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Entdeckungstour durch München

Malerblatt Wissen
Entdeckungstour durch München

Zwischen Tradition und Moderne hat die bayerische Landeshauptstadt viele Anregungen zu bieten, wenn es um die anspruchsvolle und kreative Architektur geht. Insbesondere die Fußgängerzone rund um den Marienplatz hat sich in den letzten Jahren einem wahren Facelifting unterzogen.

Opern Palais

In prominenter Lage an der Maximilianstraße bietet die Residenzpost einen guten Einstieg in eine Innenstadttour: Aus dem historisch bedeutsamen Gebäude wurde ein Wohn- und Geschäftshaus, das unter dem Namen Opern Palais heute noble Läden, Büros und Wohnen vereint. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, wurde dem Erhalt der historischen Fassaden große Aufmerksamkeit geschenkt: Vorne die Klenze-Arkaden, dahinter der Klenze-Trakt, im Osten und im Süden am Hofgraben die Bürklein-Fassaden, das alte Barock-Portal im Hof. Die Westfassade zur Residenzstraße wurde im Kontext zu Klenzes klassizistischen Vorgaben über einen Naturstein- bzw. Werksteinsockel dreigliedrig aufgebaut, wobei die Obergeschosse die Achsfolge des Erdgeschosses aufnehmen. Die beiden Eckrisalite wurden bewusst erhalten.


Alter Hof

Ebenfalls unter Denkmalschutz steht der wenige Schritte entfernte Alte Hof. Seit den Anfängen des Hofs im Mittelalter bis heute hat sich viel getan – seinen ursprünglichen Charme verlor der Alte Hof aber nie. Von den fünf Bauteilen des Gebäudekomplexes, dem Burgstock, dem Zwingerstock, dem Lorenzistock, dem Pfisterstock sowie dem Brunnenstock, sind nur die ersten beiden in sanierter Form erhalten. Die anderen wurden nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges abgerissen und neu gebaut (Auer und Weber Architekten, München und Peter Kulka, Köln). Das historische Ensemble des Alten Hofes wurde so ergänzt, dass die ehemalige Burganlage wieder als räumliche Einheit ablesbar wird. Durchlaufende Trauflinien, weitgehend geschlossene Dachflächen sowie Fassaden mit einem ausgewogenen Verhältnis von Wand und Öffnung stärken das homogene Erscheinungsbild der Anlage.


Traditionsgaststätte Donisl

Soeben eröffnet wurde nach dem Wiederaufbau die Traditionsgaststätte Donisl. Da die schlechte Bausubstanz der Traditionsgaststätte am Münchner Marienplatz einen Umbau nicht gerechtfertigt hätte, wurde sie bis auf die Fassade abgerissen und durch das Münchner Architekturbüro Hild und K Architekten komplett neu errichtet. Der von Säulen umsäumte Innenhof, in den sich Sitznischen schmiegen, bezieht sich typologisch auf die Alt-Münchner Laubenhöfe. Von außen bemerkt man kaum Veränderungen im Vergleich zu der Zeit vor der Schließung. Die Putzfassade mit den typischen Freskos von Max Lacher und die Löwenskulptur von Marlene Neubauer-Woerner wurden nach den strengen Vorgaben des Denkmalschutzes sorgfältig saniert.


Residenzstraße

In unmittelbarer Nachbarschaft  befindet sich ein weiteres aktuelles Projekt von Hild und K Architekten: das Wohn-, Büro- und Geschäftshaus in der Residenzstraße, unmittelbar gegenüber dem Westflügel der Residenz. Die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Straßenfassade wurde in den 50er Jahren neu erstellt. Das gliedernde Stuckprofil ist typisch für die Erbauungszeit und damit für die unter Ensembleschutz stehende Wiederaufbauarchitektur der Münchner Innenstadt. Ein besonders sorgfältiges Vorgehen bei der Sanierung der Straßenfassade war notwendig, um deren stadtbildprägendem Charakter gerecht zu werden.


Hotel Louis

Weiter Richtung Viktualienmarkt lohnt ein Blick auf das Hotel Louis: Die dort gelegenen Bestandsgebäude haben Hild und K Architekten zum Boutique Hotel mit Ladenpassage umgewandelt. Vom Viktualienmarkt her sichtbar erzeugt die regelmäßige Anordnung der raumhohen Fenster mit französischen Balkonen eine moderne Anmutung der Fassade. Zugleich sorgen Stuckprofile um die Fensteröffnungen für barocke Bewegtheit.


Hofstatt

Richtung Sendlinger Straße lohnt ein Abstecher zu der 2013 eröffneten Hofstatt, die auf Grundlage eines Wettbewerbs die Architekten Marcel Meili, Markus Peter Architekten aus Zürich realisiert haben. Das große ehemalige Areal der Süddeutschen Zeitung wurde komplett umgebaut. Die Bestandsgebäude wurden teilweise abgerissen, entkernt und saniert. Das ehemalige Druckereigebäude aus der Gründerzeit blieb als baugeschichtliches Industriedenkmal erhalten. Kernstück der Hofstatt ist eine dreiarmige, organisch verlaufende  Passage, die nun Stadtteile miteinander verbindet. Die Neubauten bestehen aus insgesamt sieben Gebäuden mit komplett unterschiedlichen Fassaden und grenzen an die denkmalgeschützten Altbauten. Im nordöstlich gelegenen Färbergraben ist ein Neubau mit repräsentativer Keramikfassade entstanden. Neben dem denkmalgeschützten Gebäude entstand ein Neubau, dessen ornamentale Werksteinfassade besonders ins Auge fällt. Das Zusammenspiel der Materialien unterstützt die spannungsreiche Tiefenstaffelung der Fassade. Im etwas abgelegenen ruhigeren Wohnbereich zur Hotterstraße sind die Fassaden der Bauten verputzt und unterscheiden sich nur durch leicht abgestufte Farben und unterschiedlichen Riffelputzstrukturen.


Lenbachhaus

Etwas außerhalb der Altstadt  bietet das  nahegelegene Kunstareal in der Maxvorstadt lohnende Ziele für Architekturinteressierte. Dort  vervollständigt seit 2013 das Lenbachhaus in der Luisenstraße mit seiner Erweiterung durch die Architekten Foster & Partners aus London das Ensemble hochkarätiger Sammlungen. Das Museum in der historischen Künstlervilla Franz von Lenbachs hat eine Neugestaltung erfahren: Fosters „goldenes Haus“, das anstelle eines abgerissenen Anbaus aus den 1970er Jahren entstanden ist, zeigt schon von außen mit seiner schimmernden Fassade, dass es ein Schatzhaus für Weltkunst ist. Eine nichtoxidierende Metalllegierung aus Kupfer und Aluminium garantiert nicht nur anhaltenden Goldglanz, sondern schließt auch ästhetisch an den tiefen Gelbton der bestehenden Villa an. Die Außenfassade der historischen Villa wurde – freigeschält aus allen Anbauten, die Wände neu verputzt und gestrichen – Teil des Foyers.


Landeskirchenamt

Im Übergang vom Kunstareal zum Bahnhofsviertel lohnt ein Blick auf des 2015 eröffnete Landeskirchenamtes, welches das Architekturbüro Wandel Hoefer Lorch aus Saarbrücken geplant hat. An der Ecke Karlstraße/Katharina-von-Bora-Straße ist das Gebäude mit fünf Ober- und zwei Untergeschossen, einem offenen Treppenhaus und einer begrünten Dachterrasse mit Blick über München ein markanter städtebaulicher Akzent. Die Architektur ist bestimmt vom Spiel mit Licht und Schatten: Die Fassade besteht aus schräg angeordneten Flächen, die wirken, als wären sie gefaltet. So verändert sich die Wirkung der Oberfläche, je nachdem, wie das Licht auf sie fällt. Auf rund 1.300 qm wurde eine EPS-Dämmung mit umlaufenden Brandriegeln aus Mineralwolle angebracht und armiert. Sie bildet ab dem ersten Stockwerk die Basis für knapp 1.400 Deko-Elemente, die nach einem Verlegeplan auf dem Untergrund verklebt und zusätzlich in der Wand rückverankert wurden, um sie gegen Absturz zu sichern.


Lenbach Gärten

Auf der gegenüberliegenden Seite der Karlstraße bieten die Lenbach Gärten ein lohnendes Ziel. Im Areal zwischen Karlstraße, Stachus und Hauptbahnhof bilden Wohnhäuser, ein Office-Gebäude und das Fünf-Sterne-Hotel The Charles das Ensemble. Hinter den klassizistisch anmutenden Fassaden der von Hilmer Sattler Architekten aus München auf dem Areal geplanten Bauten, zu denen auch das Hotel gehört, erstrecken sich großzügig geschnittene, elegante Stadtwohnungen und Hotelsuiten. Die Materialität der Fassaden der Wohngebäude und des Hotels ist bewusst schlicht und zurückhaltend: Weiß gestrichenen Holzfenster ruhen in hellen Putzfassaden. Eine stark profilierte Dachauskragung schließt die Häuser nach oben ab. Die Bürogebäude dagegen sind stark vertikal gegliedert: Die Fassaden sind durch Glasflächen und profilierte Natursteinpfeilern  geprägt und setzen sich damit klar von den Wohngebäuden ab.

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