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Lehmbauplatten - - ökologische Alternative zur Gipsplatte

Lehmbauplatten
Lehm fürs Oberstübchen

Lehmbauplatten sind eine ökologische Alternative zu Gipsplatten. Verarbeiten lassen sie sich wie ihre gipshaltigen Pendants. Daneben überzeugen sie durch einen positiven Einfluss auf das Raumklima. Warum es gerade beim Dachgeschossausbau sinnvoll ist Lehmbauplatten vorzuziehen, lesen Sie hier.

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl

Spätestens seit der Kohleausstieg beschlossen ist, droht die künftige Gipsversorgung (nicht nur) in Deutschland ins Wanken zu geraten. Denn etwa die Hälfte des Gipsbedarfs in Deutschland wird aktuell durch sogenannten REA-Gips abgedeckt. Dieser Gips fällt in Rauchgas-Entschwefelungsanlagen (REA) in Steinkohle- und Braunkohlewerken in großen Mengen an. Mit dem Kohleausstieg würde diese wichtige Rohstoffquelle versiegen. Weil aber gleichzeitig in Deutschland bezahlbarer Wohnraum fehlt, wird der Trocken- und Leichtbau in Zukunft gefragter sein denn je. Die Gipsindustrie fordert deshalb – neben der Forcierung des Gipsrecyclings – die Nutzung ortsnaher, regionaler Naturgipsvorkommen zu erhöhen. Die Naturschutzverbände bekämpfen eine Ausweitung des Naturgipsabbaus allerdings vehement.

Lehmbauplatten als ökologische Alternative

Wenn Gipsbauplatten in Zukunft also ein knappes Gut werden könnten, sollte man Alternativen in Betracht ziehen, mit denen sich der Trockenbau dennoch bewerkstelligen lässt. Lehmplatten könnten Gipsplatten im Innenausbau, zumindest teilweise, ersetzen. Sie punkten durch eine gute Ökobilanz und lassen sich nahezu identisch verarbeiten wie Gipsplatten. Darüber hinaus wirken sie sich aufgrund ihrer feuchteregulierenden Wirkung und der hohen Speicherfähigkeit äußerst positiv auf das Raumklima aus. Lehm als „schwerer Baustoff“ gilt als guter Wärmespeicher, was sich nicht nur im Winter positiv auswirkt, sondern auch im Sommer vor Überhitzung schützt. Der Baustoffhersteller Hart Keramik AG, der die Lemix-Lehmbauplatte anbietet, hat mithilfe von Simulationsrechnungen Lehm- und Gipskartonplatten verglichen. Gegenstand der Untersuchung war ein Zimmer im Dachgeschoss mit hoher Anfälligkeit für Sommerhitze mit knapp 14 Quadratmetern Grundfläche und einem Fensterflächenanteil von 30 Prozent. Der Raum heizte weniger auf, wenn Lehmplatten verwendet wurden. Die Temperatur blieb um zwei Grad kühler als bei der Vergleichswand aus Gipskarton, berichtet Hart (mehr zur Studie)

Gute Werte im Sommer wie im Winter

Auch der Baustoffproduzent Leipfinger-Bader, zu dem die Marke Lehmorange gehört, betont die Bedeutung, die Lehmplatten beim Dachgeschossausbau zukommt. Aufgrund des großen Wohnungsdefizits werden ungenutzte Dachböden zunehmend für Wohnzwecke umgebaut. Doch damit das Leben unterm Dach auch bei längeren Hitzeperioden erträglich ist, muss das Thema sommerlicher Wärmeschutz bereits bei der Planung berücksichtigt werden. Die Lehmplatten von Leipfinger-Bader verfügen, wie auch die Lemix-Platten von Hart, über eine Rohdichte von 1.450 kg/m2 und sind damit thermisch träge. An heißen Sommertagen sorge dies dafür, dass sich der Raum tagsüber langsamer erwärme als beim Einsatz von konventionellen, speicherschwächeren Trockenbaulösungen beispielsweise aus Gips, so Leipfinger-Bader. In den kalten Wintermonaten hingegen verbleibe die Wärme länger im Raum – ein wichtiger Faktor hinsichtlich Energieeffizienz und Heizkostenersparnis, der schnell auch den höheren Preis für die Lehmplatten (im Vergleich zu Gipsplatten) ausgleicht. Und da auch der Schallschutz in erster Linie von der Masse abhängt, schneiden die massiven Lehmbauplatten auch in dieser Hinsicht gut ab. Zudem ist Lehm in der Lage, im Wasserdampf gelöste Schadstoffe aus der Luft zu filtern und Gerüche zu absorbieren.

Verarbeitung fast wie bei Gipsplatten

Wer bei Lehmbauplatten noch an nur begrenzt maßhaltige Platten mit unebener Oberfläche denkt, hat wohl immer noch die Produkte der ersten Generation vor Augen. Moderne Lehmplatten werden industriell mit hoher Maßgenauigkeit und ebener Oberfläche gefertigt. Dies bringt für den Verarbeiter deutliche Vorteile mit sich: Um eine fertige Oberfläche zu erhalten, sind nur noch dünne Putzschichten erforderlich. Die Platten lassen sich, wie Gipsplatten auch, auf verschiedenen Unterkonstruktionen aus Holz oder Metall montieren oder direkt auf das Mauerwerk kleben. Für den Zuschnitt empfehlen die Hersteller eine Handkreissäge mit Absaugung. Die Befestigung erfolgt durch Schrauben mit Tellerkopf oder Halteteller, alternativ auch mit Breitrückenklammern (nur bei der Wandmontage).

Sind die Lehmplatten montiert, geht es an die Oberflächengestaltung. Zunächst werden die Platten angefeuchtet und entweder nur der Stoßfugenbereich mit Lehmputz (und Gewebeeinlage) verspachtelt oder die gesamte Fläche mit einer Gewebespachtelung versehen. Nach dem Trocknen des Lehmputzes können Wände und Decken direkt mit Lehm-Feinputz oder farbigem Lehm-Edelputz beschichtet werden. Alternativ ist auch ein Kalkputz möglich.

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