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Vergolden 1: Mixtion

Blattgold
Vergolden 1: Mixtion

Vergolden

Das Vergolden mittels Mixtion führt bei genauer Vorbereitung und präziser Vorgehensweise schnell zu schönen Ergebnissen.

Diese Vergoldungsart wird auch als Anlegevergoldung bezeichnet. Hauchdünn und sehr beständig brachte Blattgold schon in der Antike Bilder, Statuen und Gebäudeteile zum Glänzen. Blattgold kann, sofern der Untergrund entsprechend präpariert wurde, nichtmetallischen Untergründen das Aussehen von echtem, massivem Gold verleihen. Heute werden Blattvergoldungen unter anderem an Bilder- und Spiegelrahmen, Mobiliar, kostbaren Büchern und sakralen Gegenständen vorgenommen. Eine bedeutende Rolle kommt den Vergolderarbeiten auch bei der Restaurierung sowie Oberflächengestaltung von Baudenkmälern oder bei der Kunst am Bau und im modernen Wohnumfeld zu. Für das glänzende Ergebnis sind Raum- und Klimabedingungen sowie sorgfältiges Arbeiten die Grundvoraussetzung.


Vorgehensweise

Gold ist ein Edelmetall und gegen die meisten Säuren, Laugen sowie gegen Schwefelstoffe in der Luft beständig. Die dünnen Goldblättchen werden in vielen umfangreichen Herstellungsschritten in Goldschlägereien hergestellt. Angeliefert werden sie in sogenannten Heftchen, in denen die hauchdünnen Goldblättchen in Quadrate geschnitten und zwischen Seidenpapiere gebettet sind. Von hier wird das Blattgold mit einem speziellen Pinsel, dem „Anschießer“, aufgenommen und auf den Untergrund aufgelegt. Bei der Mixtionvergoldung wird zwischen dem vorbereiteten Untergrund und dem Goldblättchen ein „Kleber“, die Mixtion aufgebracht. Der Begriff leitet sich aus dem lateinischen Wort für Mischung „mixtura“ ab. Ursprünglich wurde es nur für ein Anlegeöl auf Leinölbasis verwendet. Heute unterscheidet man die Ölmixtion und die Wassermixtion. Beide dienen als Haftvermittler zwischen Untergrund und Vergoldung und werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Noch ein Hinweis von Karin Havlicek soll hier zitiert sein: Ein mitlaufendes Musterobjekt ist in jedem Fall unerlässlich. Es hilft von der Bewertung der Trockenzeiten bis zu Einschätzung der Wirkung von Nachbearbeitungsvarianten.


Wassermixtion

Die Wassermixtion wird aufgrund ihres weißlichen, dünnen Aussehens auch Anlegemilch genannt. Sie ist ausschließlich für den Innenraum geeignet. Der Untergrund sollte leicht saugend und so glatt wie möglich sein. Eine sehr gute Vorbereitung ist ein fein geschliffener, sauberer Untergrund. Für die Vergoldung mit Gelbgold oder Schlagmetall streicht man mit einem weichen Flächenstreicher Acrylfarbe in einem hellgelben bis ockerfarbenen Ton deckend vor. Für ein glänzendes Ergebnis werden 10 Prozent glänzender Acryllack, für eine matte Oberfläche 10 Prozent Mattlack zugegeben. Vor dem sogenannten Anlegen, dem Auftrag der Mixtion, muss die Oberfläche abgestaubt werden. Vor dem Beginn der Arbeiten ist es wichtig, die Vorgehensweise detailliert zu planen. Bei ebenen Flächen kann man auf den Untergrund ein Raster aufzeichnen, wobei der Überstand mitgerechnet werden muss. Goldblätter sind üblicherweise 8 mal 8 Zentimeter groß, für ein perfektes Ergebnis würde man 7 mal 7 Zentimeter große Quadrate aufzeichnen. Für Blattmessing 13 x 13 Zentimeter. Der Auftrag der Mixtion erfolgt zügig und gleichmäßig.
Das Blattmetall wird aufgelegt, wenn die aufgetragene Mixtion nicht mehr milchig ist, sondern einen klaren Film bildet. Die Zeitspanne, in der das Blattgold jetzt aufgelegt werden kann, reicht bis zu 60 Stunden.


Von unten nach oben

Bei einer senkrechten Fläche oder Skulpturen beginnt man mit dem Auflegen des Blattmetalls immer unten, damit beim Anschießen herabfallendes Blattgold nicht unkontrolliert auf der Fläche haften bleibt. Die Blättchen werden mit Überlappung nebeneinander gelegt und die Oberfläche geschlossen. Kleine Fehlstellen sollten gleich ausgebessert werden. Ist die Goldfläche geschlossen, wird das aufliegende Gold vorsichtig mit wenig Druck entgegen der Anschussrichtung festgedrückt. Dazu eignet sich sehr gut ein mit einem Feinstrumpf umhüllter Watteballen mit untergelegtem Seidenpapier. Die jetzt fertiggestellte Oberfläche kann nach dem restlosen Entfernen des Goldstaubs weiterbearbeitet werden. Eine Möglichkeit ist das Durchreiben, das heißt das sichtbar machen der unter dem Goldanschuss unterlegten Farbe. Dies ist nur sinnvoll, wenn diese einen Kontrast zum Goldton bildet. Dazu benützt man ein feines, mit Alkohol benetztes Tuch, mit dem man meist in Längsrichtung reibt. Nicht vergessen: Blattgold ist nur ein zehntausendstel Millimeter „stark“.
Vergoldungen mit Wassermixtion sind mechanisch nicht strapazierfähig. Um nur ein späteres Abstauben zu ermöglichen, ist deshalb ein Schutzüberzug wichtig. Geeignet dafür sind Acryllacke, Leimüberzüge oder Schellack.


Ölmixtion

Mit Ölmixtion hergestellte Vergoldungen können zwar im Außen- und Innenbereich angewendet werden, überwiegend jedoch wegen der Lösemittelausdünstungen im Außenbereich. Sie sind mit einer Lebenszeit von ungefähr 40 Jahren sehr haltbar. Auch hier wird die Ölmixtion – auch Anlegeöl genannt – auf das vorbereitete, staubfreie Werkstück aufgetragen. Es gibt sie mit unterschiedlichen Trockenzeiten (drei oder 12 Stunden) woraus aber auch unterschiedliche Verarbeitungszeiträume (von 30 Minuten bis zu drei Stunden) resultieren. Eine Möglichkeit zur Untergrundvorbereitung ist die Grundierung mit einem Vorlack auf Kunstharzbasis, lackiert mit hellgelbem Alkydharzlack, glänzend oder matt, je nach gewünschtem Ergebnis. Die Mixtion lässt sich mit Ölfarbe einfärben und sollte mit Terpentin oder etwas Shellsol T verdünnt werden. Das hat den Vorteil, dass man den Auftrag besser kontrollieren kann. Ist die Mixtion überall gleichmäßig aufgetragen, wird sie sofort wieder abgezogen, z. B. mit Schaumstoff. Auch hier gilt wie bei der Wassermixtion: je glänzender und gleichmäßiger der Untergrund und je dünner die Mixtionschicht, desto glänzender wird das Ergebnis.


Trockenzeit prüfen

Vergolden kann man nach Ablauf der Trockenzeit. Ob die Ölmixtion trocken genug ist um das Gold aufzulegen, lässt sich prüfen, indem man mit dem Rücken des Zeigefingers leicht über das angelegte Werkstück fährt: es ist ein leichtes Ziehen spürbar oder gar ein leichtes Pfeifen hörbar. Um sicher zu gehen, wird das mitlaufende Werkstück angeschossen.
Zum Auflegen der Goldblätter ist Ruhe und volle Konzentration vonnöten, Luftzug muss unbedingt vermieden werden. Die Blättchen werden drei bis fünf Millimeter überlappend nebeneinander aufgelegt. Mithilfe des Seidenpapiers aus dem Goldheftchen kann es vorsichtig entgegen der Anschussrichtung glättend festgedrückt werden. Fehlstellen in Form winziger Haarrisse oder Ecken lassen sich beheben, indem man mit einem weichen Einkehrpinsel in einer Richtung über die Fläche streicht und so die Goldreste , die durch Überlappung an den Blattgoldkanten entstanden sind, in die Fehlstellen einkehrt.
Ölvergoldungen im Außenbereich werden prinzipiell nicht lackiert, da reines Gold (mindestens 23,5 besser 23,75 Karat) von Luftschadstoffen nicht angegriffen werden wird.
Im Außenbereich wird grundsätzlich mit Doppelgold gearbeitet. In manchen Fällen wird auch zweimal vergoldet.

Susanne Wierse
Quelle: Malerblatt 12/2010


Vergolden

Mixtionvergoldung
Geplantes Vorgehen und sorgfältiges Arbeiten führt zu glänzenden Ergebnissen.

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Für eine exakte Anordnung des Blattmetalls wird ein Raster aufgezeichnet.

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Die Anlegemilch wird mit einer Schaumstoffwalze aufgebracht.

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Das Kompositionsgold wird mit einem Watteballen und Feinstrumpf festgedrückt.

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Die Überstände können mit dem Watteballen und Feinstrumpf entfernt werden.

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Die Ölmixtion wird mager auf dem Werkstück angelegt.

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Anschießen von Blattgold auf der Ölmixtion: Überlappung einplanen!

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Nach dem Festdrücken wird das Blattgold eingekehrt.

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Sorgfalt erfordert die Ausbesserung von Fehlstellen. Fotos: Karin Havlicek (7), Naomi Mulla (2)

 

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