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Badezimmer sanieren

Trockenbau
Badezimmer sanieren

Immer öfter werden häusliche Badezimmer in Trockenbauweise erstellt. Doch welche Platten sind die richtigen?

Wann und wie muss abgedichtet werden? Und was ist beim Verspachteln zu beachten?  Trockener Ausbau on Feuchträumen – worauf zu achten ist.

Trockener Ausbau von Feuchträumen: Dafür sprechen insbesondere kurze Bauzeiten und die rationelle Verarbeitung. Ein großer Vorteil ist auch die Tatsache, dass sich innerhalb der Konstruktionen Wasser- und Abwasserleitungen einfach verlegen lassen, ohne dass Wände mühsam aufgeschlitzt und wieder verschlossen werden müssen. Montageprobleme, die dem leichten Trockenbau gerne nachgesagt werden, lassen sich einfach in den Griff bekommen: Installationswände mit entsprechenden Traggestellen erlauben auch eine stabile Befestigung von Waschbecken und wandhängenden WCs. Gegenüber massiven Konstruktionen punkten Trockenbaukonstruktionen außerdem durch bessere Anpassungsfähigkeit an bauliche Gegebenheiten. Und wenn es um die architektonisch anspruchsvolle Gestaltung von Sanitärräumen geht, ist die Trockenbauweise ohnehin die Methode der Wahl. Geschwungene Wände, Vorbauten, selbst Badmöbel lassen sich mit den entsprechenden Baustoffen problemlos erstellen. Und last, but not least steht derzeit auf der Liste der Modernisierungsmaßnahmen der barrierefreie Ausbau des Badezimmers ganz oben – und dieser lässt sich beispielsweise mit entsprechenden Trockenestrich-Elementen schnell und sicher realisieren.


Für jede Beanspruchung

Bevor ein trockener Ausbau in Feuchträumen starten kann, muss die zukünftige Nutzung und damit die Beanspruchung durch Feuchtigkeit und Nässe geklärt werden. Diese nutzungsabhängige Bewertung ist entscheidend für die richtige Auswahl der Plattenarten. Das Merkblatt Nr. 5 des Bundesverbands der Gipsindustrie e.V. Industriegruppe Gipsplatten teilt die Feuchtigkeitsbeanspruchung in Klassen ein:

  • Beanspruchungsklasse 0:

Wand-, Boden- und Deckenflächen, die nur zeitweise und kurzfristig mit Spritzwasser gering beansprucht sind (z. B.: Gäste-WC (ohne Dusch- und Bademöglichkeit), Hauswirtschaftsräume, Küchen mit haushaltsüblicher Nutzung, Wände im Bereich von Sanitärobjekten, z. B. Handwaschbecken und wandhängenden WCs, Decken in Bädern mit haushaltsüblicher Nutzung)

  • Beanspruchungsklasse A0:

Wand-, Boden- und Deckenflächen, die nur zeitweise und kurzfristig mit Spritzwasser mäßig beansprucht sind (z.B.: Bäder mit haushaltsüblicher Nutzung oder Hotelbäder im unmittelbaren Spritzwasserbereich von Duschen und Badewannen mit Duschabtrennung, ohne und mit einem planmäßig genutzten Bodenablauf, wie etwa barrierefreie Duschen)

  • Beanspruchungsklasse A:

Wand-, Boden- und Deckenflächen, die durch Brauch- und Reinigungswasser hoch beansprucht sind(z. B.: Wände und Böden in öffentlichen Duschen, in Nassräumen von Sportstätten und Wellnessbereichen, Schwimmbadumgänge)

Darüber hinaus gibt es noch die Beanspruchungsklassen B und C, die sich mit Wand- und Bodenflächen in Schwimmbecken und in Räumen mit chemischer Beanspruchung befassen. Auf diese Bereiche soll in diesem Fachbeitrag jedoch nicht weiter eingegangen werden.


 

Die (Gips-)Platten-Industrie hält feuchtraumgeeignete Produkte in großer Vielfalt bereit. Eine Auswahl daraus wird im Folgenden vorgestellt:

  • Imprägnierte Gipsplatten und Gipsfaserplatten

Imprägnierte Gipsplatten bestehen aus einem Gipskern, der mit Karton ummantelt ist. Dieser Karton ist an einer grünlichen Färbung einfach zu erkennen. Bei Gipsfaserplatten handelt es sich um homogene gipsgebundene Trockenbauplatten mit Papierfasern; sie sind bereits werkseitig hydrophobiert. Imprägnierte Platten weisen eine verzögerte Wasseraufnahme auf und kommen vorwiegend in Feuchträumen von Wohnbereichen und Räumen mit ähnlicher Beanspruchung zum Einsatz. Produktbeispiele für imprägnierte Gipsplatten: „Bauplatte GKBI“ von Knauf, „Bauplatte RBI“ von Rigips, „LaGyp imprägniert“ von Siniat. Produktbeispiele für Gipsfaserplatten: „Fermacell“-Platte, „Vidiwall“ von Knauf, „Rigidur“ von Rigips

  • Vliesarmierte Gipsplatten

Vliesarmierte Gipsplatten weisen eine besondere Feuchtigkeits- und Schimmelresistenz auf. Ein UV-Licht-beständiges Glasvlies ummantelt den stark hydrophobierten Gipskern der Platte sicher. Alternativ kann das Glasvlies auch oberflächlich eingebettet sein. Diese Platten eignen sich perfekt für Anwendungen mit mäßiger Feuchtigkeitsbeanspruchung. Sie wurden speziell für die Anwendung in Feucht- und Nassraumbereichen mit mäßiger bis hoher Beanspruchung weiterentwickelt. Produktbeispiele: „Drystar Board“ von Knauf, „Glasroc X“ von Rigips, „La Hydro“ von Siniat

  • Zementplatten

Zementgebundene, wasserresistente Trockenbauplatten kommen für Ausbaukonzepte in allen hoch feuchtebeanspruchten Bereichen auch mit chemischer Beanspruchung – wie z. B. Schwimmbäder, Reha-, Wellnessobjekte oder Großküchen und Wäschereien – zum Einsatz. Produktbeispiele: „Powerpanel H2O“ von Fermacell, „Aquapanel Cement Board“ von Knauf, „Aquaroc“ von Rigips, „Hydropanel“ von Siniat

  • Zementbeschichtete Hartschaumplatten

Dieser Plattentyp besteht aus einem Hartschaumkern, ist mit Glasfasergewebe armiert und mit kunststoffvergütetem Zementmörtel beschichtet. Die sehr leichten, zementbeschichteten Hartschaumplatten sind feuchtebeständig und bei thermischen und hygrischen Beanspruchungen formstabil. In der Regel werden sie als Fliesenuntergrund (zum Beispiel Wannenbekleidung, Formteile) verwendet, können aber auch verputzt oder gespachtelt werden. Produktbeispiele: „Jackoboard“ von Jackon Insulation, Bauplatten von Lux Elements oder wedi.


Trockener Ausbau von Feuchträumen: Trockenestrich-Elemente

Den entscheidenden Durchbruch für die Trockenbauweise am Boden von Nassräumen brachten Estrich-Systeme aus zementgebundenen Platten. Die beidseitig mit einem alkaliresistenten Glasgittergewebe armierten Leichtbeton-Platten mit Sandwichstruktur können neben den Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen 0 und A0 insbesondere auch für die Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen A eingesetzt werden.

Für den Einbau von bodengleichen Duschen bieten einige Hersteller systemkompatible Bodenablaufsysteme als Komplett-System an. Damit werden Schwachstellen, die sich oftmals durch einen Mix von nicht systemkonformen Elementen ergeben, weitgehend ausgeschlossen.


Welche Platte wofür?

Auch wenn oben die Einsatzgebiete der Platten aufgeführt sind, bleibt die Frage, wann welche Platte sinnvoll beim trockenen Ausbau von Feuchträumen eingesetzt werden kann/soll. Zementgebundene Platten etwa erlauben den kompletten Badausbau von der Decke über die Wände bis zum Boden in allen Beanspruchungsklassen. Allerdings verursacht der Ausbau mit zementgebundenen Platten höhere Materialkosten. Folgende Überlegungen könnten bei der Auswahl der richtigen Platte unter wirtschaftlichen Aspekten hilfreich sein.

Sofern Gäste-WCs, Hauswirtschaftsräume und häusliche Küchen keinen Bodenablauf besitzen, handelt es sich nicht um Feuchträume. Dann entstehen auch keine Einschränkungen für die Verwendung von gips- oder zementgebundenen Platten. Beide können hier ohne Verbundabdichtung eingesetzt werden.

Freie Plattenwahl hat man auch „in Räumen, in denen nicht sehr häufig mit Brauch- und Reinigungswasser umgegangen wird“, wie z. B. in häuslichen Bädern, Badezimmern von Hotels, Bodenflächen mit Abläufen in diesen Anwendungsbereichen (Beanspruchungsklasse A0). Gipsplatten benötigen in diesen Fällen eine Verbundabdichtung, zementgebundene Platten können – je nach Anwendungsfall – auf Wänden auch ohne diese ausgeführt werden.

Gipsplatten scheiden „in Räumen, in denen sehr häufig oder lang anhaltend mit Brauch- und Reinigungswasser umgegangen wird“ (Beanspruchungsklasse A) aus. Hierzu sind Umgänge von Schwimmbecken sowie öffentliche und private Duschanlagen zu zählen. Zementgebundene Platten können mit einer Verbundabdichtung in diesen Fällen eingesetzt werden.

Diese Überlegungen machen deutlich, dass vor allem im Wohnungsbau bzw. in wohnähnlichen Gebäuden Gipsplatten ein geeignetes Baumaterial sind. Zementgebundene Platten erweitern jedoch die Anwendungsmöglichkeiten des Trockenbaus in Sanitärräumen erheblich. Außerdem kann beim Einsatz von zementgebundenen Platten im direkt wasserbeaufschlagten Bereich häuslicher Bäder auf eine ganzflächige Abdichtung verzichtet werden, wie sie bei Gipsplatten notwendig ist. Es ist ausreichend, lediglich in den Ecken sowie im Bereich der Armaturen abzudichten. Das kann den Einsatz von Zementplatten trotz höherer Materialkosten wieder wirtschaftlich machen. Zementbeschichtete Hartschaumplatten wiederum punkten insbesondere durch ihr geringes Gewicht, was beispielsweise bei der Altbausanierung aus statischen Gründen interessant sein kann. Außerdem ergibt sich durch den Schaumkern ein wärmedämmender Effekt. Die Plattenwahl hängt also von vielen Faktoren ab und muss immer an die jeweiligen Anforderungen – und nicht zuletzt an das Budget des Bauherrn – angepasst sein.


Über die Platte hinaus

Beim Ausbau häuslicher Bäder können herkömmliche feuerverzinkte Trockenbauprofile eingesetzt werden. Bei starker Feuchtebelastung oder wenn korrosive Stoffe, wie etwa Sulfate oder Chloride vorhanden sind (z. B. in Schwimmbädern, Großküchen, Wäschereien, etc.) stehen spezielle korrosionsgeschützte Profile zur Verfügung. Diese sind mit einer Beschichtung aus Acrylharz oder Epoxidharz versehen. Sie sind leicht an ihrer Farbigkeit (z. B. schwarz oder blau) zu unterscheiden.

Spachtelmasse und Oberflächen

Bei der Spachtelmasse dagegen empfiehlt es sich, auch im Bereich häuslicher Bäder nicht auf eine „Feuchtraum-Ausrüstung“ zu verzichten. In Räumen, in denen die relative Luftfeuchte im Tagesverlauf nur kurzzeitig 60 Prozent übersteigt (z.B. in häuslichen Bädern und vergleichbaren Räumen), werden seit Jahrzehnten erfolgreich übliche z. T. imprägnierte Spachtelmassen eingesetzt (z. B. „Uniflott imprägniert“ von Knauf, „Vario imprägniert“ von Rigips). Generell sollte die Spachtelmasse auf die eingesetzte Platte abgestimmt sein. Folgt man den Empfehlungen des Herstellers, ist man auf der sicheren Seite.

Für die Herstellung beschichtungsfähiger Oberflächen auf den verschiedensten im Feuchtraum üblichen Untergründen, z. B. Gipsplatten außerhalb des Fliesenspiegels, aber auch für Putze oder zum Überspachteln von Fliesen, werden spezielle Spachtelmassen angeboten (z. B. „Knauf Estetico Universal“). Die Kombination aus einem sehr geringen Wasseraufnahmevermögen von unter drei Prozent in Kombination mit geprüfter Schimmelresistenz sorgt dafür, dass auch bei extremen Bedingungen Schimmel vermieden wird. Die sehr feinen, glatten und schimmelresistenten Oberflächen, die sich mit der Spachtelmasse herstellen lassen, können anschließend mit marktüblichen und geeigneten Farbsystemen versehen werden.

Alles dicht?

Boden- und Wandflächen, die regelmäßig mit Wasser in Kontakt kommen (Duschbereich, Wände über Waschbecken und Badewanne, Wände und Böden in öffentlichen Bädern), müssen abgedichtet werden. Dadurch erreicht man eine wasserundurchlässige, dehnbare Schicht, die einen möglichen Eintritt von Wasser in die Trockenbaukonstruktion verhindert. Hierfür kann beispielsweise eine streichfähige Abdichtung (auch Flüssigfolie genannt) zum Einsatz kommen (z.B. „Flüssigfolie“ von Fermacell, „Knauf Flächendicht“, Rigips „Flüssig-Dichtfolie“). In den Ecken und an Anschlüssen zu Sanitärgegenständen wird ein zum Anstrich gehörendes Dichtband in die frisch aufgetragene Flüssigfolie eingelegt, ebenso an Rohrdurchführungen. Hierfür werden anwendungsfertige Manschetten angeboten. Das Gewebe wird anschließend mit der Flüssigfolie satt überstrichen. Nach einer Trocknungszeit von mindestens einer Stunde erfolgt ein zweiter Auftrag.

Das Merkblatt 5 der Gipsindustrie finden Sie hier: https://bit.ly/2v7TTlU


Praxis Plus

Weitere Informationen zu den im
Text genannten Produkten:

www.fermacell.de
www.jackon-insulation.com
www.knauf.de

www.luxelements.com
www.rigips.de
www.siniat.de
www.wedi.de

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl
Fotos: Fermacelli, Knauf
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