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Pigmente Teil 3

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Pigmente Teil 3

Rot-, Braun- und Schwarz-Pigmente im Alltag und in der Kunst. Farben begleiten die Menschheitsgeschichte schon immer.

Die farbigste und älteste aller Farben ist sicherlich die Farbe Rot. Farbspuren an Jahrtausende alten Statuetten und Kriegsgeräten zeigen die besondere Beliebtheit dieses Urfarbtones. Physikalisch gesehen ist Rot die Farbe mit der geringsten Energie, betrachten wir die Wellenlänge des Lichtes von etwa 700 Nanometern, psychologisch gesehen gilt Rot aber als Farbe mit einer immensen Kraft, Symbolik und Dynamik. Im asiatischen Kulturkreis ist Rot die Farbe des Glücks, des Reichtums und der Freude.

Faszination Rot

Die besondere Kraft von blühendem Klatschmohn zeigt der Farbton Zinnober. Hierbei handelt es sich um ein rotes Quecksilbersulfid, Quecksilber gepaart mit Schwefel, eine nicht gerade „gesunde“ Kombination. Zinnober gab es als natürliches Produkt, konnte dann aber schon sehr früh etwa im 8. Jahrhundert n. Chr. durch Erhitzen von Quecksilber und Schwefel künstlich hergestellt werden. Vier Teile Quecksilber und ein Teil Schwefel werden zunächst verrieben. Das dabei entstehende schwarze, amorphe Quecksilbersulfid wird durch längeres Erhitzen in verdünnter Kalilauge allmählich in kristallines Quecksilbersulfid umgewandelt. Große natürliche Vorkommen gab es in Spanien. Später im 17. Jahrhundert war Holland für seine künstliche Zinnoberproduktion berühmt. Zinnober ist nicht gut lichtbeständig, es kann bei Lichteinwirkung oder in Verbindung mit wässrigen Bindemitteln leicht zu Verfärbungen kommen. Die Künstler bauten deswegen die roten Farbtöne in mehreren Farbschichten auf. So wurden verschiedene Rottöne übereinander aufgebracht – wie z. B. Zinnober als Grundschicht und darauf Mennige, um die Feurigkeit des Rots zu verstärken.


In der Malerei

Neben Zinnober wurden Rote Erden in allen Epochen der Malerei verwendet und sie zählen sicherlich zu den ältesten von Menschen gebrauchten Farbtönen. Sie sind ähnlich dem Ocker in allen Bindemitteln beständig. Die Rotfärbung bewirkt das Eisenoxid und seinen Bezug zur Erde kann dieser Farbton, im Gegensatz zum Zinnober, nicht leugnen. Bekannt sind vor allem die sogenannten Bolusgründe, rote Grundierungen, die erstmals in der italienischen Malerei des 16. Jahrhunderts zu finden sind. Sie bestehen aus rotem oder rotbraunem Ocker. Dieser Bolusgrund wird z.B. verwendet bei der Polimentvergoldung. Er gibt dem aufgelegten Blattgold einen leicht rötlichen, warmen Schimmer.
Bleimennige wurde, da es ein Bleipigmentund damit hochgiftig ist, relativ selten verwendet. Es handelt sich hierbei um eine Bleioxid-Verbindung. Im Florenz des 14. und 15. Jahrhunderts verwendete man dieses Pigmentz.B. in der Buchmalerei sowie in der Scrafittotechnik, einer Maltechnik, bei welcher das Pigmentin den frisch angemachten Putz eingestreut wird. Bei uns ist das Pigmentvornehmlich bekannt als Rostschutzmittel, es ist in Europa mit Ausnahme der Schweiz auch noch erlaubt, wurde aber durch ungiftige Korrosionsschutzmittel ersetzt. Es besitzt sehr gute Haftung und hohe Deckkraft.
Krapplack wurde meistens als Lasur über einem deckenden Rot eingesetzt oder auch zum Einfärben von Stoffen. Er wird aus der Wurzel der südeuropä-ischen Krapp-Pflanze gewonnen. Den Farbstoff enthält die Wurzel der Pflanze, aber nur mit einem Anteil von ca. ein bis zwei Prozent. Unter Zusatz von Alaun extrahiert Wasser aus dem Wurzelhäcksel die roten Farbstoffe, das Alizarin. In einem Fällungsprozess bilden weitere Zusätze von Alaun dann mit der Lauge eine Tonerde und am Ende des Prozesses umhüllen die Farbstoffe dann diese winzigen Tonpartikel. In ähnlicher Weise wird Karmin – ein tierischer Farbstoff – aus der Kermeslaus, einer im Mittelmeerraum lebenden Schildlaus, gewonnen. Dieser Farbstoff fand im Mittelalter gerne seine Anwendung zum Einfärben von Stoffen. Beide Produkte findet man heute als Bio- oder Naturfarben im Handel.
Schwedenrot oder Äkta Falu Rödfärg wurde vor ca. 350 Jahren in der Kupfergrube von Falun in Mittelschweden entdeckt. Es handelt sich hierbei um ein gebranntes Naturpigment einer Erde mit einem besonders hohen Kieselsäureanteil. Die Zusammensetzung des Pigment von Eisen, Kieselsäure, Aluminium, Calcium, Magnesium, Schwefel, Zink und Blei bewirkt einen ausnehmend guten Holzschutz.


Braun und Schwarz

Bei den Brauntönen verwendete man wieder vornehmlich Erden wie z.B. Braunen Ocker oder Umbra. Umbra ist eine den Ockern ähnliche grünlich-braune Farberde, die durch Brennen rötlichbraun werden kann. Die beste Umbraerde wird heute auf Zypern gewonnen und hat eine grünliche Farbrichtung.
Zu den Eisenfarben gehört auch ein Rotbraun-Pigmentmit leichtem Violettstich, das sog. „Caput Mortuum“, ein feinpulveriges Eisen(III)-Oxid. Dieses Pigmentgibt es in natürlichem Vorkommen, wird aber auch synthetisch hergestellt. Die synthetische Gewinnung gelang bereits im Mittelalter, der Name leitet sich ab vom Begriff Totenkopf, was im Mittelalter synonym für „wertloses Zeug“ stand und stellt im Farbton die Assoziation von geronnenem Blut her. Weitere Brauntöne wurden aber auch aus anderen Farbtönen wie Schwarz, Gelb, Rot und Blau in subtraktiver Farbmischung hergestellt.
Für die Herstellung schwarzer Farbtöne verwendeten die alten Meister überwiegend Pflanzen- oder Beinschwarz, manchmal auch Ruß. Der farbgebende Bestandteil ist in der Regel elementarer Kohlenstoff. Nicht alle Schwarzfarben sind gleich Schwarz. Wir unterscheiden zwischen „graustichig“, z.B. Reben-, Mangan- und Schieferschwarz, „braunstichig“ – das Knochenschwarz und „tiefschwarz“ – der Ruß, das Anilin- und Elfenbeinschwarz. Der Farbton Schwarz wurde aber auch hergestellt, indem man ein dunkles Blau mit einem roten Lack überlegte, denn so bekam das Schwarz eine ganz besondere Tiefenwirkung. Im Altertum stellte man das sogenannte „Tresterschwarz“ aus den Pressresten der Weinkelterei her oder einen anderen Schwarzfarbton aus gebranntem Elfenbein, im Handel als Elfenbeinschwarz erhältlich. In Öl angerieben, trockneten diese Schwarzpigment in der Regel schlecht, deswegen setzte der Maler der Mischung häufig Grünspan als Trocknungsmittel zu.


Schwarze Malschichten

Schwarze Malschichten haben eine destabilisierende Wirkung, wenn sie mit trocknenden Ölen angerieben werden. Aus diesem Grund verwendete man hier wie bei der Anwendung von Azurit einen Trick. Die Pigment wurden zunächst mit Eigelb angerieben, sodass die Pigment mit Eigelbproteinen umhüllt waren, anschließend fügte man Leinölfirnis als Malmittel hinzu, um die Farbe gut auftragen zu können und ihr eine Stabilität zu geben.
In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts beschäftigten sich junge Künstler mit dem Thema „Schwarz“ in der Malerei. Zu einer Ikone der Modernen Malerei wurde das „Schwarze Quadrat auf weißem Grund“ von Kasimir Malewitsch von 1915, ein einfaches schwarzes Viereck in Öl auf Leinwand. Später beschäftigt sich der Künstler Ad Reinhardt in seinen Black Paintings, welche er als Meditationstafeln verstand, intensiv mit dem Thema Schwarz, ihm war im Jahr 2010 bis 2011, zusammen mit dem Bauhauslehrer Josef Albers, eine Ausstellung im Bottroper Museum „Das Quadrat“ gewidmet (siehe PraxisPlus-Kasten).
Der Kölner Künstler Prof. Günter Umberg hat eine Malweise entwickelt, bei welcher Pigmentund Bindemittel abwechselnd auf den Untergrund aufgetragen werden. Als Pigment verwendet er Rebenschwarz, Elfenbeinschwarz, Graphit und Preußisch Blau und als Bindemittel Dammarharz.

Prof. Matthias Gröne, Hochschule Esslingen
Quelle: Malerblatt 02/2012

 

 

 


Rot-, Braun- und Schwarz-Pigmente
Die Farbe Rot an einem Hoteleingang in Chiang Mai, Nordthailand.

Rot-, Braun- und Schwarz-Pigmente
Karminrotl.

Rot-, Braun- und Schwarz-Pigmente
Eingangstür einer buddhistischen Tempelanlage in Chiang Mai.

Rot-, Braun- und Schwarz-Pigmente
Caput Mortuum.

Rot-, Braun- und Schwarz-Pigmente
Ausstellungsansicht Ad Reinhardt im Josef Albers Museum Quadrat Bottrop. Fotos: Matthias Gröne (3), Ines Wehl (2), Werner J. Happel (1)

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