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Baustil: Bauhaus

Bauhaus Kunst
Baustil: Bauhaus

bauhaus kunst

Bauhaus Kunst: Die Grundsätze, Ziele und Erfahrungen des „Deutschen Werkbundes“ legen die Basis für das  1919 durch den Architekten W. Gropius gegründete „Bauhaus“ in Weimar.

 

Im Jahr 1907 wird in München der „Deutsche Werkbund“ gegründet. Er ist eine Vereinigung von Künstlern und Handwerkern, welche die Qualität von handwerklichen und industriellen Produkten fördert. Grundsätze, Ziele und Erfahrungen des „Deutschen Werkbundes“ werden zur Basis des 1919 durch den Architekten W. Gropius gegründeten „Bauhauses“ in Weimar. Er vereinigt die „Hochschule für bildende Kunst“ und die „Kunstgewerbeschule“ von Henry van de Velde zur sogenannten „Volkseinheitsschule auf der Basis des Handfertigkeitsunterrichts“. Beim Eintritt in die Schule beginnen die Schüler Lehrverhältnisse, werden ausgebildet in den Werkstätten des Bauhauses und legen anschließend vor den Handwerkskammern die Gesellen- oder Meisterprüfung ab. Durch die Verpflichtung zu regelmäßiger, täglicher Werkstattarbeit erhalten sie die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. 1925 werden der Schule die finanziellen Mittel von der thüringischen Regierung entzogen, es folgt der Umzug nach Dessau. Hier erhält die Schule den Namen „Staatliches Bauhaus Dessau, Hochschule für Gestaltung“. Aus „Meister“ und „Geselle“ werden „Professor“ und „Studierender“.


Architektur

Nach dem ersten Weltkrieg ändert sich die Situation im Bauwesen schlagartig. Die Architektur verfügt über einen neuen Stil. Es setzt sich mehr und mehr eine einfache Formensprache durch, glatte, ungebrochene Flächen werden verwendet, Zierrat wie Gesimse auf ein Minimum reduziert. Bedeutende Architekten sind Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier.
Die Grundlage für diesen rein funktionalen Baustil bildet die amerikanische Architektur. In Amerika entstehen die ersten Wolkenkratzer als reine Skelettbauten, deren Wände nicht mehr tragen und die große Fensterflächen erlauben.
Die Bauhaus-Schule Weimar besitzt zunächst keine reine Architekturabteilung, lediglich das private Bauatelier von Walter Gropius bietet Gelegenheit zur Information. Es entsteht das Musterhaus „Am Horn“ in Weimar, ein weißer Bau, konsequent kubisch in Grund- und Aufriss. Mit dem Umzug nach Dessau kommt es zu einer gesteigerten Bautätigkeit der Bauhaus-Schule. Es entstehen der Neubau des Bauhauses in Dessau, die „Meisterhäuser“ und die Siedlung Dessau Törten. Kennzeichnend für die Architektur sind strenge, geometrische Formen, klare Linienführung und immer wieder der rechte Winkel. In Stuttgart findet 1927 eine Bauausstellung auf dem Killesberg statt, es entsteht die Weißenhofsiedlung.

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Die Siedlung „Onkel Toms Hütte“ in Berlin.


Farbigkeit

Kurz nach der Gründung 1919 wird am Bauhaus eine Werkstatt für Wandmalerei eingerichtet. Von dieser Werkstätte gehen aber nur wenige Anregungen zur farbigen Gestaltung von Architektur aus, man beschäftigt sich mehr mit Wandmalerei. „Farbe am Bauhaus“ bezieht sich in erster Linie auf den Innenraum. Hier hält man sich zunächst an die Primärfarben Gelb, Rot und Blau neben Weiß, Grau und Schwarz. Im Mittelpunkt steht die totale Reduktion im „Formalen“ wie im „Farbigen“. Die sogenannten Nichtfarben Weiß, Grau und Schwarz dominieren, die Primärfarben Gelb, Rot und Blau werden sparsam akzentuiert eingesetzt. Farbe ist wichtiger Bestandteil der Harmonie des architektonischen Ganzen. Der Leiter W. Gropius selbst steht der farbigen Architektur reserviert gegenüber. Er weist Farbvorschläge für die „Meisterhäuser“ in Dessau zurück. Ihm, wie auch den meisten anderen Architekten, gilt Weiß als Symbol höchster Reinheit und Klarheit. In den Innenräumen lässt er eher Farben zu, welche hier, besonders beim Neubau der „Bauhaus-Schule Dessau“ als Leitsystem fungieren. Die umfassendste Darstellung „Neuen Bauens“ zeigt die Stuttgarter Weißenhofsiedlung. Sie wird damals kritisierend als „Araberdorf“ oder „Vorstadt Jerusalems“ bezeichnet. Diese Äußerungen lassen auch auf die Farbgebung schließen. Weiß, eine künstliche und damals ungewohnte Farbe, steht im Mittelpunkt. Originaluntersuchungen am Putz von Le Corbusiers Häusern haben jedoch die Verwendung verschiedener Farbtöne am Außenbau ergeben. Die Süd-, Ost- und Westfassaden erhalten eine ganz leicht rosa Abtönung, Fensterrahmen gebrannte Umbra, im Erdgeschoss Hellblau für zurückliegende Wandflächen, auf der Dachterrasse wieder Hellblau, abwechselnd mit gebrannter Siena, Hellocker und Dunkelgrau. Als Grundkonzept für die Farbigkeit der Architektur des Bauhauses gilt: Dominant sind die Nichtfarben Weiß, Grau und Schwarz. Werden Farben verwendet, so sind dies die Primärfarben, gebrochen oder stark aufgehellt.

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Starke Farben verwendete der Architekt Richard Neutra bei diesem Wohnhaus in Berlin.


“Farbiges Bauen”

Im Gegensatz zur Bauhaustheorie vertritt der Architekt Bruno Taut zu gleichen Zeit sehr stark die These des „Farbigen Bauens“. Sein Formkonzept ist ebenso sachlich und kühl wie das des Bauhauses, in der Farbgebung nimmt er eine Sonderstellung ein. Durch die Industrialisierung war die Arbeiterbevölkerung sehr stark angewachsen. Billige Reihenhäuser mussten zur Linderung der Wohnungsnot geschaffen werden. Taut setzt hier nun die Farbe als Mittel ein, Individualbereiche zu schaffen und den Straßenraum zwischen den Häusern optisch zu erweitern. Als Beispiel sein Farbkonzept für die Siedlung „Onkel Toms Hütte“ in Berlin: Am Eingang in die Siedlung stehen drei turmartige weiße Eckbauten, Weiß hat Signalwirkung. Im Straßenraum sind die Ostfassaden in Grünblau gehalten, dadurch wird die Kühle des Morgenlichtes noch unterstrichen. Die Westfassaden erhalten einen Anstrich in tiefem, pompejanischen Rostrot, es hält die Abendsonne gefangen und lädt zum Verweilen ein. Der zweite Weltkrieg unterbricht die Entwicklung farbigen Bauens.

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Innenraumgestaltung von Le Corbusier .Fotos: Matthias Gröne

Prof. Matthias Gröne, Hochschule Esslingen
Quelle: Malerblatt 11/2010
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