Startseite » Werkstoffe » Bodenbeläge »

Gespachtelte Bodenbeläge

Bodenbeläge Malerblatt Wissen
Gespachtelte Bodenbeläge

Fugenlose Fußbodenbeläge erfreuen sich nicht nur bei Architekten, sondern auch bei Bauherren immer größerer Beliebtheit.

Sie bieten ein hohes Maß an Individualität, und sind darüber hinaus leicht zu reinigen. Bei der Wandgestaltung haben dekorative Spachtelmassen längst einen festen Platz eingenommen. Wo hochwertige, individuelle und äußerst haltbare Wandflächen gefragt sind, werden seit Jahren bevorzugt Spachteltechniken eingesetzt. Am Boden sind sie dagegen immer noch eher selten anzutreffen. Dabei bringen fugenlose Bodenbeläge, etwa auf Basis eines Zementspachtels, ebenfalls einige Vorteile mit sich: So kann die Spachtelmasse hinsichtlich Farbe und Struktur ganz individuell gewählt werden. Jeder Boden wird zu einem Unikat, nicht zuletzt auch deshalb, weil er die „Handschrift“ des Verarbeiters aufweist. Durch die hohe Druckfestigkeit des Zementspachtels, dem außer Zement Puzzolane, Hydrosilikate, Dolomit, Marmormehl und Polymere beigemischt sind, ist der Bodenbelag für sämtliche Wohnbereiche geeignet. Auch im gewerblichen Bereich kann die Spachtelmasse eingesetzt werden, wenn dieser nicht extrem strapaziert wird. Selbst (weiche) Stuhlrollen können dem Boden nichts anhaben. Die Oberfläche des Bodens ist gut abriebfest und wasserabweisend. Und im Gegensatz zu Fliesen etwa weist ein gespachtelter Bodenbelag – einmal abgesehen von eventuell erforderlichen Dehnfugen – keine optisch störenden Fugen auf, die außerdem zum Verschmutzen neigen.


Zügiges Arbeiten ist notwendig

Wie bei Spachteltechniken üblich, wird auch die Bodenspachtelmasse mit einer Glättkelle aufgetragen. Zunächst wird eine dünne Schicht Material scharf aufgekratzt, um den Untergrund optimal zu benetzen. Generell kann einlagig oder zweilagig gearbeitet werden. Durch einen zweilagigen Aufbau erzielt man gleichmäßigere und ruhigere Oberflächen. Auch bei sehr rauen, unebenen Untergründen empfiehlt es sich, zweilagig zu arbeiten. Mit der ersten Lage kann der Untergrund egalisiert werden, mithilfe der zweiten erzielt man anschließend ein gleichmäßiges Oberflächenbild. Die Spachtelmasse wird mit der Glättkelle fest angedrückt und und je nach gewünschtem Oberflächeneffekt geebnet. Wichtig ist, dass die Auftragsstärke des fertigen Bodenbelags mindestens vier Millimeter beträgt, acht Millimeter aber nicht übersteigt. Entscheidet man sich für zweilagiges Arbeiten, so sollte die zweite Lage sofort nach Ansteifen der ersten, spätestens jedoch innerhalb von drei Stunden, aufgebracht werden. Zügiges Arbeiten ist hier gefragt! Außerdem sollte die erste Lage nicht zu glatt ausgeführt werden, damit es nicht zu Haftungsschwierigkeiten kommt.
Da es sich bei der Bodenspachtelmasse um pulverförmiges Material handelt, das zunächst mit Wasser angerührt werden muss, ist die Verarbeitungszeit begrenzt. Sie beträgt bei 20 Grad Celsius ca. 30 Minuten. Innerhalb dieser Zeit muss das angemachte Material komplett vorgelegt und geebnet sein. Die Kaffee- oder Zigarettenpause muss also warten…
Ist der Boden erst einmal eingebracht, kann man sich dann ein Päuschen gönnen – vorausgesetzt, man hat für die richtigen Raumbedingungen gesorgt. Eine zu schnelle Austrocknung der Spachtelmasse muss nämlich unbedingt vermieden werden. Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung sind tabu, Fußbodenheizungen müssen ausgeschaltet bzw. auf eine Vorlauftemperatur von maximal 15 Grad Celsius gedrosselt werden. Sind diese Bedingungen nicht gegeben, so muss innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einbau gegebenenfalls regelmäßig nachgefeuchtet werden. An Feierabend ist in diesem Fall nicht zu denken…
Bei Temperaturen unter 12 Grad Celsius sollte die Bodenspachtelmasse generell nicht verarbeitet werden, ebenso sind Luftfeuchtigkeiten unter 40 Prozent und Temperaturen über 30 Grad Celsius zu vermeiden.


Oberflächenbehandlung

Beim Abbinden des Bodenspachtels bildet sich an der Oberfläche eine feine, weniger feste Opferschicht. Diese sollte unbedingt entfernt werden – bei großen Flächen mit einer Einscheibenmaschine, bei kleineren mit einem Exzenterschleifer und entsprechendem Schleifmittel. Die Schleifarbeiten sollten frühestens 72 Stunden (also etwa nach zwei bis drei Tagen) nach dem Einbau erfolgen, jedoch möglichst innerhalb der ersten 10 Tage. Danach erreicht der Boden eine Härte, die das Schleifen mühsam macht. Wichtig ist, dass der Boden zu Beginn der Schleifarbeiten gleichmäßig getrocknet ist und keine nassen Stellen mehr aufweist. Letztere zeichnen sich dunkler ab.
Nun ist wieder Zeit für eine schöpferische Pause oder, aus Unternehmersicht wohl besser, für einen anderen Auftrag. Denn frühestens fünf Tage nach Einbau des Bodenbelags kann dieser, nachdem er gründlich abgesaugt wurde, mit Steinöl behandelt werden. Dieses verleiht dem Boden eine höhere Strapazierfähigkeit und macht ihn reinigungsfreundlich und wasserabweisend. Außerdem sorgt es für einen edlen Seidenglanz. Das Öl wird satt aufgetragen und mindestens 30 Minuten auf der Oberfläche bewegt, bis der Belag kein Öl mehr aufnimmt. Solange das Öl noch einzieht, sollte man immer wieder Öl nachlegen. Ist der Boden gesättigt, wird der Ölüberschuss mit einem sauberen Lappen aufgenommen.
Nach weiteren 24 Stunden trägt man ein flüssiges Wachs, das wahlweise matt oder glänzend erhältlich ist, zweilagig dünn mit einem so genannten „Wischwiesel“ (das ist ein spezieller Wachsaufträger) auf. Der Wachsüberzug bildet einen zusätzlichen Schutz für die Bodenoberfläche und dient als Verschleißschicht. Diese kann später immer wieder erneuert werden, indem dem Wischwasser einfach etwas von dem Wachs zugegeben wird.
Vier Stunden nach dem Wachsen ist der Boden dann schließlich begehbar. 28 Tage nach Einbau ist er bereits für (weiche) Stuhlrollen geeignet.


Boden mit Unikatcharakter

Mithilfe der Zementspachtelmasse entstehen natürliche und gleichzeitig elegant wirkende Bodenbeläge mit Steincharakter. Durch die handwerkliche Herstellung wird jeder Boden zum Unikat, da die „Handschrift“ des Verarbeiters immer deutlich ablesbar ist. Auch hinsichtlich der Farbigkeit bietet der Bodenbelag größtmögliche Gestaltungsfreiheit. Durch die Zugabe von Pigmentpulver (farbige Erden oder Oxide) in den Trockenmörtel sind unzählige natürliche Farbnuancen erhältlich, die individuell auf die Einrichtung abgestimmt werden können. Die Oberflächen des Bodenbelags können mal glatt und elegant sein, mal deutlich strukturiert und damit archaisch wirken. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Spachtelmasse im Gegensatz zu den meisten anderen Bodenspachtelmassen standfest ist und somit beliebig in Form gebracht werden kann. Dank der Standfestigkeit ist die Spachtelmasse sogar in der Senkrechten einsetzbar, was etwa beim Überarbeiten von Treppen von Vorteil ist. Doch auch auf Wandflächen ist der Einsatz durchaus denkbar. Wie wäre es beispielsweise mit einer schicken Spachteltechnik in der Dusche? Das zementgebundene und damit wasserunempfindliche Spachtelmaterial hätte jedenfalls nichts dagegen einzuwenden…

Susanne Sachsenmaier-Wahl
Quelle: Malerblatt 12/2010

 

 

 

 


Gespachtelte Bodenbeläge
Die dekorative Bodenspachtelmasse eignet sich unter anderem sehr gut für die Sanierung alter Steintreppen. Der steinartige Charakter derselben bleibt so erhalten.

Gespachtelte Bodenbeläge
Gespachtelte Bodenbeläge bieten ein hohes Maß an Individualität und wirken dabei natürlich und edel zugleich.

Gespachtelte Bodenbeläge
Auch runde Kanten, wie etwa an diesen Treppenstufen, können mit dem spachtelfähigen Bodenbelag problemlos nachgearbeitet werden.

Gespachtelte Bodenbeläge
Beim Abbinden des Bodenspachtels bildet sich an der Oberfläche eine feine, weniger feste Opferschicht. Diese muss vor dem abschließenden Ölen durch Schleifen entfernt werden. Fotos: Vivere

Oberflächenbehandlung
Die Spachtelmasse wird mit der Glättekelle fest angedrückt…. Fotos: Vivere

Oberflächenbehandlung
..und je nach gewünschtem Oberflächeneffekt geebnet. Fotos: Vivere

Oberflächenbehandlung
Anschließend wird die Oberfläche mit der Glättkelle verdichtet. Fotos: Vivere

Produkt des Monats
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 4
Ausgabe
4.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de