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Richtig schreiben

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Richtig schreiben

Das bedrohliche weiße Konzeptblatt im Büroalltag – die Herausforderung: Wie verfasse ich nun den Text für meinen Kunden?

Das kennt sicher jeder – Brett vorm Kopf, völlige Schreibblockade – eben die weiße Wand vor mir. Da nehme ich doch schnell den Standardtext, den alle nehmen. Oder die Formulierung, die schon ein paar Jahrzehnte lang im Einsatz ist. Das reicht dann leider vom zunächst gähnenden Blatt oder Bildschirm bis schließlich zum gähnenden Kunden. Denn nichts ist langweiliger als ein öder 0815-Text mit gar steifen oder allgemeinen Formulierungen. Daran lässt sich leicht etwas ändern, wenn man sich der deutschen Sprache liebevoll nähert und sie nicht wie ein Stiefkind behandelt. Denn Sprache hat durchaus ihre Macht. Mit sorgsam ausgewählten Wörtern, die genau auf Ihren Kunden und sein Umfeld abgestimmt sind, die Bilder im Kopf des Kunden erzeugen, können Sie sehr viel erreichen. Nur – Sie müssen sich auch die Zeit dafür nehmen. Für die Angebotskalkulation, für den Wareneinkauf, für den Beratungstermin investieren wir viel Zeit – aber oftmals eben nicht, um einen ansprechenden Text zu schreiben. Wie schon Samuel Johnson, ein englischer Gelehrter, sagte: „Was ohne Mühe geschrieben ist, wird ohne Vergnügen gelesen.” Etwas Mühe sollte Ihnen Ihr Kunde aber doch wert sein!

Einfache Sprache – aber wie?

Des Rätsels Lösung ist an sich relativ einfach. Wenn Sie es schaffen, Ihre Botschaften einfach und leicht verständlich rüberzubringen, die dann ein „Kribbeln im Kopf” beim Leser erzeugen, sind Sie auf einem guten Weg. Und dafür gibt es solides Handwerkszeug! Das müsste einen Handwerker doch ansprechen, oder? Der Philosoph Karl Popper brachte es mal auf den Punkt: „Wer’s nicht einfach sagen kann, der soll schweigen und so lange weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann.” Nun, aber wie geht das? Zunächst einmal sollten Sie sich überlegen, was denn Ihre Botschaft an Ihren Kunden ist. Das Wichtigste dabei: Es sollte immer ein klarer Nutzen und Vorteil für Ihren Kunden ersichtlich sein. Also, schreiben Sie nicht, wie toll Sie und Ihr Betrieb sind, sondern sagen Sie Ihrem Kunden ganz klar, wie er von Ihrem Angebot, von Ihrer Leistung profitiert. Und bitte sagen Sie ihm das dann einfach, klar, einfallsreich und vor allem authentisch. Würde beispielsweise ein Spieß bei der Bundeswehr sagen: „Würden Sie jetzt bitte strengstes Stillschweigen bewahren?” Nein – er schreit „Ruhe!” Knapp und bündig. Vermeiden Sie also auch umständliche Floskeln. Ein weiteres Beispiel hierzu: Sagen Sie lieber statt „Wir werden Ihnen einen Besuch abstatten” – „Unser Mitarbeiter Karl Muster wird Sie gerne besuchen”. Mit Verben erreichen Sie viel mehr als mit umständlichen Hauptwörtern. Ganz zu schweigen von den allseits beliebten Wörtern, die auf -ung, -heit und -keit enden. Eine Seuche in meinen Augen, die nur Passivität auf der Leserseite erzeugt! Es gibt viele Regeln und Kniffe, um Texte mit einfachen Mitteln viel lesefreundlicher zu machen.

Kunde als Mensch

Wenn man sich zudem mal mit Lese- und Leser-Psychologie beschäftigt hat, weiß man auch, was das menschliche Auge überhaupt leisten kann. Machen Sie es auch den Augen Ihres Kunden so einfach wie möglich. Auch hier gilt: In der Kürze liegt die Würze. Die Sehorgane brauchen sogenannte Fixationspunkte, um die Botschaften schnell aufnehmen zu können. Wir leesn nciht jeedn Bstachuebn enzelin, snderon das Wrot als gseatems. Ehct ksras! Das ghet wicklirh! Auch hierzu gibt es Kniffe, was man beachten sollte, um einen gut lesbaren Text zu schreiben. Es geht dabei um Wort- und Satzlängen, Absätze, Schriftbild und Textstruktur. Was für den Inhalt Ihrer Texte die Klarheit ist, ist für das Formale, dass das lesende Auge das Geschriebene leicht erfassen kann. Sonst strengt es zu sehr an, und der Leser hat schon gar keine Lust mehr, sich den Text mit Ihren wichtigen Botschaften durchzulesen.

Rechtschreibung & Co.

Noch ein Tipp am Rande zu etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte. Bitte prüfen Sie Ihre Texte, ob alles richtig geschrieben ist, ob die Grammatik stimmt und auch, ob alle Zeichen richtig gesetzt sind. Mir ist manchmal echt zum Heulen zumute, wenn ich sehe, was für Texte unterwegs sind. Mein Appell: Bitte schätzen Sie die deutsche Sprache (wieder) wert und entwickeln Sie eine gewisse Begeisterung fürs Schreiben. Wenn Sie mit Rechtschreibprogrammen nicht weiterkommen, lassen Sie Ihr Geschriebenes von jemand prüfen, der sich mit der deutschen Sprache gut auskennt. Ihr Kunde wird es Ihnen danken – und Sie können auch in diesem Zusammenhang mit Professionalität punkten. Gehen Sie mit Freude an Ihre Texte, und die weiße Wand wird zu einem bunten Graffiti.

Was ohne Mühe geschrieben ist, wird ohne Vergnügen gelesen. Freude am Schreiben entwickeln.

Elke Groeger

PRAXISPLUS

Elke Groeger beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema „Schreiben”. Sie ist selbstständige Werbe- und PR-Beraterin und professionelle Texterin. In ihren Text-Workshops verknüpft sie Theorie und praktische Übungen und geht auf verschiedene Textgattungen ein. Das Malerblatt veranstaltet in den Räumlichkeiten des Konradin Verlags einen ganztägigen Workshop mit Elke Groeger:

groeger-communication.de
malerblatt.de

Veranstaltungsort: Malerblatt
Konradin Medien GmbH
Ernst-Mey-Straße 8
70771 Leinfelden-Echterdingen
Tel.: (0711) 7594-497

Termin: 25. März 2015, 9 bis 17 Uhr Preis: 199 Euro inkl. Seminarunterlagen und Verpflegung zzgl. MwSt. Weitere Infos finden Sie auf

Foto: Maksim Kabakou-Fotolia.com
Quelle: Malerblatt 1/2015

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