet.


Die Zeit der Romanik hatte eine besondere Freude an der Buntheit von Fassaden und Innenräumen, in der Regel in Freskotechnik ausgeführt, und auch die Gotik setzte nicht nur auf Naturstein, vielmehr bemalte man diese Natursteine mit leuchtenden Farben.
Aus neuerer Zeit klären uns Befunde exakt über die farbigen Fassungen der Renaissance- oder Barockgebäude auf. Aus der Zeit des Klassizismus belegen Aufschriebe und Gestaltungssatzungen der Städte die Verwendung bestimmter Farbtöne mit genauer Farbtonfestlegung, ähnlich heutiger Farbleitplankonzeptionen.

Eine romanische Fassadengestaltung gibt es am Dreikönigshaus in Trier zu sehen.


Im Historismus, der Zeit der Industrialisierung, kommen die neuen Pigmente und Bindemittel auf den Markt und somit auch eine Freude an neuer Farbigkeit. 1876 hatte Adolf Wilhelm Keim die Mineralfarbe entwickelt, eine erste in unserem Klima wirklich haltbare Fassadenfarbe. Gleichzeitig setzte man sich erstmals mit der Thematik des Denkmalschutzes auseinander. Jetzt war man in der Lage, Fassadenmalereien zunächst in den süddeutschen Städten wie Ulm, Augsburg oder auch Stein am Rhein in der Schweiz im Sinne des Denkmalschutzes zu erhalten und zu konservieren. Mineralfarben binden durch einen Verkieselungsprozess ab und stellen so eine untrennbare Verbindung zwischen Putz, Stein oder auch Beton her. Aus München kommt um die Jahrhundertwende von dem Architekten Gabriel von Seidl der Ruf nach mehr Farbe für die Stadt, demzufolge ganze Städte wie Bad Tölz und Murnau Straßenzüge in farbig aufeinander abgestimmten Farbtönen erhielten. Der Jugendstil unterstützt teilweise monochrome Farbaussagen, unter dem Motto „Lasst die Form ohne Farbzutaten wirken”, andererseits aber sollten die Häuser nach Meinung des österreichischen Architekten Joseph Maria Olbrich wie ein bunter Wiesenblumenstrauß farbig gefasst werden. Diese Ideen wurden bei der 1899 gegründeten Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt umgesetzt.

 

Farbe ist nur ein Bestandteil der Wahrnehmung.


Von der holländischen Gruppe „De Stijl” liegen wunderschöne Farbkonzeptionen aus den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts vor: Aufschriebe, unterstützt durch eine Vielzahl farbiger Skizzen, welche die Auseinandersetzung des Themas Farbe in Korrespondenz mit dem Thema Form dokumentieren. Dass sich die Architekten der Weißenhofsiedlung intensiv mit dem Thema Farbe befasst haben, ist hinreichend bekannt, und der Architekt Bruno Taut gilt gar als Farbphilosoph seiner Zeit. Taut konnte in den Jahren 1921 bis 1924 seine Theorien in die Tat umsetzen und machte die Stadt Magdeburg zur farbigsten Stadt in Deutschland.
Blicken wir zurück auf die typischen Merkmale neuerer Architektur, seien es die 50er-Jahre oder die Postmoderne, so ist es wohl nicht zu leugnen, dass neben der Formensprache der Architektur auch immer eine deutliche Farbaussage als zeitdokumentierend gilt. Derzeit erleben wir eine Renaissance der Farbe im Innen- sowie im Außenbereich und werden verführt durch neue Farbnamen wie „Tokio Pink” oder „Mitternachtsblau”. Dies hat sicherlich einerseits mit einem sich wandelnden Farbgeschmack, andererseits aber auch mit der Qualitätsverbesserung der Produkte zu tun. Die Mode lebt uns die neuen Farbtrends vor und langsam dringt der Wunsch nach Farbe dann auch in das Gestalten von Innenräumen und Fassaden vor.
Die Schwarzweißfotografie belegt, dass wir ausreichende Informationen ohne Farbe von unserer Umwelt besitzen. Das Farbsehen gehört somit also nicht zum Bereich der überlebenstechnisch notwendigen Eigenschaften des Menschen, wie das Sehen an sich.
Wird uns die Farbe bzw. das Farbsehen dadurch nicht zu etwas Angenehmen, ja fast Luxuriösem nahe gebracht? Tendenziell bringen wir doch das Thema „Farbe” mit Begriffen wie Freundlichkeit, Wohlbehagen, Wohlgefühl eventuell noch mit den Begriffen Information, Sauberkeit und Hygiene in Verbindung.

Auch die Schwarzweißfotografie vermittelt viele Informationen.Fotos: Matthias Gröne, Caparol


Bei der farblichen Gestaltung eines Gebäudes sollten vor Ort im Wesentlichen folgende Fragen beachtet werden:
Welche Ziele verfolge ich mit meiner Gestaltung? Daraus folgern die Überlegungen, ob ein Zeichen gesetzt, ein Eingang in einer Straße markiert oder einfach nur das Objekt ansprechend gestaltet werden soll. Es geht also um die „Funktion von Farbe”. Themen wie Farbsymbolik, Farbkommunikation, Dekoration und Illusionsmalerei und auch Farbsprachen wie Naivität und Expression bilden hier die Ziele der Gestaltung.
Welche Mittel und Methoden setze ich für meine Gestaltung ein? Bei dieser auf die Umsetzung gerichteten Fragestellung gilt es, auf vorgegebene Materialien zu reagieren und die Umgebung einzubeziehen: Wie würde sich mein Objekt am besten in die umgebende Bebauung einpassen oder besonders herausheben. All diese Fragen sind weitere wichtige Voraussetzungen für den anstehenden Gestaltungsprozess und Grundlage für die Entwicklung der Farbkonzeption, die in weiteren Folgen dieser Serie umfassend behandelt wird.

Prof. Matthias Gröne, Hochschule Esslingen
Fotos: Matthias Gröne, Caparol
Quelle: Malerblatt 11/2012

Moderne Materialien ermöglichen starke Gestaltungsziele.

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