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Gerhard Mohr Malerwerkstätten

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Gerhard Mohr Malerwerkstätten

Briefpapier mit Wappenprägung? Selten ist das geworden, doch beim Bochumer Malerbetrieb Gerhard Mohr verrät der Bogen der Geschäftsleitung einiges.

 

Einerseits Traditionsbewusstsein und wirkt trotzdem sehr edel und zeitgemäß durch die filigrane und zurückhaltende Gestaltung. Dieses hochwertige Stück Papier lässt ahnen, wie in dem inzwischen fast 90-jährigen Betrieb gedacht und wie das Unternehmen geführt wird. „Qualität beim Kunden hat für uns Priorität. Auch unser Jubiläum, das wir 2013 feiern werden, wird akribisch geplant: wir hatten insgesamt einen Vorlauf von zwei Jahren und stecken auch jetzt mittendrin in den Vorbereitungen”, verrät Christian Mohr. In der heutigen Zeit ist das nicht mehr selbstverständlich, dass ein Unternehmen erstens ein so hohes Alter erreicht und zweitens dabei auf dem Markt nach wie vor höchst erfolgreich auftritt. „Mein Großvater und mein Vater haben es meisterhaft gemacht und brachten den Betrieb auch durch schwierige Zeiten.” Christian Mohr hat großen Respekt vor den Leistungen des Vaters und des Großvaters , agiert selber aber ebenfalls mit einem guten Händchen und der unternehmerischen Weitsicht für alle sich bietenden Chancen – und somit für den Kunden. Wobei er die Geschicke des Unternehmens so lenkt, dass er nicht von nur wenigen mächtigen Kunden abhängig ist: „Uns ist ganz wichtig, dass kein Kunde mehr als 10 Prozent unseres Umsatzes macht. Wir dürfen nie erpressbar sein.”

Rund 150 Mitarbeiter hat der Malerbetrieb Mohr heute, davon 12 Malermeister und drei Bauingenieure. Etwa 120 arbeiten im Bochumer Stammhaus, 10 permanent vor Ort bei einem Auftraggeber im nahe gelegenen Chemiepark Marl und 20 in der Niederlassung im sächsischen Mittweida, wo überwiegend Korrosionsschutzarbeiten ausgeführt werden. Ein Unternehmen dieser Größe zu leiten, das ist eine Herausforderung. Wie eignet man sich die Fähigkeiten an, die Mitarbeiter zu führen, die zudem räumlich an drei verschiedenen Orten stationiert sind? „Ich bin da hineingewachsen, war ja auch früher als Schüler schon immer wieder im Betrieb. Und weil wir eine Familie sind, die mit Herzblut im Malerbetrieb arbeitet, lernt auch im Alltag einer vom andern. Mein Großvater war Maler, mein Vater und mein Onkel wurden es ebenfalls, eine meiner drei Schwestern ist ebenfalls Malermeisterin und machte noch eine Ausbildung zur Designerin und Farbgestalterin. Und meine Mutter Gisela führt hier noch unseren Malergroßhandel.”

Christian Mohr legte seine eigene Ausbildung breit an, studierte Betriebswirtschaft in Bayreuth, absolvierte den theoretischen Teil seiner Meisterprüfung in Bielefeld und die Praxis in Hildesheim.

Betriebsklima

Dass man sich in den Gerhard Mohr Malerwerkstätten nicht nur innerhalb der Familie austauscht, sondern auch gerne und konsequent mit den Mitarbeitern kommuniziert, das zeigt deren Treue. Die Fluktuation ist extrem gering und wie das Betriebsklima beschrieben werden muss, spürt jeder Besucher des Unternehmens sofort selbst: humorvoll und kooperativ.

Um diesen Eindruck zu verstärken reicht es, einen einzigen Mitarbeiter exemplarisch zu nennen: Heinrich Eichenauer. Sie lesen richtig: der Malermeister arbeitet seit 75 Jahren!!! bei der Familie Mohr. Mit 14 fing er dort an und nach der Kriegsgefangenschaft kam er sofort wieder zurück in das Unternehmen – als freier Mitarbeiter ist er heute noch täglich im Betrieb aktiv, siehe Kasten „75 Jahre im Dienst”. Wie gut sich dieses „Urgestein” mit den Chefs und den Kollegen versteht, das geht aus lockeren Sprüchen hervor, die immer wieder zu hören sind und die jede Seite augenzwinkernd und lachend vom Stapel lässt: „Das schlimmste ist für ihn das Wochenende”, so Christian Mohr. Stolz erzählt der Jubilar, dass er etliche gute Mitarbeiter an Land zog: „Ich holte viele Leute von der Industrie weg. Da könnte ich Bücher drüber schreiben.” Ob es denn mal kritische Situationen im Berufsleben gab, wird er gefragt. Ganz klar, dass da von ihm mit der Antwort wieder eine Portion Humor kommt: „Nein, Angst und Geld habe ich nie gehabt.” Ja und die Rente sowie mehr Freizeit, lockt ihn das alles nicht? „Die Chefs waren einverstanden, dass ich noch weiterarbeite. Und jetzt haben sie mich am Hals.” Herzhaft lacht Heinrich Eichenauer, wenn er das erzählt. Die Botschaft des ganzen Gesprächs kann aber kurz zusammengefasst werden: ich fühle und fühlte mich bei den Mohrs pudelwohl. Und diesen Satz würden wohl alle Mohr-Mitarbeiter genau so unterschreiben. Dass zwei der angestellten Meister über 40 Jahre bei Mohr sind, die ehemalige Buchhalterin auf 63 Jahre Betriebszugehörigkeit zusteuert und noch als Teilzeitkraft arbeitet, muss wohl nicht mehr extra erwähnt werden …

Glasspezialist

Im hohen Norden der Republik kommt das relativ häufig vor, dass sich Malerbetriebe auch um Glaserarbeiten kümmern, im Westen ab und zu auch. Bei den Gerhard Mohr Malerwerkstätten ist das gute Tradition. Und Dr. Gerd Bernd Mohr verfügt über den Meisterbrief im Bereich der Glaserei. Auf der sehenswerten Website stehen zu diesem Fachbereich folgende Sätze: „Durchsichtige Mauern, die das Licht eintreten lassen, die „vier Wände” auflösen und die Grenze zwischen außen und innen überwinden, sind ein alter Traum, seit es menschliche Behausungen gibt. 7.000 Jahre alt ist die Geschichte des Glases, noch im späten Mittelalter gehörten verglaste Fenster zu den großen Kostbarkeiten, und bis in die jüngste Vergangenheit diente Fensterglas ausschließlich dazu, Licht zu gewinnen. Erst die moderne Isolierverglasung erfüllte den Wunsch nach einem durchsichtigen „Baustoff”.” Beim Malerbetrieb Mohr stehen Fachleute zur Beratung zur Verfügung, ob es sich nun um Spiegel, um Duschkabinen oder um Sicherheitsglas handelt. Selbst vorgehängte Fassaden aus Glas gehören zum Standardprogramm.

Pionier

Alle Generationen des Malerbetriebes Mohr waren und sind offen für neue Techniken und für Möglichkeiten, die Tätigkeitsfelder auszuweiten. Von Anfang an boten die Bochumer Wärmedämmungen an der Fassade an. Die ersten Systeme, damals noch „Vollwärmeschutz” genannt, kamen bei Mohr zu ganz besonderen Gelegenheiten an die Gebäude: „Wir sahen damals die Chance, mit Hilfe von Wärmedämm-Verbundsystemen auch Fassadenrisse von bergbaugeschädigten Häusern zu überbrücken, also nicht nur Energie sparende, sondern auch optisch wirksame Lösungen zu bieten.”

Apropos Optik: Wenn es Objekte gibt, bei denen eine kreative Farbgestaltung vorgenommen werden soll, kommt Angelika Mohr ins Spiel. Die Schwester von Christian Mohr ist mit ihrem Unternehmen „MohrColor” Expertin für farbige Architekturgestaltung und arbeitet regelmäßig mit dem Malerbetrieb zusammen, siehe Kasten „MohrColor”.


Kirchenmaler

Königsdisziplin wird sie von manchen genannt. Bei Christian Mohr heißt sie ganz pragmatisch „Kirchenrestaurierung”. Dieses weitere Spezialgebiet brachte dem Bochumer Betrieb insgesamt schon um die 150 Aufträge, Kirchen zu renovieren – das zeigt die akribische Auflistung der mit Farbe verschönerten Gotteshäuser. „Die Vergoldungsarbeiten führen wir ebenfalls aus und haben eine Arbeitsgruppe, die sich damit bestens auskennt”, so Christian Mohr.

Nicht nur mit der Beschichtung von Kirchenschiffen kennt man sich in der Bochumer Kohlenstraße 15 aus, sondern auch mit richtig großen schwimmenden „Kalibern”, die an der Nordsee zuerst auf dem Trockendock liegen, wie Christian Mohr erzählt: „In zwei großen Luxuslinern der Meyer Werft in Papenburg durften wir hochwertige Malerarbeiten ausführen, teilweise so unter Zeitdruck, dass die letzten Pinselstriche noch auf der Probefahrt gemacht wurden.” Mit diesen Referenzen lassen sich natürlich auch Privatkunden überzeugen, ihre hochwertigen Malerarbeiten von den Gerhard Mohr Malerwerkstätten ausführen zu lassen.

Die Stärke des Unternehmens liegt für Christian Mohr nicht nur in der Qualität der Ausführung: „Sauberkeit und Ordnung gehört für uns zur Qualität dazu. Da bin ich konsequent, ich kann nicht anders. Und die Kunden können sich darauf verlassen, dass wir zeitgenau alles fertig machen, selbst wenn wir uns im Vorfeld verkalkuliert haben sollten. Kein Kunde muss das büßen – dafür stehen wir gerade.” Starke Sätze, die zeigen, wie der Auftraggeber im Mittelpunkt des Geschehens steht. Dass dabei natürlich auch die Erträge im Blickfeld stehen, ist selbstverständlich: „Wir versuchen, bei der Beratung auf die Standardleistungen noch etwas oben drauf zu satteln und dem Kunden die hochwertigste Lösung zu verkaufen.”

Wie kommt ein Malerbetrieb dazu, in den verschiedensten Disziplinen Spitzenleute zu haben? „Uns war immer wichtig, von den Stärken her zueinander passende Mitarbeiter in Arbeitsgruppen zusammenzufassen und dann die Gruppen insgesamt in den Fachgebieten weiter zu spezialisieren.” Und wenn es fachlich oder kapazitätsmäßig doch einmal diesen gewaltigen Mohr’schen Rahmen sprengen sollte? „Dann kooperieren wir mit anderen Unternehmen”, so Christian Mohr, „und bilden mit Kollegen Arbeitsgemeinschaften.”

Die Gerhard Mohr Malerwerkstätten sind bestens aufgestellt, blicken also absolut positiv in die Zukunft. Vielleicht tritt die nächste Generation ebenfalls in die Fußstapfen des Vaters, doch hat das noch ein bisschen Zeit: die drei Töchter von Christian Mohr schauen vorerst in Obhut ihrer Mutter Katrin von außen auf die Aktivitäten von Vater und Großvater.

75 Jahre im Dienst

Ob es so eine Zusammenarbeit zwischen der Geschäftsleitung und einem Mitarbeiter ein zweites Mal gibt, das darf bezweifelt werden. Wie sehr Dr. Gerd-Bernd Mohr und Christian Mohr ihren langjährigsten Mitarbeiter schätzen das zeigt eine Pressemitteilung, die beide zum 75-jährigen Dienstjubiläum von Malermeister Heinrich Eichenauer herausgaben. Auszüge daraus geben Zeugnis über das unglaubliche Berufsleben des Jubilars, der am 3. März 1923 in Bochum geboren wurde, jetzt also im 90. Lebensjahr steht:

„Heinrich Eichenauer ist seit 75 Jahren für unsere Firma tätig. Wir sind sehr stolz, dass er heute noch Tag für Tag mit seinem Erfahrungsschatz am Erfolg der Firma mitarbeitet. Man kann die Uhr danach stellen, wann er morgens kommt. Mit 14 Jahren begann er seine Lehre in unserem Betrieb, in den er nach Wehrdienst und Gefangenschaft in Russland wieder zurückkehrte. Dank seiner Klugheit, seiner gewinnbringenden Art, seiner Menschenkenntnisse und auch seiner Durchsetzungskraft wegen war er an verantwortlicher Stelle in unserer Firma führend tätig. Fast jedes Industrieunternehmen in Bochum kannte er von innen – überall leitete er im Namen unseres Unternehmens Maler-, Korrosionsschutz- und Verglasungsarbeiten. Seine besondere berufliche Liebe galt und gilt den Malerarbeiten in Kirchen. Die Anbahnung und Pflege von Kundenkontakten war und ist seine große Stärke.”

Nicht nur beruflich, auch privat ist Heinrich Eichenauer nach wie vor vielseitig aktiv. Beim VfL Bochum war er zuerst als Spieler aktiv, dann in schwieriger Zeit im Vorstand tätig. Viele Freundschaften pflegte er im Tennissport. Bis heute ist er begeisterter Jäger. Christian und Dr. Gerd-Bernd Mohr sind sich einig: „Heinrich Eichenauer ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Bochumer Urgestein.” Anlässlich seines 75-jährigen Dienstjubiläums luden die Herren Mohr sen. und jun. zu einem Empfang ein. Weil er sich so am wohlsten fühlt, ist der rüstige Jubilar nach wie vor freiberuflich für die Gerhard Mohr Malerwerkstätten tätig.

MohrColor

Angelika Mohr, die Schwester von Christian Mohr verschrieb sich beruflich ebenfalls der Farbe, doch nicht im Unternehmen ihres Vaters und Bruders, sondern in ihrem eigenen Betrieb „MohrColor – Farbige Architekturgestaltung & Malerei”. Die Diplom-Designerin AGD ist Expertin für individuelle, unverwechselbare Farb- und Gestaltungskonzepte. Ihr Spektrum reicht von Konzepten für Privatkunden über komplexe Farbleitpläne, bau- und kunsthistorische Beratung beim Denkmalschutz bis hin zur freien Malerei.

Angelika Mohr weiß, dass kreative Konzepte mit Farbe für eine wesentlich höhere Wohnumfeldqualität sorgen: „Die suggestive Kraft der Farben wirkt Vandalismus entgegen und stärkt die Identifikation der Anwohner und der Nutzer.”

 

 


Fotos: Gerhard Mohr Malerwerkstätten, Ulrich Schweizer

Ulrich Schweizer
Quelle: Malerblatt 07/2012

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