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Pflanzlicher Wärmeschutz

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Pflanzlicher Wärmeschutz

Auf der Suche nach neuen Dämmstoffen landen Forscher immer öfter bei Materialien, die direkt aus der Natur stammen.

Da wäre zum Beispiel die Rohrkolbenpflanze oder Seegras aus dem Mittelmeer. Dämmmaterial muss nicht unbedingt synthetisch erzeugt werden, die Natur liefert Rohstoffe mit interessanten Eigenschaften. Die Rohrkolbenpflanze beispielsweise, lateinisch Typha genannt, wächst vor allem in Feuchtgebieten und lässt sich sehr einfach durch den zweiteiligen Blütenstand mit dem großen, weiblichblütigen Kolben erkennen. Nun hat sich das Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP) in Valley dieser Pflanze angenommen und zusammen mit dem Industriepartner Typha Technik die zerkleinerten, verpressten und mineralisch verklebten Blätter zu einer magnesitgebundenen Dämmplatte verarbeitet. Die Typhaplatte ist bis 120 Millimeter Dicke machbar und zeigt eine Wärmeleitfähigkeit von nur 0,052 W/mK. Laut IBP ist die Platte relativ diffusionsoffen, druckfest und bietet einen guten Brand- sowie Schallschutz. Zudem sei die Pflanze von sich aus sehr schimmel- und feuchteresistent.

Typha

Die Typha lässt sich sehr gut verarbeiten und wächst ausgesprochen schnell: Ein Hektar liefert jährlich eine Trockenmasse von 15 bis 20 Tonnen, was 150 bis 250 Kubikmetern entspricht. Momentan stammen die Rohrkolben meist aus Osteuropa, doch bieten trockengelegte Hochmoore auch hierzulande ideale Anbauflächen. Die Anpflanzung dort würde übrigens die CO2-Emissionen aus den entwässerten Mooren extrem reduzieren – was zusammen mit der Dämmwirkung zu einem doppelten Klimaschutz-Effekt führt. Wegen der hohen Biegesteifigkeit und des geringen Gewichts lässt sich das Typha-Material auch für Dachdämmungen, in Fußböden oder Zwischendecken einsetzen. Und die Samenschirmchen der Pflanze lassen sich als Armierung von Putzen nutzen – Lehmputze können so bis zu 40 Millimetern Dicke in einem Arbeitsgang appliziert werden.

Dass das Material sich für die Gebäudedämmung eignet, zeigt der Blick nach Nürnberg: Dort wurde die Ausfachung eines Fachwerkgebäude mit der Typhaplatte gedämmt und so den EnEV-Standards angenähert. Im Bereich der Ausfachungen beträgt der U-Wert 0,26 W/m2K.

Aus Rohrkolben lassen sich unterschiedliche Dämmelemente herstellen, rechts oben die Typhaplatte. Foto: Fraunhofer IBP

 

Seegras

Auch Seegras, das an den Stränden des Mittelmeers landet und eigentlich entsorgt werden muss, eignet sich als Dämmmaterial. Die sogenannten Neptunbälle enthalten Fasern der Posidonia oceanica, die nach Reinigung und Zerkleinerung als stopf- und einblasfähiger Dämmstoff zur Verfügung steht. Die Fasern sind schwer entflammbar, schimmelresistent und puffern Wasserdampf ab. Das Fraunhofer-Institut ICT arbeitet zusammen mit Industriepartnern daran, das Streumaterial in eine feste Platte zu überführen, die auch für die Fassaden- oder Kellerdeckendämmung nutzbar ist.

Die Neptunkugeln werden im Mittelmeer an-gespült und stehen frei zur Verfügung. Aus dem Seegras lassen sich dämmende Fasern – und wohl auch Platten herstellen. Foto: Fraunhofer ICT

Armin Scharf
Quelle: Malerblatt 08/2013
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