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Rastatter Residenz

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Rastatter Residenz


Die Fassadensanierung der Rastatter Residenz wird zum Ausnahmeprojekt, da sie am Ende weniger kostete als gedacht.

Von gelungenen Sanierungsprojekten, die am Ende weniger statt mehr kosten, hört man eher selten. Die Fassadensanierung der Rastatter Residenz ist ein solches Ausnahmeprojekt. Die Fassadenfarbe lieferte Caparol.

Vom Jagdschloss zur Residenz

Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden ließ das Rastatter Schloss in den Jahren 1697 bis1707 erbauen, nachdem der Familienstammsitz in Baden-Baden von französischen Truppen zerstört worden war und sich seine Ambitionen auf die polnische Königskrone zerschlagen hatten. Er beauftragte den italienischen Architekten Domenico Egidio Rossi damit, ein Jagdschloss auf dem Hochgestade zu bauen. 1700 dann die plötzliche Planänderung: Anstelle des schon fast fertig gestellten Neubaus sollte eine große Residenz mit Verwaltungsgebäuden nach dem Vorbild des französischen Versailles entstehen. Der Bauherr konnte sein neues Domizil nicht lange genießen, er lebte kaum zwei Jahre darin und starb schon 1707 an einer Kriegsverletzung. Seine Frau Sibylla Augusta übernahm die Regierungsgeschäfte für den minderjährigen Thronerben und regierte vom Rastatter Schloss aus ihr kleines Reich zwanzig Jahre lang. Nur während der französischen Besetzung Rastatts verließ die Markgräfin die Residenz und ließ sich zeitweilig in Ettlingen nieder. Auch Architekt Rossi kehrte wieder in seine italienische Heimat zurück, und so wurde der böhmische Baumeister Johann Michael Ludwig Rohrer mit dem weiteren Um- und Ausbau des Schlosses beauftragt.


Die Schlossanlage

Die gewaltige dreiflügelige Schlossanlage gilt als die älteste Barockresidenz am Oberrhein und gehört zu den wenigen, die den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden haben. Sie orientierte sich als Erste – wie danach so viele Bauten von deutschen Fürsten des Barock – an Versailles, der Residenz des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. Abweichend vom damaligen Usus, Prunkbauten nach Süden auszurichten, öffnet sich die Anlage nach Westen hin und richtet so den Blick auf den Rhein und das von König Ludwig auf der Rheininsel Grießheim erbaute Fort Louis. Drei Straßen führen strahlenartig auf das Schloss zu, ganz wie in Versailles. Der zunächst frei stehende Hauptbau des Jagdschlosses wurde bis auf die Kellergewölbe abgetragen, wesentlich verbreitert  und an die bestehenden Flügelbauten angeschlossen. Das lang gestreckte Haupthaus, das Corps de Logis, trennt die Stadt und den Schlosspark, die beiden Seitenflügel rahmen den Ehrenhof ein, der sich über die Ehrenhofterrassen zur Stadt hin öffnet.
Im Norden und Süden verlängern die Gartenflügel die Längsachse auf die beachtliche Länge von 230 m. Die Schlosskirche befindet sich neben dem nördlichen Gartenflügel, im Süden befand sich das heute nicht mehr erhaltene Schlosstheater. Die riesige Dimension ergibt sich aus der Tatsache, dass neben der Familie des Markgrafen auch die Regierung, die Verwaltung, Gästegemächer und die gesamte Dienerschaft untergebracht waren.
Architekt Rossi stand unter erheblichem Zeitdruck, deshalb gründete er mehrere Ziegelbrennereien und ließ den gesamten Bau aus den vor Ort gefertigten Ziegeln errichten und rot verputzen, um den in der Gegend für Prunkbauten üblichen roten Sandstein vorzutäuschen. So wurde aus der Not heraus das berühmte Rastatter Rot als Fassadenfarbe geboren.


Die Fassade

Bei der denkmalpflegerischen Bestandsaufnahme der Fassade, die immerhin eine Fläche von 12.000 Quadratmeter umfasst, stellte man Spannungsrissen und hohlen Putzstellen fest. Vermutlich hat die Verkieselung der Silikatfarbe nach mehreren Anstrichen zu so starken Spannungen geführt, dass der Putz in Teilbereichen hohl lag. Um dieses Problem nicht weiter zu verstärken, sollte das neue Anstrichsystem sehr offenporig sein. Deshalb entschieden sich die Verantwortlichen für den historischen Kalkanstrich Histolith von Caparol, eine Fassadenfarbe auf Basis von Kalkhydrat mit Zusatz von Leinöl. Sie ist spannungsarm, wetterbeständig, offenporig und damit hoch wasserdampfdurchlässig und verfügt über eine lichtechte mineralische Pigmentierung. Dies bedeutet, dass die Fassadenbeschichtung den Putz in seinen bauphysikalischen Eigenschaften nicht beeinträchtigt und eine dauerhafte Funktionsfähigkeit der Fassade garantiert. Das Farbkonzept war vorgegeben durch den Denkmalschutz. Die gesamte Fassadenfläche wurde einheitlich im Farbton „Rastatt Rot“ gefasst, ein farbliches Absetzen von Fassadenverzierungen, Wand- und Sockelflächen, Säulen, Balustraden oder Figuren war nicht gewünscht. Entsprechende Befunde durch das Amt für Vermögen & Bau Pforzheim belegen die einheitliche Farbgebung der Fassade.


Die Sanierung

Kalkfarbe ist ein historischer Anstrich, der hinsichtlich Zusammensetzung, Konsistenz sowie Licht- und Witterungsbeständigkeit anders bewertet werden muss als ein modernes Beschichtungssystem. Kalkfarben reagieren beim Auftrag unmittelbar auf die Witterung: Direkte Sonneneinstrahlung und hohe Lufttemperatur lassen den Anstrich zu schnell abbinden, aber auch bei niedrigen Temperaturen unter 8 °C ist keine Verarbeitung möglich. Aus diesem Grund sind Kalkfarben heute aus dem konventionellen Baubetrieb weitgehend verschwunden und finden überwiegend nur noch in der Denkmalpflege Anwendung.
Auch die Anstricharbeiten am Rastatter Schloss gestalteten sich aufwendig, da es besonderer Fachkenntnis, Achtsamkeit und Übung seitens der ausführenden Betriebe und ihrer Handwerker bedurfte. „Die unterschiedlichen Witterungseinflüsse wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit haben die Verarbeitung sehr unterschiedlich und oft nachteilig beeinflusst“, erklärt Architekt Stefan Klaus. „Diese bekannten Einflüsse mussten daher Eingang in die Termin- und Bauablaufplanung finden.“
Die gesamten Sanierungsmaßnahmen wurden in vier Abschnitte gegliedert und beanspruchten einen Zeitraum von zwei Jahren. Im Zuge der Neubeschichtung wurde zunächst die gesamte Fassadenfläche gereinigt und renoviert, um einen einheitlichen Untergrund herzustellen. Lose Putzstellen wurden ergänzt, die Sinterschicht auf den neu aufgebrachten Putzstellen abgeätzt und zur Fixierung der gesamten Putzoberfläche ein Grundanstrich mit Histolith Silikat-Fixativ ausgeführt.
Im Anschluss erfolgte ein Voranstrich mit Histolith Kalkschlämme. Dieser auf Kalkhydrat basierende und mit Füllstoffen angereicherte Schlämmanstrich wird eingesetzt um Schwindrisse zu füllen und die Oberfläche zu egalisieren, was gerade bei diesem Bauvorhaben von besonderer Bedeutung war. Die auf diese Weise vorbereiteten Flächen bildeten einen farblich und strukturell einheitlichen Grund für den weiteren Farbauftrag.
Je ein Zwischen- und ein Schlussanstrich mit Histolith Fassadenkalk, von Hand im Kreuzstrich aufgetragen, vollendeten schließlich die Beschichtungsarbeiten.
Abschließend wurden die fertig gestellten Arbeitsabschnitte mit Wasser besprüht, um die Carbonatisierung, d. h. die Umwandlung von Kalkhydrat zu Calciumcarbonat, zu unterstützen, damit der Kalk nicht „aufbrennt“.


Fazit

Zwölf Millionen Gulden kostete der Neubau das Markgrafentum vor 300 Jahren – die im Jahr 2011 abgeschlossene Fassadensanierung unterschritt die veranschlagten zwei Millionen Euro deutlich und belief sich schlussendlich – sehr zur Freude der Auftraggeber – auf 1,7 Millionen Euro. Die Sanierung des Außenputzes samt Kalkanstrich mit dem Caparol Histolith System lässt nun 12.000 Quadratmeter Fassade in neuer Farbenpracht erstrahlen.
„Die Renovierung von Schloss Rastatt hat eindrucksvoll bewiesen, dass Kalkfarben auch in heutiger Zeit ihre Berechtigung als Fassadenanstrich nicht verloren haben, vor allem für denkmalgeschützte Gebäude. Mit Kalkfarben lässt sich eine natürliche Farbigkeit herstellen, die historischen Fassaden ihr gebührendes authentisches Erscheinungsbild verleiht“, kommentiert Dr. Christian Brandes von der Caparol-Baudenkmalpflege die Arbeiten an der Barockresidenz.
Mit Blick auf das Ergebnis herrscht bei allen Verantwortlichen und Beteiligten Einigkeit, dass sich die zweijährige Bauzeit gelohnt hat: Der Mut zur Farbe gibt das gewisse Extra, das dem barocken Bau gut steht.

Quelle: Susanne Mandl, Caparol



Fassadensanierung der Rastatter Residenz
Der Farbton „Rastatt Rot“ wurde in Abstimmung mit dem Denkmalamt angelegt.

Fassadensanierung der Rastatter Residenz
Die Rastatter Residenz zeugt vom Selbstverständnis und Repräsentationsbedürfnis des Bauherrn, eines durch und durch absolutistischen Fürsten.

Fassadensanierung der Rastatter Residenz
Farbenprächtiges Barock.

Fassadensanierung der Rastatter Residenz
Das einheitliche Farbkonzept der Fassade wurde durch entsprechende Befunde belegt. Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz/Hanspeter Trefzer

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