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Denkmalgeschützes Haus

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Denkmalgeschützes Haus

Ein denkmalgeschütztes Wohngebäude in Weil der Stadt musste entsprechend der neuen Energieeinsparverordnung saniert werden.

Entsprechend der neuen Energieeinsparverordnung (EnEV), die am 1. Oktober 2009 in Kraft getreten ist, musste für das zwischen 1906 und 1908 erstellte Baudenkmal ein Ausnahmeantrag auf Teilsanierung bei der zuständigen Baubehörde gestellt werden. Nach Antragsgenehmigung erfolgten die Sanierungsmaßnahmen: das Dach, die Fenster, die Gebäuderückseite und die Haustechnik wurden erneuert. Die Straßenfassade blieb in ihrer originalen Bausubstanz erhalten. Zunächst wurden daher Maßnahmen zur Innendämmung in Erwägung gezogen, die aber in der späteren Konzeptphase aus bauphysikalischen Gründen nicht durchgeführt wurden.

Aufgrund der energetischen Gesamtplanung und der denkmalpflegerischen Vorgabe stand ausschließlich die Hoffassade für eine energetische Instandsetzung durch ein Wärme-dämm-Verbundsystem (WDVS) zur Verfügung. Der Altputz wies so starke Schädigungen auf, dass eine reine Putzsanierung wirtschaftlich und technisch keinen Sinn machte. Der Einsatz eines Wärmedämm-Verbundsystems stellte daher die einzig wirtschaftlich sinnvolle Lösung dar, da damit zugleich die Risssanierung erfolgen konnte.


Proben, die im Baustoffprüflabor des Putzherstellers analysiert wurden, machten deutlich, dass der komplette Sockel bis zu einer Höhe oberhalb der ersten Fensterreihe stark durch bauschädliche Salze und Feuchte belastet war und den Einsatz eines Sanierputzsystems erforderlich machte. Normale Kalkzementputze oder etwa relativ diffusionsdichte Dämmplatten verhindern die weitere Abtrocknung des Mauerwerks, da die Feuchtediffusion blockiert wird. Mit der absperrenden Wirkung solcher Produkte besteht die Gefahr, dass die bauschädliche Feuchte- und Salzbelastung in höhere Fassadenbereiche getragen wird oder aber die Innenwände belasten kann.

Sanierputzsystem

Das Sanierputzsystem bestand im vorliegenden Anwendungsbeispiel aus einem Sperrputz im Bereich der freigelegten Kelleraußenwände in Kombination mit einer starren, mineralischen Dichtungsschlämme gemäß DIN 18195 zur zusätzlichen Abdichtung gegen Feuchtigkeitseinflüsse aus dem Erdreich. Dieses vertikale Sperrsystem wurde etwa 15 Zentimeter aus dem Erdreich herausgeführt, um so zusätzlichen Schutz gegen Spritz- oder Niederschlagswasser zu gewähren. Die Geländeanbindung der fertiggestellten Putzflächen ist besonders wichtig für eine dauerhafte und langlebige Sanierungsmaßnahme. Zum Schutz des Kelleraußenwandputzes wurde diese im späteren Verlauf der Sanierung durch einen Kiesdrainagestreifen gelöst. Oberhalb dieses Bereiches kam das Sanierputzsystem mit einem Saniervorspritzmörtel zum Einsatz, wobei ausgeräumte Fugen mit einer Tiefe von mehr als 20 Millimetern zuvor mit einem Sanierfugenmörtel ausgefugt wurden. Um eine höhere Sicherheit gegen den nachgewiesenen hohen Sulfatgehalt im Mauerwerk zu gewährleisten, wurden beide Produkte auf der Bindemittelbasis HS-Zement rezeptiert – darunter versteht man ein hydraulisches Bindemittel mit einem erhöhten Widerstand gegen äußeren Sulfatangriff.


Das eigentliche Sanierputzsystem bestand aus einem Sanierausgleichsputz, der 20 Millimeter stark aufgetragen wurde, und dem Sanierputz selbst, der in derselben Stärke aufgebracht wurde. Infolge seiner physikalischen Beschaffenheit ist der Sanierputz in der Lage, in dem wasserabweisend ausgestatteten Porengefüge bauschädliche Salze einzulagern und Feuchtigkeit infolge des sehr niedrigen µ-Wertes (Wasserdampfdiffusionskoeffizient) an die Umgebungsluft abzuführen. Abschließend kann der Sanierputz mit einem wasserabweisenden, diffusionsoffenen Deckputz oder mit einem gleichermaßen beschaffenen Fassadenanstrich versehen werden.

Wärmedämm-Verbundsystem

Im höheren Bereich der Fassade kam ein spezielles Wärmedämm-Verbundsystem zum Einsatz. Aufgrund der immer noch relativ hohen Feuchtebelastung wurde im Vorfeld eingehend der Einsatz von diffusionsfähigen Dämmstoffen diskutiert. Letztendlich entschied man sich für ein EPS-basiertes Dämmsystem, allerdings mit perforierten Dämmplatten, die eine um den Faktor 3 bessere Feuchtestromdiffusion als herkömmliche EPS-Platten besitzen. Mineralwolle-Dämmplatten weisen einen nochmals niedrigeren µ-Wert auf, bergen aber die Gefahr, bei ständiger Durchfeuchtung sowohl an Dämmfähigkeit als auch an Tragfähigkeit zu verlieren.


Aufgrund der schlechten Tragfähigkeit des Altputzes musste gemäß bautechnischer Bestimmung das Wärmedämm-Verbundsystem als sogenanntes geklebtes und gedübeltes System ausgeführt werden. Herkömmliche Dübel durchdringen die Dämmplatte und können so zusätzliche Wärmebrücken erzeugen. Im Fall von feuchte- und salzbelasteten Altuntergründen kann längs des Dübelschafts Wasser bzw. Salzlösung in die Armierungsschicht oder in den Oberputz geführt werden und hier weitere Schäden bewirken. Daher wurde auf eine weitere Innovation in der Dämmtechnik zurückgegriffen – auf den sogenannten Klebeanker. Der Klebeanker ist ein spezieller patentierter Dämmstoffbefestiger, der unterhalb der Dämmstoffplatte sitzt und im tragfähigen Mauerwerk verankert wird. Sowohl der Kopf (Teller) des Klebeankers als auch die Plattenrückseite wird mit mineralischem Klebemörtel versehen (Randwulst-Punkt-Verfahren) und so mit dem Untergrund verklebt. Die Übertragung der Windsogkräfte (Berechnung gemäß DIN 1055-4) erfolgt durch den Schaft der Befestigungselemente in den tragfähigen Untergrund. Der Klebeanker ist Bestandteil eines bauaufsichtlich zugelassenen WDV-Systems. Die Vorteile dieses Systems bestehen darin, dass der Dübel komplett unterhalb der Platte sitzt, den Dämmstoff nicht durchdringt und damit keine Wärmebrücke und auch keinen Transportweg für Feuchte oder Salzlösung schafft. Als Armierungsputz und auch für die Deckputzlage kommen abgestimmte Putzmörtel zum Einsatz, die die Diffusionsfähigkeit des gesamten Dämmsystems sicherstellen.

Sorgfältige Analyse, detaillierte Sanierungsplanung und fachmännische Umsetzung haben in dem Baudenkmal ein behagliches und energetisch sinnvolles Wohnen möglich gemacht.

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