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Fassadendrucker

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Fassadendrucker

Einen Pointilismus der besonderen Art praktizieren drei Jungunternehmer aus Berlin mit dem Paintball-Prinzip.

Sie lassen einen Roboter Bilder nach dem Paintball-Prinzip an die Wand „schießen“. Allein diese Applikation durch den „Facadeprinter“ ist ein Spektakel. Macht es „Plopp“, dann ist wieder eine Kugel auf dem Weg. Mit Tempo 200 verlässt die Farbkapsel den fest auf einer Art Lafette montierten Paintballmarkierer. Kurz darauf knallt die Kugel auf die Wand, die Hülle aus Gelatine oder Acrylkunststoff zerplatzt, es entsteht ein Farbfleck von rund zehn Zentimetern Durchmesser. Gleich darauf blüht der nächste Punkt daneben auf. Bis zu fünf Schuss pro Sekunde leistet der „Facadeprinter“, entwickelt von Martin Fussenegger und Michael Sebastian Haas. Zunächst ab 2005 als Semesterarbeit der beiden Karlsruher Designstudenten entstanden, wurde aus der Idee Ende 2009 ein eigenes Unternehmen, die Sonic Development GmbH in Berlin. Schon ein Jahr zuvor erhielt das Team den Hauptpreis im Gründerwettbewerb Multimedia des Bundeswirtschaftsministeriums.

Inzwischen wird mit dem „Facadeprinter FP02“ gearbeitet, der den noch etwas krude anmutenden Prototyp nicht nur optisch perfektioniert hat. Auch die Steuersoftware und die ganze Mimik wurden für den regelmäßigen Einsatz optimiert. Im April 2009 zeigte die Maschine erstmals, was sie kann – nachdem Julian Adenauer, als dritter Mann im Team, seine Diplomarbeit der Steuerungsprogrammierung gewidmet hatte.


Drucken aus Distanz

Die „Distanz-Drucktechnik“ funktioniert über Strecken von bis zu 12 Metern, die Bilder selbst können bis 8 Meter hoch und 10 Meter breit sein – noch breitere Motive lassen sich durch entsprechendes Versetzen der Maschine realisieren. Je nach Überlappung der zwischen 5 und 10 Zentimeter großen „Einschläge“ entstehen punktbetonte oder aber flächige Bilder, als Vorlage dienen Pixel- oder Vektorgrafiken, die der integrierte Computer dann unter Berücksichtigung der Distanzen und Perspektiven in Flugbahnen sowie Stellpositionen des Abschussrohres umrechnet. Die Paintball-Kugeln werden per Druckluft auf den Weg gebracht – streng rechtlich unterliegt der Drucker also dem Waffenrecht, weshalb auch eine große Sicherheitszone abgesperrt werden muss und der Vorgang exakt überwacht wird.
Meist, so Martin Fussenegger, gehe es um die Realisierung temporärer Bilder, die mitunter nach mehreren Tagen schon wieder verschwunden seien. Das ist ohne weiteres machbar, denn die stärke- oder wachsbasierenden Paintball-Farben zersetzen sich rasch. Allerdings hängt das Tempo vom Farbton ab: einzelne Töne sind je nach Bewitterung bis zu zwei Monate sichtbar, andere sogar vier Monate lang. Diesem fragmentarischen Überleben von Bildelementen müsse man gewahr sein, eventuell vorzeitig überstreichen oder abstrahlen. Schwieriger seien permanente Bilder, wie man eines in Hamburg realisiert habe. Dafür mussten leere Kugeln aus Acryl manuell mit Fassadenfarben befüllt werden, was angesichts der zahlreichen „Plopps“ zeit- und kostenintensiv war. Steige die Nachfrage, so ließen sich die Kugeln auch industriell befüllen. Momentan arbeitet der „Facadeprinter“ mit 13 verschiedenen Buntfarben, deren Farbwirkung stark von der Untergrundqualität abhängt. Ideal für die leicht lasierenden Farben ist natürlich ein heller, homogener und saugender Untergrund. Bei nichtsaugenden Substraten wie etwa Metall nutzt das Team höher viskose Farben, die ein Ablaufen an der Senkrechten verhindern. Stets gilt, dass der Untergrund so hart ist, dass die Kugeln auf ihm zerplatzen und nicht abprallen.


Mehrfarbendruck-Experimente

Polychrome Motive entstehen übrigens Farbton für Farbton nacheinander – und das ist durchaus ein Erlebnis, weshalb der „Facadeprinter“ Performance-Qualität besitzt und gerne im Rahmen von Events verschiedenste Grafiken und Bildelemente produziert. Allerdings könnte der „Facadeprinter“ auch als experimentelles Medium für originär künstlerische Ideen dienen. Für abstrakte, pointilistische Farbmalerei beispielsweise.

Armin Scharf
Quelle: Malerblatt 12/2010

 

 

 


Fassadendrucker
So sieht der „Facadeprinter“ in der aktuellen Version aus: Druckluftflasche, Kugelvorrat und der Drucker mit dem schwenkbaren Abschussrohr sowie dem integrierten Steuerungsrechner.

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Punkt an Punkt schießt der „Facadeprinter“ die Farbe an die Wand. Nach und nach wird so das vorgegebene Motiv umgesetzt.

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Diese Versuchsreihe zeigt, wie die Wirkung der Farben von der Qualität des Untergrundes abhängt.

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Drei Mann und die fliegenden Farbkugeln: Michael Sebastian Haas, Martin Fussenegger, Julian Adenauer (von links).Fotos: Sonic Development

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