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Werner Loch

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Werner Loch

Interview mit dem Geschäftsführer der UrlaubsZusatzversorgungskasse Werner Loch zum Thema Bundesverband und Urlaubskasse.

Werner Loch war bis Ende letzten Jahres Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz (BV Farbe). Seit 2013 ist er Geschäftsführer der Urlaubs-Zusatzversorgungskasse. Das Malerblatt fragte ihn im Interview nach seinen Jahren beim Bundesverband und nach Informationen zur Urlaubskasse.

Herr Loch, seit 1996 waren Sie beim Bundesverband Farbe, seit 1998 als Hauptgeschäftsführer. Sie kamen zu der Zeit, als Werner Schledt in einer Notsituation den Bundesverband als kommissarischer Geschäftsführer leitete – neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes Hessen. War der Einstieg zu dieser Zeit nicht extrem riskant? Das „Risiko” war überschaubar, da ich zunächst ebenso wie Herr Schledt kommissarisch, neben der Tätigkeit im Landesverband agiert habe. Zudem hatte Werner Schledt den Verband wieder in ein ruhigeres Fahrwasser gesteuert. Gleichwohl war dies nach wie vor eine schwierige Zeit im Hinblick auf die persönliche Führung und auf die finanzielle Ausstattung des Verbandes. Aber es gab ja damals und gibt es noch heute beherzte Personen, die sich im Ehrenamt der Herausforderungen stellen und ein leistungsfähiges Team von Mitarbeitern. So konnten wir damals vieles regeln und der Verband bewegt sich heute auf einem ganz anderen Stand.
Damals hatte der Verband ja ein Imageproblem durch die, sagen wir mal, hemdsärmelige Führung Ihres Vorgängers als Hauptgeschäftsführer – und hier meine ich natürlich ausdrücklich nicht den kommissarischen Geschäftsführer Werner Schledt. Sie mussten also erst wieder vertrauensbildende Maßnahmen auf den Weg bringen. Wie war das damals fürs Sie? Ein Verband steht natürlich generell in jeder Zeit unter kritischer Beobachtung. Und damals war es eben ein Übergang, doch wenn ich das insgesamt rück- blickend betrachte, war das schon ein großes Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde.

Sie hatten als Präsidenten Heinz Werner Bonjean, Jürgen Hinz und Karl-August Siepelmeyer. Was waren jetzt aus Ihrer Sicht die Stärken der einzelnen Ehrenamtsträger? Ich hatte das Glück, dass ich mit Herrn Bonjean, Herrn Hinz und Herrn Siepelmeyer sehr engagierte Ehrenamtsträger erleben durfte, die neben der Führung des eigenen Malerbetriebes im Ehrenamt quasi einen weiteren „Fulltime-Job” ausfüllten, mit einer enormen zeitlichen Belastung und Verantwortung für die Branche. Jeder in Führungsverantwortung muss auch schwierige Entscheidungen treffen, die durchaus in der Kritik stehen und der man sich stellen muss. Aber jeder setzte sich mit viel Energie für die Lösung der Probleme ein, mit eigenen Schwerpunkten. Wir spielten uns jeweils vertrauensvoll aufeinander ein und suchten gemeinsam die Wege zur Umsetzung, was über die Gremienentscheidungen vorgegeben wurde.

Es gibt ja das Primat des Ehrenamtes. Das heißt, das Ehrenamt gibt die Richtung vor. War das für Sie nie ein Problem, gab es da keine kontroversen Ansichten und harten Diskussionen? Nein. Im Gegenteil. Bei einem Arbeitgeber-Wirtschaftsverband müssen die Betroffenen die Vorgaben machen. Ich habe dies immer als Stärke unseres Verbandes gesehen. Gefreut hat mich das große Vertrauen, den Verband zu vertreten. Entscheidend war, dass man eine Richtschnur hatte. Und diese Richtschnur haben wir gefunden – und zwar mit allen Präsidenten.

Mit Blick zurück auf die rund 15 Jahre Tätigkeit als Hauptgeschäftsführer, was waren da die größten Herausforderungen? Es gab selbstverständlich immer wieder spannende Zeiten, gab auch Zeiten mit Hochspannung, die ich erlebte. Das Schöne und Herausfordernde war ja, dass man morgens noch nicht wusste, was einen über den Tag erwartet und dass ein Tag sehr dynamisch verlaufen kann. Sicherlich gehörte es zu den Höhepunkten, dass ich im politischen Bereich zweimal Änderungen der Handwerksordnung begleiten durfte. Auch unsere Messen waren immer ein Highlight. Ich würde jetzt aber zur Beantwortung Ihrer Frage kein einzelnes Ereignis speziell herausgreifen wollen.

Aber gerade die Änderungen der Handwerksordnung waren doch große Herausforderungen, die Sie maßgeblich fürs Malerhandwerk zu einer Erfolgsgeschichte machten. An den erzielten Erfolgen waren viele engagierte Kräfte aus dem Verband auf allen Ebenen beteiligt. Die erste Novelle führte zur „Verwandtschaft” mit den Stuckateuren. Bei der zweiten konnten wir die im Gesetz vorgesehene Zuordnung des Maler- und Lackiererhandwerks in die Liste der zulassungsfreien Handwerke ohne Meisterbrief herausbrechen. Die positiven Folgen für die Qualifizierung in unserem Handwerk haben Bestand.

Hier will ich noch ein bisschen bohren – schließlich hat da der Verband eine Art Geniestreich fürs Malerhandwerk geleistet. Ursprünglich sollte doch nur ein Gewerk in der Anlage A bleiben, bei dem die Gefahrgeneigtheit groß ist. Und das sah man fürs Malerhandwerk als nicht gegeben an. Der Verband argumentierte da doch auch mit der Verantwortung für die beeindruckende Zahl der Lehrstellen, was mit zur Entscheidung führte, die Maler wieder in Anlage A zu nehmen?Es gab schlussendlich zwei Kriterien. Es ist in der Tat dann noch die Ausbildungsleistung dazugekommen, bei der wir auch eine Menge vorweisen konnten und noch können. Für uns stand aber immer auch fest, dass gefahrgeneigte Tätigkeiten vorliegen, denken Sie nur an den wesentlichen Beitrag unserer Arbeitsgebiete zum Umwelt-Naturschutz.

Zum Reizthema Wärmedämm-Verbundsysteme: immer wieder wird über die vermeintliche Brandgefahr in den Publikumsmedien berichtet. Wie sehen Sie dieses Thema? Es lässt bei mir die Vermutung aufkommen, dass es sich da um eine eher gesteuerte Kampagne handelt von denjenigen, die darunter leiden, dass ihre Marktanteile wegen des Einsatzes von WDVS zurückgehen. Und weil die Dämmung im Fokus steht, sieht man die eigenen Marktchancen schwinden. Letztlich wird niemand einen Vorteil ziehen, da nur wiederum insgesamt das Vertrauen der Kunden leidet. Hier hilft nur gezielte Information.

Zu unserer Messe FAF Farbe – Ausbau & Fassade: War das ein langes Ringen mit den Stuckateuren, bis man sich zur gemeinsamen Messe entschließen konnte? Es war ein Prozess, der relativ schnell zu einem positiven Ergebnis führte. Es hat einfach gezeigt, dass es trotz der unterschiedlichen Strukturen – die Stuckateure sind Teil eines Dachverbandes (ZDB) – möglich ist, erfolgreich miteinander zu arbeiten. Es gibt viele Schnittmengen und trotz aller Unterschiede der Betriebe und Märkte konzentrieren wir uns auf den Markenkern der Messe.

Die Messe FAF ist also ein Erfolgsmodell, das auch in Zukunft Bestand haben wird? Ja. Die FAF hat sich längst am Markt etabliert. Die Erfolge der Vergangenheit geben uns auch Recht. Das Marktfeld ist breit angelegt, was für die Besucher besonders attraktiv ist. Es besteht natürlich auch der Zwang der Industrie, sich stetig um Innovationen zu bemühen. Wer allerdings nicht an der Messe teilnimmt, schlägt die Einladung des Handwerks aus, was nicht zum Anspruch passt, sich als Partner des Handwerks darzustellen.

Hat die Messe auch im Zeitalter der digitalen Medien für die jungen Leute der Branche eine Bedeutung? Ja selbstverständlich. Als Malerhandwerk leben wir davon, dass etwas gesehen, dass etwas auch angefasst und gefühlt werden kann. Und alle Mitarbeiter stehen dann ja auch mit den Kunden in Kontakt und müssen Techniken und Produkte vor Ort erklären, wenn der Chef nicht da ist. Also kann ich jedem nur empfehlen, seine eigenen Mitarbeiter mit auf die Messe zu nehmen. Es gibt einfach keinen konzentrierteren Überblick über das, was in unserer Branche geschieht und was zukunftsträchtig ist.

Seit Januar 2013 sind Sie bei der Urlaubs-Zusatzversorgungskasse des Maler- und Lackiererhandwerks (uk/zvk) als Geschäftsführer tätig. Erläutern Sie den Lesern, die es nicht wissen, was sich hinter dieser Institution genau verbirgt? uk/zvk sind eine gemeinsame Einrichtung der Arbeitgeberverbände des Maler- und Lackiererhandwerks und der Gewerkschaft IG BAU. Sie sind gegründet worden, um bestehende Nachteile auszugleichen – sowohl für die Mitarbeiter wie auch für die Betriebe, die sich speziell für die Branche ergeben.

Seit wann gibt es die Urlaubskasse?
Die Urlaubskasse wurde 1972 gegründet. 1975 kam die Zusatzversorgungskasse hinzu. Beides sind eigenständige Branchenlösungen für das Malerhandwerk.

Was waren die Gründe für die Schaffung der Urlaubskasse? Warum wurde dieses Instrument seinerzeit geschaffen? Wir haben ja Zeiträume, wo wir zumindest im Außenbereich an der Fassade nicht arbeiten können. Hierfür wurde im Tarifvertrag das Instrument der Schlechtwetterkündigung geschaffen. Und genau darum beneiden uns andere Gewerke. Von den gesetzlichen Urlaubsregelungen mussten Abweichungen erfolgen, damit die Betriebe nicht bereits nach den ersten sechs Beschäftigungsmonaten den vollen Urlaub sofort gewähren müssen, – ohne zu wissen, ob eine ganzjährige Beschäftigung erfolgt – und andererseits bei einer Beschäftigung bis sechs Monate die Mitarbeiter anteilige Urlaubsansprüche erhalten. Der einheitliche Urlaubsbeitrag sichert den fairen Wettbewerb und schafft für alle Betriebe dieselbe Kalkulationsgrundlage.

Und die Zusatzversorgungskasse? Ursprünglich war die zvk eine „Treueprämie” für Mitarbeiter, die lange Zeit dem Betrieb angehörten oder in der Branche geblieben sind.

Dies hat sich jetzt zu einem ganz modernen System der zvk als Versicherungsunternehmen entwickelt, wo wir wieder Vorreiter sind gegenüber anderen.

Was sagen Sie den Kritikern der Urlaubs- und der Zusatzversorgungskasse?
Ich kann zunächst einmal nachvollziehen, dass sich die Frage stellt: Ist das richtig, jeden Monat für den Urlaub und die Altersvorsorge Beiträge zu bezahlen?
Ganz überwiegend werden von den Betrieben aber auch die Vorteile gesehen. Zum einen ist es in einer Zeit des Fachkräftemangels wichtig, dass wir die Attraktivität unserer gesamten Branche insgesamt durch solche Instrumentarien sichern. Wer Mitarbeiter sucht oder im Betrieb halten will, hat mit der Betriebsrente und der Urlaubssicherung gute zusätzliche Argumente. Wir halten die Branche attraktiv. Gerade die Altersvorsorge ist eine große „Zeitbombe” und wird alle noch lange beschäftigen.

Kann ich Ihren letzten Satz so interpretieren, dass Sie Urlaubs- und Zusatzversorgungskasse auch weiterhin als absolut zukunftsträchtiges Modell sehen? Selbstverständlich! Natürlich muss dies immer auch überprüft und gegebenenfalls neu fein justiert werden.

Herr Loch, herzlichen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Ulrich Schweizer.
Foto: Ulrich Schweizer
Quelle: Malerblatt 03/2013

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