Die Mitglieder des Arbeitskreises Werkkunst Zitadelle pflegen die Tradition und geben ihr Wissen an den Nachwuchs weiter.
Wer meint, beim Arbeitskreis Werkkunst von der Zitadelle in Berlin-Spandau, könne man nicht spontan sein, der täuscht sich. Bei meinem letzten Berlin-Besuch war es nach einem fünfminütigen Telefonat klar, dass ich in den Räumlichkeiten des Arbeitskreises nicht nur willkommen sein würde, sondern unbedingt hereinschauen solle. Die Malermeister Klaus-Peter Engelhardt und Dieter Otremba erwarteten mich bereits und steckten mich sofort mit ihrer Begeisterung an, die sie für ihr Handwerk hegen. Hier, diese Vergoldungsarbeit, halt, hier noch eine alte Kalkpresstechnik und erst die Marmorierung. So schnell konnte man gar nicht schauen und um sich knipsen, wie die beiden engagierten Berliner Unternehmer durch die Räumlichkeiten des Arbeitskreises in der historischen Zitadelle stürmten und immer „neue alte Techniken” zeigen wollten.
Neun Malermeister sind es derzeit, die sich im Arbeitskreis Werkkunst Zitadelle engagieren und deren Intension es ist, keine alte Technik untergehen zu lassen, sondern sich das Wissendarüber zu bewahren und ebendieses auch an Kollegen und an die nächste Generation weiterzugeben. Cemal Ates, Andreas Best, Christian und Klaus-Peter Engelhardt, Lucia Impagliazzo Meyer, Goeran Nagel, Dieter Otremba, Detlef Remmler, Christian Schiller, Torsten Schmerling – sie alle sind mittendrin, wenn es beispielsweise darum geht, als Coach für interessierte und gute Lehrlinge oder Gesellen zur Verfügung zu stehen.
Das Atelier ist eine wahre Fundgrube.
Alte Maltechniken
Der Arbeitskreis Werkkunst Zitadelle will aber nicht nur Techniken bewahren, sondern diese auch auf Wände und Musterplatten bringen, damit sie auch potenziellen Kunden gezeigt werden können.
Auf der Website des Arbeitskreises ist folgendes zu lesen: „Auf der Spandauer Zitadelle werden alte Malertechniken gepflegt und farbige Akzente gesetzt. Neun Spandauer und Charlottenburger Malermeister haben sich vor etwa 10 Jahren zu einer Ateliergemeinschaft zusammengeschlossen. Hierzu wurde ein Atelier ausgebaut, um Lehrlingen und Gesellen die Möglichkeiten zu geben, alte Techniken und Arbeitsproben zu erstellen, die teilweise schon in Vergessenheit geraten sind. Zu dem Atelier wurde ein Ausstellungsraum geschaffen, um den Kunden die verschiedensten Techniken vorzustellen. Das beinhaltet moderne und kreative Gestaltung sowie historische Malkunst nach alten Vorlagen. Der Trend zeigt, dass Techniken wie Stupfen, Marmorieren, Schablonieren, Wickeltechnik, Farbwischen, Vergolden oder Patinieren immer mehr gefordert werden, zum Beispiel bei Restaurierungsarbeiten von Alt-Berliner Treppenhäusern und Fassaden. Auch die individuelle Gestaltung von Wohn- und Geschäftsräumen ist wieder in Mode gekommen.”
Interessierte Kunden können sich die Techniken auf großen Musterplatten anschauen.
Edle Malertechnik im Tagungsraum des Arbeitskreises Werkkunst.
Farb-Monteure
Für Klaus-Peter Engelhardt ist die Pflege der traditionellen Techniken ein Muss: „Wir sind heute alle ‘Farb-Monteure’, nicht mehr Nuanceurs wie früher.” Aus der Erfahrung mit seinen Kunden weiß Dieter Otremba, dass sich der Aufwand lohnt, sie mit traditionellen Techniken vertraut zu machen: „Die Begeisterung fürs Malerhandwerk springt über und die Auftraggeber sind offener für aufwendige Techniken.”
Alle Mitglieder des Arbeitskreises konnten schon ähnliche Erfahrungen machen, weil die Malermeister mit ihren Betrieben anders wahrgenommen werden, weil sie sich im Arbeitskreis Werkkunst Zitadelle engagieren. Für Dieter Otremba ist es vor allem auch wichtig, organisiert Wissenweiterzugeben – und genau das in der Branche zu tun, was früher die alten Gesellen innerhalb ihres Betriebes gemacht haben: Traditionen bewahren, von Generation zu Generation.
Klaus-Peter Engelhardt (links) und Dieter Otremba.
Ulrich Schweizer Quelle: Malerblatt 04/2013