Eine historische Vergoldetechnik mit einem hohen Schwierigkeitsgrad ist die Mordentvergoldung.
Es werden dabei zwei Arten unterschieden: die Wachsmordent- und die Eigelbmordentvergoldung. Die erstgenannte Wachsmordentvergoldung kommt hauptsächlich in Verbindung mit Graumalerei zum Einsatz, findet aber auch bei moderner Wandgestaltung Anwendung.
Das Blattgold wird dabei auf eine pastenartige Mischung aus Wachs, Venezianer Terpentin und Talg aufgelegt. Besondere Effekte erzielt man bei der Graumalerei, wenn Punkte oder Linien auf den Höhen vergoldet werden, deren goldblitzende Betonung die Ausdruckskraft der Malerei steigert.
Wachsmordent
Für die Wachsmordentvergoldung gibt es verschiedenste Rezepturen, die auf den jeweiligen Untergrund abgestimmt werden. Karin Havlicek empfiehlt in ihrem Buch (siehe Kasten) eine Mischung aus Bienenwachs, Venezianer Terpentin und Rindertalg. Die Mischung wird im Wasserbad geschmolzen und verrührt und während der Arbeit stets warm gehalten. Für Arbeiten auf einer Leiter oder dem Gerüst bietet sich heißer Sand statt Wasser zum Warmhalten an. Das vorgemalte Ornament muss flott und in einem Zug aufgestrichen werden, was viel Erfahrung voraussetzt. Das Blattgold wird aufgelegt, wenn die Paste soweit angetrocknet ist, dass sie das Gold nur noch an der Oberfläche festhält. Es gilt: Je glatter der Auftrag, desto schöner der Glanz.
Eigelbmordent
Bei der Eigelbmordentvergoldung enthält die Mischung, wie der Name bereits verrät, das Gelbe vom Hühnerei. Es handelt sich um eine Tempera-Emulsion die sich für malerische Techniken wie Ornamente eignet. Natürlich können mit dieser Technik auch „Lichter“ aufgesetzt werden. Einsatz findet sie auf leicht saugenden Untergründen wie kreidegrundierten, farbig gefassten Rahmen oder auf mit Leimfarben gestrichenen Wänden. Das Malmittel wird durch Verrühren des Eigelbes mit 20-prozentigem Glycerin hergestellt. Die homogene, dickflüssige Mischung siebt man in ein zweites Glas. Zur Verbesserung der Klebekraft des Goldes oder zur Steigerung des späteren Glanzes kann man etwas Mixtion oder Dammar hinzufügen. Das Ornament muss vorher auf den Untergrund übertragen sein, und kann mit Schellack abgesperrt werden. Dann wird das Eigelbmordent mit einem hochwertigen Rotmarder-Spitzpinsel aufgesetzt. Erscheint der Auftrag leicht matt, kann das Blattgold aufgelegt werden. Nach circa einem Tag kann das Blattgold eingekehrt werden.
Für beide Techniken gilt: mitlaufende Proben und Muster sind für die erfolgreiche Ausführung unerlässlich. Außerdem zu beachten: Prinzipiell können Mordentvergoldung nur im Innenbereich und nur an Stellen ohne mechanische Belastungen eingesetzt werden.
Susanne Wierse