Startseite » Gestaltung » Inspiration »

Herstellung Farbkarten

Inspiration Malerblatt Wissen
Herstellung Farbkarten

Farbige Putz-, Holz-, Lack- oder Textilmuster möchte man nicht nur sehen, sondern auch fühlen können.

Überall wo Farbe ein Verkaufsfaktor ist, sind originalgetreue Muster zur Visualisierung unverzichtbare Werkzeuge, hergestellt zum Beispiel von Schupp Musterkarten in Sulzdorf bei Schwäbisch Hall. Die Schupp GmbH ist einer der wenigen Musterkartenhersteller in Europa, der sich auf die Produktion von Farbmusterkarten spezialisiert hat. Kunden sind Baufarbenhersteller und die Automobilindustrie ebenso wie Kosmetikfirmen oder Pigmenthersteller; gemeinsames Ziel ist die perfekte Visualisierung von Farben und Oberflächen, um ihre Qualitäten optisch wie haptisch erlebbar zu machen.

Mit moderner Fertigung, teilweise eigens dafür entwickelten Druckmaschinen und viel Handarbeit ist das Unternehmen in der Lage, eine Vielzahl von Farbtönen und Texturen darzustellen und individuelle Kundenwünsche optimal zu präsentieren: Als Planungs- und Beratungswerkzeug für Handwerker, Architekten und Gestalter, als Entscheidungshilfe für Kunden im Verkaufsraum oder in Form anschaulicher, handwerklich gefertigter Muster als Werbebeilage in Fachzeitschriften.


Produktion

Wie aufwendig und kompliziert die Produktion farbgetreuer Musterkarten ist, sieht man nicht unbedingt auf den ersten Blick. Wenn man allerdings den komplexen Herstellungsprozess verfolgt, erkennt man recht schnell, dass viel Detail- und Handarbeit die Farbkarten so kostenintensiv macht. Deshalb werden sie auch nicht als Werbegeschenke verteilt, sondern sind wertvolle Beratungsmittel, für die meist sogar Schutzgebühren erhoben werden.

In der Regel liegen drei Monate zwischen Bestellung und Fertigstellung der Muster. Die Genauigkeit der Farbwiedergabe ist neben der sauberen handwerklichen Verarbeitung von entscheidender Bedeutung. Vor dem Druck stehen daher mehrfache Mischdurchgänge und farbmetrische Analysen. Der Kunde liefert zunächst die Vorlagen seiner Kollektion; diese sogenannten Urmuster werden mit einem Spektralfotometer gemessen und anhand der ermittelten Werte in Farb- und Lackrezepturen umgewandelt. Die auf Basis dieser Rezepturen gemischten Farbansätze werden im Labor auf Papier aufgezogen, nochmals vermessen und so lange an die Originalvorlagen angeglichen, bis die Übereinstimmung optimal ist. Erst dann gehen die Muster zum Kunden, der sie überprüft und freigibt.

Für die Farbansätze und den Druck der Muster verwendet Schupp nicht das Originalmaterial, sondern lösemittelhaltige, schnell trocknende Farben, die speziell geeignet sind für die Sonder-Druckmaschinen und unterschiedlichen Untergründe.


Herstellungsverfahren

Die möglichen Herstellungsverfahren sind vielfältig: Lackzug, Lackdruck, Walzenbeschichtung, Spritzapplikation, Pulverbeschichtung, Siebdruck, Chip Mounting oder per Hand mit der Traufel. Im Produktionsablauf werden z.B. Dispersionen, Nitrolacke, Holzlasuren, Holzlacke und Putze auf unterschiedliche Trägermaterialien aufgebracht, wobei Originalstrukturen verkleinert und an den Maßstab der Muster angepasst werden, um eine möglichst genaue Visualisierung zu erreichen. In Verbindung mit hochwertigem Offset-Druck und oft handwerklicher Konfektionierung entstehen so Farbtonkarten, Farbmustermappen und -displays sowie Putz-, Holz- und Textilmusterkarten von höchster Qualität.

Farbtonfächer werden meist streifenförmig hergestellt, wobei auf speziell entwickelten Lackzug-Maschinen mehrere Farbtöne parallel laufen. Das Trägerpapier läuft von großen Rollen unter eine Rakelvorrichtung. Mithilfe der Rakel wird der Lack in einem oder mehreren Streifen auf das Papier gebracht, das über viele Meter Trocknungsstrecke bis zu einem Schneidmesser läuft. Dort werden die Bahnen zu Bögen geschnitten und gestapelt, anschließend auf Format geschnitten und zu Farbfächern oder -karten weiterverarbeitet.


Farbtöne

Mit speziellen Lackdruckanlagen ist es möglich, in einem Druckdurchgang bis zu 400 verschiedene Farbtöne mithilfe von Metalldruckformen direkt auf das Trägermaterial zu applizieren. Weil hierfür spezielle Druckformen hergestellt werden müssen, ist auch eine freie Gestaltung der Farbflächen möglich, z. B. in Kreis- oder Sternform.
Bei der Pulverbeschichtung werden elektrostatisch aufgeladene Bleche mit Farbpulver besprüht und anschließend zu einer hoch widerstandsfähigen Beschichtung geschmolzen.
Die sogenannte Spritzapplikation erfolgt computergesteuert, was einen gleichmäßigen Lackauftrag und eine durchgängig homogene Oberfläche gewährleistet.
Beim Chip Mounting werden die Muster auf Trägerkarten aufgeklebt. Das können auf Format geschnittene Lackzug-Muster, lasierte Furniere, Leder- oder Textilmuster sein. Im Zusammenspiel mit individuell gestalteten Trägerkarten entstehen so materialhafte Musterkollektionen für die unterschiedlichsten Branchen.

Bei Schupp in Sulzdorf sind rund 52 Mitarbeiter tätig; Drucker, Farbmetriker, Buchbinder, Produktionshelfer, die Materialmuster montieren und nicht zuletzt ausgebildete Maler, die spezielle Putz- oder Gestaltungsmuster z. B. in Spachtel- oder Lasurtechniken in zahlreichen Arbeitsgängen von Hand fertigen. Mit Teamwork, Fleiß und schwäbischem Tüftlergeist ist es dem Unternehmen in den fast 30 Jahren seit seiner Gründung gelungen, eine breit gefächerte und internationale Kundenbasis auszubauen. Ständig wird an neuen Verfahren gearbeitet, um Herstellungsprozesse und Ergebnisse zu optimieren und den Kunden mehr als nur Standardlösungen zu bieten.

Susanne Mandl
Quelle: Malerblatt 07/2012

 


 

 

 

 


Herstellung von Farbkarten
An der Lackzugmaschine erfolgt das Befüllen mit Farbe.

Herstellung von Farbkarten
An der Lackdruckmaschine laufen mehrere Farbtöne parallel.

Herstellung von Farbkarten
Wichtig ist die ständige Kontrolle des Druckes.

Herstellung von Farbkarten
Eine Auswahl repräsentativer Farbmusterkollektionen. Fotos: Keimfarben

Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 3
Ausgabe
3.2024
ABO
Malerblatt Wissenstipp

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de