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Systemvergleich Hanf vs. EPS

Aus- & Weiterbildung WDVS
Systemvergleich Hanf vs. EPS

Schüler haben die Wärmedämmung aus EPS mit einer Wärmedämmung aus nachwachsenden Hanffasern verglichen.

 

Vier angehende staatlich geprüfte Farb- und Lacktechniker/-innen haben dieses Projekt an der Walter-Gropius-Schule in Hildesheim umgesetzt. Wie gut eignet sich der Hanf als Dämmung im Vergleich zu EPS, wo liegen die Probleme und welche Bedeutungen haben diese für uns als Malermeister aber auch für den Endverbraucher?“, so lauteten die Fragen, die sich die Schüler stellten. In einer wissenschaftlichen Projektarbeit während der zweijährigen Fortbildung zum staatlich geprüften Techniker wurden von den vier Fachschülern Alexandra Malzer, Max Näckel, Kai Bormann und Florian Strauß Parameter wie die Ökobilanz, die Entsorgung, die Lebensdauer, eine Vergleichskalkulation mit Kosten, Zeit und Aufbau, eine Feuerwiderstandsprüfung und eine Stoß- und Schlagfestigkeitsprüfung der beiden Systeme EPS und Hanf unter die Lupe genommen. Beide Systeme bestehen aus 160 mm dicken Dämmplatten. Als Grundlage diente ein Einfamilienhaus der 1970er Jahren mit einer Fassadenfläche von 160 Quadratmetern. Die Schüler kamen dabei zu folgenden Ergebnissen:


 

Ökobilanz

Die Ökobilanz ergab, dass das EPS während der Produktion CO² verbraucht und der Hanf durch seine Photosynthese während der Wachstumsphase mehr CO² bindet als bei der Produktion entsteht. Für den Hanfanbau wird weder Pflanzenschutz- noch Düngemittel nötig. Durch das tief in die Erde reichende Wurzelsystem der Hanfplanze ist auch keine künstliche Bewässerung nötig. Bei der Entsorgung gelten Dämmplatten aus EPS zu Teilen als Sondermüll. Während diese in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt werden müssen, somit wieder CO² erzeugen, können Hanffaserplatten, wenn die Putzschicht entfernt wurde, kompostiert werden.
Geht man von einer Lebensdauer von 40 Jahren für die EPS-Dämmung aus, rechnet man bei der Hanfdämmung mit einer Lebensdauer von ca. 50 Jahren und mehr. Dies liegt zum einen daran, dass EPS gerne von Insekten befallen wird und zum anderen durch starke Hitzeeinwirkungen der Sonne seine Form verliert. Das EPS „schrumpft zusammen“. Die zähen Hanffasern sind weder anfällig gegen Insekten, noch gegen heiße Sonnenstrahlen. Somit können sie auch in extrem dunklen Farbtönen gestrichen werden.


 

Dämmleistung

Was die Dämmleistung betrifft, hätte bei identischen Werten und Angaben bereits eine 140 Millimter starke EPS-Dämmplatte ausgereicht. Bei der Hanfdämmung bringt nur mehr Masse mehr Wirkung. Dafür besitzt diese einen sehr hohen Schallschutz. Weiterer Nachteil ist die Verarbeitung der Hanffaserplatten. Bei 160 Quadratmetern Fassadenfläche ist die Hanfdämmung teurer als die EPS-Dämmung. Die Verarbeitung dauert einen Tag länger, da die Platten schwerer sind, das Dübeln ist sehr aufwendig und für das Schneiden sind spezielle Werkzeuge nötig. Die Feuerwiderstandsprüfung zeigte, dass bei 15-minütiger Beflammung mit einem Gasbrenner eine thermische Verformung der EPS-Dämmplatte entstand.
Ein Querschnitt ergab, dass hinter der Putzschicht keine Dämmung mehr vorhanden war. Die Hanffaserdämmung war bis auf eine Tiefe von ca. 45 Millimeter verkohlt, konnte aber leicht entfernt werden. Aufgrund dessen ist davon auszugehen, dass ein Hanf-WDV-System im Brandfall das Mauerwerk und eine eventuell vorhandene Unterkonstruktion länger und besser schützt. Bei der Stoß- und Schlagfestigkeitsprüfung mit einem Kugelschlaggerät von einem Kilogramm zeigte sich, dass die Hanffaserdämmplatte durch ihre locker gepressten Fasern die Stöße und Schläge abfedern konnte, bei der EPS-Dämmung schlug durch ihre stark komprimiert gepressten Styroporkugeln, jeder Stoß und Schlag deutlich die Putz- und Armierungsschicht durch.


 

Fazit der Schüler

Eine Hanfdämmung ist eine Alternative zur EPS-Dämmung. Ein fachgerechtes, an das Objekt und seine Umwelt angepasstes Hanfdämmsystem kann bei Belastbarkeit, Nachhaltigkeit und Ökobilanz punkten. Darüber hinaus kann das Material im Bereich des Schallschutzes und der Fassadengestaltung neue Wege weisen. Die Nachteile der Hanf-Platten liegen in den höheren Kosten und der geringeren Dämmleistung.

Weitere Informationen
www.bbs-walter-gropius.de


 

Praxis Plus

Walter-Gropius Schule

Steuerwalder Str. 158

31137 Hildesheim

Telefon: 05121/7534-0

Autoren: Alexandra Malzer/Max Näckel
Foto: Fotolia/VRD und Max Näckel
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