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Fassadenanstrichsysteme

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Fassadenanstrichsysteme

Nicht nur gestalterische Gründe sind es, die einen Fassadenanstrich notwendig machen. Schutz und Werterhalt sind genauso wichtig.

Dieser Beitrag beleuchtet die Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen. Die Vielzahl unterschiedlicher Fassadenbaustoffe und das breite Angebot an Beschichtungssystemen macht es immer schwieriger, die richtige Beschichtung für das jeweilige Objekt auszuwählen. Hier genau liegt aber die Chance für den Fachmann, denn Fassadenschutz ist Profisache. Nur dem Fachmann wird es gelingen, unter Berücksichtigung der wesentlichen drei Punkte, das richtige System auszuwählen und anzuwenden:

  • Erwartungen des Auftraggebers
  • Anforderungen des Untergrundes
  • Zu erwartende Umweltbelastungen

Da nicht jeder Gestaltungswunsch oder jede Auftraggeberphilosophie im Einklang mit den baulichen Gegebenheiten steht, ist eine fundierte Beratung die Grundvoraussetzung für einen dauerhaften Schutz.
Die VOB DIN 18363 teilt in Abs. 2.4.1 Beschichtungsstoffe für mineralische Untergründe nach der Bindemittelart ein. Diese Einteilung ist nachvollziehbar, da die wesentlichen Eigenschaften einer Fassadenbeschichtung vom eingesetzten Bindemittel abhängig sind.
In der Praxis werden Kunststoffdispersionsfarben, Siliconharzfarben und Dispersions-Silikatfarben am häufigsten eingesetzt. Die richtige Auswahl vorausgesetzt, kann mit ihnen fast jede Fassade rationell beschichtet werden. Dabei sind jedoch immer die dazugehörigen Systemkomponenten, Imprägnierung, Grundierung, Haftvermittler oder Streichfüller mit zu berücksichtigen. Nur wenn alle Teile zusammenpassen ist der Erfolg garantiert.

Farbtonvielfalt und -stabilität

Während Kunststoffdispersionsfarben in fast jedem, auch brillantem, Farbton mischbar sind, ist die Farbtonvielfalt bei Silikat- und Siliconharz-Fassadenfarben etwas eingeschränkt. Doch auch wenn ein Farbton grundsätzlich mischbar ist, bedeutet das nicht, dass er unter den gegebenen Objektbedingungen auf lange Sicht stabil bleibt. Grundsätzlich verändern sich alle Farbtöne in Abhängigkeit von der Nutzungsdauer und den am Objekt herrschenden Umweltbedingungen. Der Verarbeiter hat gegenüber seinem Auftraggeber eine Informationspflicht, die diesen über mögliche Farbtonveränderungen in Kenntnis setzt. Das BFS-Merkblatt Nr. 26 sei in diesem Zusammenhang als Pflichtlektüre dringend empfohlen.


Bauphysikalische Bewertung

Fassadenfarben können hinsichtlich ihrer bauphysikalischen Eigenschaften nach der DIN EN 1062–3 (Wasseraufnahme) und der DIN EN ISO 7783–2 (Diffusionsfähigkeit) bewertet und eingeteilt werden. Beide Einteilungen erfolgen in drei Klassen. Bei der Bewertung ist zu beachten, dass beide Werte zusammen betrachtet werden müssen. Eine Fassadenbeschichtung mit hoher Wasseraufnahme ist nicht unbedingt schlecht zu bewerten, wenn sie gleichzeitig eine hohe Diffusionsfähigkeit besitzt. Mit einfachen Worten, das eingedrungene Regenwasser muss in der Trocknungsphase nach dem Regen schnell wieder ausdiffundieren können. In der Fassadenschutztheorie nach Künzel werden die Obergrenzen für den w-Wert (max. 0,5 kg/(m² x h0,5) und für den sd–Wert (max. 2 m) genannt. Weiterhin wird hier festgelegt, dass das Produkt aus w*sd # 0,2 kg/(m x h0,5) sein muss, um bauphysikalisch funktionierende, wasserabweisende Putze und Anstriche zu gewährleisten.
Die herstellerseitige Bekanntgabe der w- und sd-Werte hat in den letzten Jahren zu einer wahren „Zahlen-Olympiade“ geführt. Frei nach dem Motto „Erlaubt ist was gefällt“ werden spektakulär niedrige sd -Werte wie auch recht hohe w-Werte oft durch Manipulation der Schichtdicken erreicht. Daher sollte sich der Verarbeiter folgende Punkte vor Augen führen:

  • Die Ermittlung von sd-Werten nach DIN EN ISO 7783–2 lässt keine Ergebnisse < 0,03 m zu. Angaben im Bereich von 0,01 m liegen im Bereich des Messfehlers.
  • w-Werte sagen nichts über die Wasseraufnahme des Anstrichfilms aus. Sie sind immer im Zusammenhang mit dem Untergrund zu sehen, denn gemessen wird, wieviel Wasser durch den Anstrich „wandert“ und vom Untergrund aufgenommen wird. Der hohe w-Wert einer Fassadenfarbe garantiert allein noch keine trockene Fassadenoberfläche.
  • Die Kenntnis von w- und sd-Wert erlaubt keinesfalls Aussagen über die Austrocknungszeit von Putzen. Untersuchungen des Institutes für Bauphysik in Holzkirchen haben gezeigt, dass die Trockenzeit von Putzen, trotz gleicher w- und sd-Werte, um den Faktor 2 voneinander abweichen kann.

Untergründe

Fassadenfarben werden vorwiegend auf mineralischen Untergründen eingesetzt. Diese müssen fest, trocken und tragfähig sein. Mineralische Dickputze sollten vor der Erstbeschichtung mindestens 28 Tage alt sein. Die ungefähr 3 Millimeter dicken Mineralleichtputze benötigen mindestens 5 Tage Trockenzeit. Deckende Erstanstriche auf Kalksandstein sollten frühestens drei Monate nach Fertigstellung des Gebäudes aufgebracht werden, wenn das Mauerwerk genügend ausgetrocknet ist. Neben den technischen Merkblättern des Farben- und Putzherstellers sind an dieser Stelle die entsprechenden BFS-Merkblätter zu empfehlen.

Ausblick

Alle namhaften Farbenhersteller arbeiten permanent an der Verbesserung ihrer Fassadenfarben hinsichtlich Haltbarkeit und Umweltverträglichkeit. Letztere wird durch den Einsatz gekapselter Biozide gefördert. Da sich diese nicht so schnell auswaschen, weisen sie eine bis zum dreifachen längere Schutzdauer auf. Für Furore sorgte auch die neue Bindemittelgeneration der Nanocomposites oder Nano- Hybrid-Bindemittel. Sie bieten Möglichkeiten, Feuchtigkeit schnell abzuführen und Schmutzablagerungen von der Fassade fernzuhalten. So werden vorhandene gute Eigenschaften von Fassadenfarben noch weiter optimiert. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass diese Bindemittel sowohl in Siliconharz- als auch in Dispersions-Fassadenfarben eingesetzt werden – und das in ganz unterschiedlicher Konzentration – was eine Vergleichbarkeit von „Nano-Fassadenfarben“ unmöglich macht; einige ähneln Reinacrylat-, andere ähneln Siliconharzfassadenfarben. Gemeinsam haben diese Produkte nur den werbewirksamen Begriff „Nano“ inne – und der ist weder geschützt noch genormt und sagt daher nichts über die Leistungsfähigkeit der Fassadenbeschichtung aus.

Auch eine moderne Fassade verlangt eine auf das Objekt abgestimmte Beschichtung im System.Fotos: Brillux

Rainer Jütte, Brillux
Quelle: Malerblatt Ausgabe 03/2009
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