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Trend Individualisierung

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Trend Individualisierung

Immer häufiger wünschen sich Kunden ganz individuell gestaltete Oberflächen, Wandbeläge und Böden.

Der Trend Individualisierung lässt Kunden während einer Renovierung oder eines Neubaus so viel Gestaltungsfreiheit dass sie an der Vielzahl der zu treffenden Entscheidungen oft verzweifeln. Für Maler und Stuckateure ist dies die Chance: Sie können bei ihren Kunden punkten, indem sie ihnen ein Gestaltungskonzept erstellen, das alle individuellen Wünsche erfüllt, aber zusätzlich bauliches Fachwissen berücksichtigt sowie Stilsicherheit und Materialkunde beweist. Die fachmännische Ausführung ist dann der krönende Abschluss der Beratung.

Gestalte Dir Deine Umwelt, wie sie Dir gefällt – vermehrt können Kunden Wandbeläge, Böden bis hin zu den Profilabschlüssen, Flächenvorhänge, Jalousien nach eigenen Vorstellungen bedrucken lassen. Heute ist es für den Verbraucher relativ leicht, sich Produkte nach eigenen Vorgaben zu einem moderaten Preis fertigen zu lassen. Dies hängt laut dem Zukunftsforscher Matthias Horx mit dem Megatrend Individualisierung zusammen, der in allen Lebensbereichen angekommen sei. Der Begriff der Megatrends wurde in den 80er-Jahren von dem amerikanischen Zukunftsforscher John Naisbitt geprägt. Im Unterschied zu kurzfristigen Trends, beinhalten Megatrends besonders tiefgreifende und nachhaltige Trends, die gesellschaftliche und technologische Veränderungen betreffen. Sie dauern über 30 Jahre an, bis sie ihren Zenit erreichen und zeigen sich in allen Lebensbereichen. Ein Megatrend beeinflusst das gesellschaftliche Weltbild und somit auch Werte und Denken einer Gesellschaft.


Megatrend Individualisierung

Was aber bedeutet Megatrend Individualisierung? Durch Wohlstand, Bildung, Mobilität und technischen Fortschritt kommt es zu einer Erhöhung der Wahloptionen, die dem Einzelnen zunehmende Selbstdefinitions-Möglichkeiten geben. Der Einzelne kann und muss immer mehr Entscheidungen treffen, sei es in Bezug auf Familienform, Beruf, Wohnort. Der Mensch möchte einzigartig sein und sich von anderen differenzieren. Jeder sucht nach Selbstverwirklichung. Individualisierung lässt sich besonders gut an den Haushaltsstrukturen ablesen: Heute ist alles möglich, von Single-Haushalten, Patchwork-Familien, Multigenerations-Familien, eine immer höhere Anzahl von Alleinerziehenden oder auch das traditionelle Familienmodell. Wobei gerade beim Beispiel Familienmodell der Begriff Wahlfreiheitsicherlich nicht immer glücklich gewählt ist, denn nicht jeder Mensch findet sich auch in seiner Wunschfamilienform. Dazu sagt der Soziologe Ulrich Beck, dass das Individuum bei seiner Wahl selbstverständlich starken Zwängen ausgesetzt sei und keinesfalls zwangsfreie Entscheidungen treffen könne. Es könne aber für seine Entscheidungen voll verantwortlich gemacht werden bzw. müsse sich rechtfertigen. Hier liegt das Dilemma.

Individualisierung bedeutet aber auch eine erhöhte Werte- und Normenvielfalt in der Gesellschaft, die zu einem generellen Werte-Wandel führt. Toleranz, Freundschaft und Ehrlichkeit sind neue Leit-Werte in einem individualistischen Zeitalter. Für die Konsum-märkte bedeute die Individualisierung ein Comeback des individualisierten Produktes und einen Rückgang der Massenproduktion. Neue Materialien, verbesserte Drucktechnologien und verbesserte Verfahren führen zu einer kostengünstigen Fertigung auch von kleinen Produktserien.

Viele Dinge können Verbraucher selbst nach eigenen Vorgaben designen, formen oder gestalten lassen. Auch im Wohnbereich hat der Kunde die freie Wahl. Von Teppichen über Laminatböden bis hin zu Profilen, auch bei Tapeten und Stoffen kann der Kunde seiner Fantasie freien Lauf lassen. So gab es auf Messen wie Domotex, Heimtextil, Farbe – Ausbau & Fassade oder imm auch bei vielen Anbietern Produkte zu sehen, bei denen der Endkunde über die letztendliche Oberflächenoptik selbst entscheidet – auf der Domotex etwa nannte man diesen Trend „Customized Living”. Der Kunde kreiert sein eigenes Dessin oder wählt aus einigen Vorgaben Material, Farben oder Dessins. Die Industrie bietet ein Basisprodukt, bei dem der Verbraucher noch letzten Schliff anlegen kann. Das ist zum großen Anteil der technischen Entwicklung vor allem im Druck zu verdanken.


Chance fürs Handwerk

Dieser Trend gibt dem Verbraucher eine große Freiheitund die Chance zur Selbstverwirklichung. Aber betrachten wir diesen angepriesenen Trend genauer, stellt sich die Frage, ob die vielen Möglichkeiten nicht auch überfordern können. In vielen Lebensbereichen ist der Trend zur Individualisierung sicher wünschenswert. Aber sich einen Schuh selbst zu designen oder ein eigenes Müsli zu mixen ist eine Sache, alle Details im Haus selbst zu kreieren eine andere. Jeder, der Häuslebauer in seinem Umfeld kennt oder gar selbst gebaut hat, weiß, wie viele Entscheidungen in Bezug auf Materialien und Techniken zu treffen sind – und wie sehr man daran verzweifeln kann. Alleine die Menge der Produktauswahl kann überfordern. Natürlich ist es toll, vieles selbst zu entscheiden und damit ein einmaliges Produkt bzw. einen einmaligen Wohnraum zu schaffen. Doch gerade auf dem Bau brauchen die Entscheider auch viele Fachkenntnisse und in Fragen der Gestaltung Stilsicherheit. Schließlich müssen Bewohner mit ihren Entscheidungen Jahre, wenn nicht Jahrzehnte leben. Deshalb sind die meisten Bau- und Renovierwilligen dankbar für eine gute Beratung. Das ist die Chance für den Handwerker, er ist der Fachmann, um die Kunden durch die riesige Wahl der Möglichkeiten zu geleiten und ein Gesamtgestaltungskonzept zu entwickeln. Eine optimale Gestaltung berücksichtigt neben den Wünschen der Bewohner auch den Baustil, die vorhandenen Einrichtungsgegenstände, Umgebungsfarben und Lichtverhältnisse sowie Materialität des Untergrunds und angrenzender Bauteile. Im Falle von Fassadengestaltungen kommen hierzu noch lokale Besonderheiten oder aber Bauvorschriften und Farbleitpläne. Der Handwerker kann seinen Kunden Stil- und Lebenswelten aufzeigen, in denen sich die Bewohner wohlfühlen können. Er kann stilsicher zeigen, welcher Boden zu welchem Typ Mensch und Haus passt. Welche Wandtechniken und Farben das Ambiente unterstreichen. Ganz nebenbei liefern Handwerker durch ihre (Hand-)arbeit ein garantiert individuelles Produkt ab. Handgemachtes ist in – aber der Fachmann ist dabei gefragt.


Foto: Elie Nasser

Bärbel Bosch
Quelle: Malerblatt 07/2012
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