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TSR-Wert

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TSR-Wert

Was in der Medizin an der Infrarot-Strahlung geschätzt wird, verursacht an der Fassade große Probleme.

Sie spendet wohltuende Wärme und lindert damit eine Vielzahl von Schmerzen. Besonders auf wärmegedämmten Oberflächen kann die Aufheizung durch die Sonneneinstrahlung zu Dämmplattenverformungen, Rissen und anderen Fassadenschäden führen.
Noch immer wird in den geltenden Regelwerken (BFS-Merkblatt Nr. 18, DIN 55 699) der Hellbezugswert von Fassadenbeschichtungen bei WDVS auf 20 begrenzt.

Auslaufmodell HBW?

Der Hellbezugswert drückt aus, welche Helligkeit eine Farbe für das menschliche Auge im Vergleich zu reinem Weiß (HBW 100) bzw. zu tiefem Schwarz (HBW 0) hat. Jedoch nimmt der Mensch ausschließlich elektromagnetische Strahlung in einem Wellenlängenbereich von 400 bis 700 Nanometer wahr. Für das Helligkeitsempfinden spielt daraus wiederum der Wellenlängenbereich zwischen 500 und 600 Nanometer die größte Rolle. Grünes Licht (550 nm) wird dabei stärker bewertet als etwa rotes (> 600 nm) oder blaues (< 500 nm). Völlig unberücksichtigt bleibt vom Hellbezugswert der Nah- Infrarotbereich (700 bis 2500 nm), der allerdings über die Hälfte der Sonnenstrahlungsenergie ausmacht. An der Fassade führt aber die gesamte Solarstrahlung, also die sichtbare sowie die infrarote, zur Aufheizung der Oberflächen. Der Hellbezugswert alleine hat demnach keine ausreichende Aussagekraft über das Aufheizverhalten. Vielmehr muss eine Beschichtung, die auf einen wärmegedämmten Untergrund aufgebracht werden soll, im Infrarotbereich ein hohes Reflexionsverhalten aufweisen. Erst dann ist die gesamte solare Reflexion (engl. „Total Solar Reflectance“ = TSR) ausreichend hoch. Der TSR-Wert gewinnt zunehmend an Bedeutung, weil er das gesamte elektromagnetische Wellenlängenspektrum der Solarstrahlung berücksichtigt. Seit kurzem werden spezielle Pigmente bzw. Farben mit infrarot-reflektierenden Eigenschaften angeboten, bisher jedoch verbunden mit einem eingeschränkten Farbtonangebot und langen Lieferzeiten. Brillux bietet nun ein System aus infrarotreflektierenden Farben und Putzen an, die in jeder Niederlassung erhältlich sind.


Farben mit TSR-Formulierung

Aktuell werden als TSR-Formel, so die Zusatzbezeichnung der speziellen Farbtonrezepturen, eine Acryl-Fassadenfarbe und eine Silicon-Fassadenfarbe angeboten. Diese verhindern bei zweimaliger Ausführung die übermäßige Aufheizung von gedämmten Fassadenflächen infolge Sonnenstrahlung.
Bei einem WDVS etwa bleibt die Oberfläche einer TSR-formulierten Farbe im Vergleich zu einem konventionell getönten Anstrich um bis zu 25 Grad Celsius kühler. Derzeit können ca. 5.000 Farbtöne als Acryl-Fassadenfarbe und ca. 1.800 Farbtöne mit Hellbezugswerten unter 20 als Silicon-Fassadenfarbe mit TSR-Formel über das Abtönsystem ausgemischt werden.
Aufgebracht werden sollten die infrarotreflektierenden Farben generell auf weiße Untergründe. Die Infrarotstrahlen durchdringen den Anstrich teilweise (was in der Medizin als heilende „Tiefenwirkung“ bekannt ist) und damit könnte sich der Effekt auf weniger stark reflektierenden Untergründen verschlechtern. Da einige Intensivfarbtöne auf Weiß nur schlecht decken, bietet Brillux auch Putze mit TSR-Formel an. Wo ein besonders brillanter Farbton gewünscht ist oder ein neuer Anstrich auf einem intakten Altputz mit einem kritischen deckkraftschwachen Farbton erfolgen soll, bietet das Brillux-Basecode-System eine Lösung. Dank eines auf den Farbton der Endbeschichtung abgestimmten Erstanstrichs reichen zwei Beschichtungen mit der brillanten, schlecht deckenden Schlussbeschichtung aus. Damit die volle Wirkung der TSR-formulierten Farben erhalten bleibt, dürfen diese keinesfalls mit herkömmlichen Abtönfarben nachträglich verändert werden. Ebenso rät der Farbenhersteller von der Kombination konventionell und TSR-formuliert gestrichener Flächen ab. Aufgrund der unterschiedlichen Pigmentkombinationen ist eine leichte Abweichung des Farbtons mit TSR-Formel gegenüber dem Standardfarbton möglich. Daher sollten angrenzende Flächen identischen Farbtons, auch aufgrund einer möglichen Abweichung von Metamerie und Abwitterungsverhalten, durchgängig mit TSR-formulierten Materialien bearbeitet werden.

Susanne Sachsenmaier-Wahl
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