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Gestaltung von Plattenbauten

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Gestaltung von Plattenbauten

Dass Plattenbauten trotz schlechter Ausgangslage noch ihren eigentlichen Zweck erfüllen können, zeigt ein Projekt aus Halle.

 

Denn im dortigen Gebiet am Oleanderweg haben die Planer von Stefan Forster Architekten aus Frankfurt am Main im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 aufgezeigt, wie mit planerischem Geschick und durchdachten Eingriffen in den Bestand ein neues, lebenswertes und attraktives Wohnumfeld entstehen kann. Einst ein fünfgeschossiges Gebäude mit uniformer Fassade in Ocker zum Garten hin und Grau zur Straße, zeigt sich die Anlage heute als aufgelockertes Ensemble. Fünf Gebäude in Reihe bilden weiterhin den ursprünglichen Grundriss der Anlage. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten.

Wo einst fünf Vollgeschosse zur Verfügung standen, wurden die Häuser auf drei Vollgeschosse mit einem eingeschossigen Aufbau zur Straße hin sowie einem eingeschossigen Staffelgeschoss zurückgebaut und zeigen sich so wesentlich einladender und aufgelockerter als der ursprüngliche Bestand. Auch die eigentlichen Grundrisse von Erschließung und Wohnungen wurden verändert und heutigen Ansprüchen angepasst.


Mit Rückbau, farblicher Überarbeitung und neuen Vorbauten wie Balkonen und Gärten wirkt die Anlage modern.


 

 

Mehr Individualität

Von den ehemals elf Treppenkernen blieben nach dem Umbau nur noch sechs bestehen und die teilweise kleinteiligen Wohnungen wurden zu großen Einheiten umorganisiert. So wurden aus den 125 Wohnungen vor dem Umbau nun 81 Einheiten. Mit 18 verschiedenen Grundrissarten und teilweise zweigeschossigen Wohnungen entspricht die neue Anlage am Oleanderweg damit modernen Ansprüchen nach mehr Individualität und Exklusivität.

Mutiges Farbkonzept

Doch nicht nur bei der Architektur und den Grundrissen wurde darauf geachtet, den alten, ungeliebten Geist der Plattenbauten zu vertreiben. Gerade auch bei der farblichen Gestaltung setzten die Planer auf ein mutiges Farbkonzept, um sich vom ursprünglichen Grau des Bestandes zu distanzieren. Die Putzfassade zeigt sich mit einem frischen und aktivierenden Grün zur Straßenseite hin und erhält durch orangene und hellgraue Fensterlaibungen einen zusätzlichen Farbtupfer. Den Gebäuden vorgelagerte Anlagen aus gelblichem Klinker verbergen dabei die notwendigen Dinge des Alltags wie Mülleimer, Abstellflächen, Briefkästen und Klingelanlagen. Sie dienen auch als Abgrenzung der privaten Gärten gegenüber dem öffentlichen Raum.

Die östlichen Fensterlaibungen wurden in einem kräftigen Orange gestaltet.

 


 

Wie ursprünglich beim Bestand, entwarfen die Architekten um Stefan Forster auch bei der neuen Anlage eine farblich zweigeteilte Fassade. Während zur Straße, die sich im Norden befindet, und an der Ost- und Westseite des Komplexes das Grün dominiert, zeigt sich die Fassade zum Garten im Süden zurückhaltender. Lediglich die hier auftauchenden orangefarbenen Laibungen der eingeschnittenen Terrassen- und Balkontüren setzen einen besonderen Akzent. Die restliche Fassade wurde dezent in einem abgetönten Weiß gehalten, was den Gebäuden gut tut und einen schönen Kontrast zum Grün des Gartens bildet.

Die Nordfassade ist in hellem Grün gestrichen und verleiht dem Komplex Frische.

Betritt man eines der Treppenhäuser, dann bemerkt man, dass auch hier viel Wert auf Farbigkeit gelegt wurde. Doch erst, wenn man zwei oder mehr der Treppenaufgänge gesehen hat, erkennt man auch, dass mehr als nur eine farbliche Aufhübschung Antrieb für die Gestaltung dieser Bereiche war. Denn jedes Treppenhaus hat eine eigene Farbstimmung erhalten. Das hat vor allem den Effekt, dass neben einer spannenden farblichen Gestaltung auch der Zweck der Identifizierung und Individualisierung erfüllt wird. Anders als bei Plattenbauten üblich, erhalten die einzelnen Häuser innerhalb der Anlage so eine eigene Note und werden zur optischen Adresse. Statt uniformer Farbgebung und Gestaltung also ein eigenständiger Auftritt ohne großen Aufwand. Die farbliche Akzentuierung beschränkt sich dabei auf Böden und die Seitenwände von Nischen. Da die restlichen Wände sowie die Decke in Weiß gehalten sind und mit grauen Treppen und Geländern kombiniert wurden, wirkt die Farbigkeit auch nicht überladen. Dass sowohl bei der Fassade als auch bei den Treppenhäusern keine sanften Farbtöne gewählt wurden, sondern die Architekten bewusst auf satte, strahlende Farben wie Grün, Orange, Rot, Blau, Gelb und Mint setzten, wirkt zunächst etwas befremdlich. Es soll aber wohl den Mut bei der Umgestaltung der ehemaligen Plattenbauten und das Bekenntnis zum Wandel aufzeigen und dies eben durch die Farben betonen.

Das Farbkonzept der einzelnenTreppenhäuser dient der farblichen Akzentuierung.


Abgerundet wird der Wandel der gesamten Wohnanlage durch neu geschaffene, private Gärten, die zum gemeinsamen Garten hin durch die bereits erwähnten Klinker-Mauern sowie durch Fertigbetonteile abgegrenzt werden und aus den ehemaligen Erdgeschoss-Wohnungen im Plattenbau kleine und moderne Einheiten im Stile von Stadthäusern machen. Diese Maßnahmen, die Umgestaltung der ehemals fünfgeschossigen Anlage zu einem dreigeschossigen Bau mit Dachterrassen und Staffelgeschoss, die neue farbliche Akzentuierung sowie die individueller wirkenden Grundrisse haben dazu beigetragen, dass aus einem unattraktiven Wohnblock ein begehrtes und viel beachtetes Wohnumfeld entsteht, das hoffentlich viele Nachahmer finden wird. Gemeinsam mit dem Bauherren, der Gesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien Halle-Neustadt mbH, ist es den Architekten aus Frankfurt so gelungen, einen möglichen Weg beim Umgang mit dem vielen Plattenbaubestand aufzuzeigen. Dass dabei aus vielen kleinen Einheiten weniger große Wohnungen entstanden und man bewusst Wohnraum zurückbaute, ist zudem zukunftsweisend. Denn gerade in Regionen wie der um Halle sinkt die Nachfrage nach Wohnraum, während der Bedarf an Wohnfläche pro Bewohner steigt. So kann mit solchen Maßnahmen neben dem Erhalt von Bausubstanz auch einem Trend des Wohnungsmarktes begegnet werden. Wenn das Ergebnis dann auch architektonisch so überzeugen kann wie das Projekt am Oleanderweg in Halle-Neustadt, ist dies umso begrüßenswerter – trotzt der vielleicht mutigen Fassadenfarbe.

 

Quelle: Malerblatt 05/2011, Fotos: Jean Luc Valentin, Frankfurt am Main

 

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