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Gerüstbau, Teil 7

Werkzeuge & Maschinen
Gerüstbau, Teil 7

Bei der Montage eines klassischen Fassadengerüsts ist auf Sicherheit und Effizienz zu achten.

Schutz- und Arbeitsgerüste bieten Gewerken nicht nur sicheren Höhenzugang für Arbeiten an Stellen, die vom Boden oder von Geschossdecken aus nicht mehr erreicht werden, sondern schützen Handwerker auch vor tieferem Absturz. Sie sind daher gemäß den Vorschriften einwandfrei herzustellen, müssen ausreichend tragfähig und so beschaffen sein, dass weder die am Bau Beteiligten noch Passanten oder Verkehrsteilnehmer wesentlich behindert oder gar gefährdet werden. Die Brauchbarkeit ist durch den Standsicherheitsnachweis, den Plan für den Auf-, Um- und Abbau (Montageanweisung) und den Plan für die Benutzung nachzuweisen, sofern das Gerüst nicht nach einer allgemein anerkannten Regelausführung erstellt wird.

Anlegen der Geländer als Längeneinteilung, Auslegen lastverteilender Unterlagen, Aufstellen der Fußspindeln.

Planung

Vor der eigentlichen Gerüstmontage muss die Planung der Gerüstkonstruktion erfolgen. Die Planung beinhaltet unter anderem die Feldlängeneinteilung, das heißt die Anpassung des Gerüsts im Grundriss an das einzurüstende Gebäude, die Umbauung von eventuellen Vor- und Rücksprüngen aber auch die Planung des eigentlichen Gerüsttragwerks, insbesondere der ingenieurmäßigen Gerüstkonstruktion. Generell ist ein Gerüst so zu planen, dass der Längenausgleich nicht am Eck erfolgt, das Gerüst an den Traufseiten über das Gebäude hinausragt und an den Giebelseiten eingepasst wird – ein wichtiger Punkt bei Schutzgerüsten. Ergänzend gehören das Thema Verankerung – gegen Umkippen – und die Errichtung von Zugängen für einen sicheren und ergonomischen Aufstieg zu den höher gelegenen Arbeitsplätzen zu den wichtigen Eckpunkten bei der Gerüstmontage. In der Regel werden heute zur Gerüstplanung CAD-Systeme oder spezielle EDV-Gerüstplanungsprogramme eingesetzt.

Aufbau des ersten Gerüstfeldes.

Die Gerüstmontage

Die einzelnen Schritte einer Gerüstmontage und -demontage werden in den Aufbau- und Verwendungsanleitungen der Hersteller beschrieben. Exemplarisch erfolgt der Regelaufbau des Layher Blitz Gerüsts mit folgenden Grundbauteilen:

Fußspindeln für die Gründung des Gerüsts, Stellrahmen, Gerüstböden als Arbeits-, Stand- und Lagerplatz sowie als aussteifendes Gerüstelement, dreiteiliger Seitenschutz aus Geländer- und Zwischenholm sowie Bordbretter als Absturzsicherung für Personen sowie Schutz gegen Hinunterfallen von Gegenständen, Diagonalen zur Aussteifung für die notwendige Standsicherheit.

Mit dem sogenannten Anlegen wird das Gerüst auf den Gebäudegrundriss abgestimmt. Dies ermöglicht, bereits vor Beginn der Gerüstmontage zu erkennen, ob Ankerpunkte unter Umständen auf Fensterflächen treffen. In diesem Fall ist eine andere Feldeinteilung zu wählen. Dieser Vorgang ist bestimmend für den weiteren reibungslosen Montageablauf, denn kleine Abweichungen und Fehler summieren sich in der Länge und Höhe zu großen Fehlern auf. In logischer Reihenfolge sollte bei der ersten Gerüstlage folgendermaßen vorgegangen werden:

  1. Auslegen der Geländer oder Riegel als Längeneinteilung.
  2. Überprüfung des Untergrunds auf Eignung.
  3. Auslegen lastverteilender Unterlagen und Aufstellen der Fußspindeln mit Hilfe einer Lehre oder eines Lasermessgerätes unter Berücksichtigung der gewählten Wandabstände (maximal 30 Zentimeter).
  4. Aufbau des ersten Gerüstfeldes aus Stellrahmen, Gerüstboden und Geländer sowie Ausrichten und Aussteifen mit Diagonalen. Bei stark geneigtem Gelände lässt sich das Gerüst mit unterschiedlich hohen Ausgleichsrahmen an den Geländeverlauf anpassen. Hier sind hinsichtlich der Aussteifung und Verankerung besondere Maßnahmen zu berücksichtigen. Das bedeutet für die Praxis: Zuerst wird eine Spindel auf die geforderte Höhe eingestellt, der Rahmen über beide Spindeln gesteckt und Höhe der zweiten Spindel per Wasserwaage angepasst. Anschließend lässt sich das zweite Spindelpaar grob ausrichten, der zweite Rahmen aufstecken sowie Geländer und Gerüstboden einhängen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Rahmen durch weitere Personen zu sichern. Die Anpassung der Ausspindelhöhe des zweiten Spindelpaares geschieht mit der Wasserwaage. Abschließend erfolgt der Einbau der Diagonale und die senkrechte Ausrichtung der Rahmen.
  5. Aufbau und Ausrichten der weiteren Gerüstfelder. Eckausbildungen ergeben sich aus den jeweiligen Gerüstsystemen. Für fünf Gerüstfelder ist zudem jeweils eine Längsverstrebung einzubauen.

Montage des ersten Gerüstbodens.

Sicher nach oben

Bei der Montage der weiteren Gerüstlagen kann Absturzgefahr bestehen. Die Montagearbeiten müssen entsprechend der Gefährdungsanalyse so durchgeführt werden, dass die Absturzgefahr möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird, zum Beispiel durch Verwendung eines Montage-Sicherungs-Geländers.

Im Hinblick auf das Thema Standsicherheit spielen die Punkte Aussteifung und Verankerung eine wichtige Rolle. Die Horizontalaussteifung erfolgt durch die Gerüstböden, wobei die Böden stets in voller Breite und in allen Lagen einzubauen sind. Die Vertikaldiagonalen werden zur Gerüstaussteifung über die gesamte Gerüstlänge und -höhe turmartig in Zickzackform oder durchlaufend eingebaut und müssen bis zur Aufstellfläche führen. Es gilt generell, dass einer Diagonale maximal fünf Gerüstfelder zugeordnet werden dürfen. Erst die Diagonalen geben einem Gerüst die erforderliche Steifigkeit – ganz nach dem Prinzip „Viereck vergeht – Dreieck besteht”.

Auch Anker sind fortlaufend mit dem Gerüstaufbau einzubauen. Die Verankerung ist wesentlich für die Standsicherheit eines Gerüstes – besonders wenn das Gerüst mit Netzen oder Planen bekleidet ist. Fehlende oder nicht ausreichend tragfähige Verankerungen mindern die Standsicherheit der Gerüstkonstruktion und können zum Einsturz des Gerüstes führen. Die Wahl des endgültigen Ankerrasters ist auch von der Feldweite, der Belastung des Gerüstes durch Verkehrslasten und Wind sowie von der Aufbauhöhe des Gerüstes abhängig.

Die Diagonalen geben dem Gerüst die erforderliche Steifigkeit: Turmartige (grün) und durchlaufende (blau) Diagonalführung.

Fotos: Layher
Autor: Dipl.-Ing. (FH) Franz-Martin Dölker, Layher
Quelle: Malerblatt 03/2014
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