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Ausbildung: Der Lackingenieur

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Ausbildung: Der Lackingenieur

Der Studiengang Chemieingenieurwesen Farbe und Lack an der Hochschule Esslingen als Fortbildung.

Warum ein Studium? Der Studiengang Farbe und Lack ist ein interessanter Fortbildungsweg für Maler und Lackierer. Das ist die zentrale Frage, wenn nach bestandener Gesellenprüfung und vielleicht auch einigen Berufsjahren der Wunsch nach beruflichem Weiterkommen entsteht. Schließlich gibt es im Handwerk verschiedene Weiterbildungswege.

Der Einsteiger

Einer der Studenten, der den Weg des Studiums beschritten hat, ist Michael Dautel, 21 Jahre jung und im ersten Semester. Er ist gelernter Maler- und Lackierergeselle, hat das Berufskolleg Farbe/Gestaltung in Nürtingen gewählt und dort die Abschlüsse zum staatlich geprüften Berufskollegiat sowie die FH-Reife absolviert. Er mag den Malerberuf, wollte aber immer „hinter die Dinge“ sehen können, ein Verständnis für lacktechnische Vorgänge entwickeln und zum Gefühl für Farbe auch technologisches Verständnis bekommen. Wichtig ist ihm: „Das Studium ersetzt nicht die Meisterausbildung, sondern vermittelt das farbtechnische Fachwissen. Dieses möchte ich auch später mit in den väterlichen Betrieb einbringen.“

Michael Dautel

 


 

Das Studium

Das Studium zum Bachelor Chemieingenieurwesen Farbe und Lack ist technisch-naturwissenschaftlich orientiert und umfasst neben Chemie, Physik und Mathematik die Lacktechnologie, Beschichtungstechnik, den Korrosions- und Bautenschutz sowie den Umweltschutz und die Gestaltung. Schwerpunkte sind moderne, umweltfreundliche Beschichtungen, wie z. B. wässrige Lacksysteme oder vollständig lösungsmittelfreie Pulverlacke.
Im Hauptstudium wird der Wahlpflichtblock „Gestaltung“ angeboten. Hier werden die Seminare Farbdesign und Produktgestaltung/Farbe für Architektur, Fahrzeuge und andere Objekte gelehrt. In der kreativen Werktechnik wird eng mit der Industrie kooperiert und es werden neue Produkte getestet. Ein neuer Schwerpunkt ist der Denkmalschutz – unter dem Aspekt Farbe/Farbtechnik. Ein besonderes Angebot der Hochschule Esslingen, welches einmalig bei vergleichenden Studiengängen in der Bundesrepublik ist.
Mit dieser Berufsausbildung und den daraus resultierenden praktischen Fertigkeiten und Erfahrungen als Basis und dem dazu erworbenen theoretischen Fachwissen bietet sich die Chance in der farbenherstellenden Industrie eine interessante Arbeitsstelle in der Anwendungstechnik, in der Entwicklung im Labor aber auch in einem Designstudio zu bekommen. Die breit gefächerte Ausbildung macht die Absolventen zu gefragten Fachleuten in der chemischen Industrie (Lackrohstoffhersteller), bei Herstellern von Lacken bzw. Druckfarben, in der Kleb- und Dichtstoffindustrie, in Applikationsbetrieben (z.B. Automobilindustrie), in der Kunststoffindustrie, im Maler- und Lackiererhandwerk, an beruflichen Schulen, im öffentlichen Dienst und in den Farbdesignstudios der Baufarbenindustrie. Dass das Studium in Esslingen für ihn die richtige Weiterbildung ist, entschied auch Sem Mahari, 24 Jahre, ebenfalls Maler- und Lackierergeselle, der jetzt im fünften Semester ist und an der Fachschule für Farbe und Gestaltung in Stuttgart Feuerbach seine FH-Reife gemacht hat. Auch ihn interessierte einfach die Theorie zum Material, das er als Maler verarbeitet hat. Seine Vorbildung wies ihm die Richtung und die Auswahl seiner Wahlpflichtfächer. Er will im Bautenschutz bleiben, hat seine Praxissemesterstelle bei einem Rohstoffhersteller für Fassadenfarben gewählt. „Durch meine Ausbildung zum Maler- und Lackierer hatte ich kein Problem, einen Praxissemesterplatz bei der gewünschten Firma zu bekommen“, bestätigt Sem Mahari im Gespräch. Sein Wunschziel ist eine Stelle in der Anwendungstechnik eines Farbenherstellers.
Der Einstieg ins Studium ist für die aus dem Beruf kommenden Studenten allerdings erst einmal schwer und auch für die Professoren, die in den unteren Semestern unterrichten, ein nicht immer ganz einfacher Spagat. Immerhin kommt etwa die Hälfte der Studienanfänger aus dem Handwerk oder aus Laborberufen, der Rest direkt vom Abitur oder von anderen Universitäten.
„Fürs Grundstudium ist die Berufsausbildung kein Vorteil“, stellt Prof. Dr. Elke von Seggern, die organische und molekulare Chemie unterrichtet, bei den Erstsemestern fest. Die beiden Theorie-Semester bilden die größte Hürde für die aus dem Handwerk kommenden Studenten. Die Grundlagen, die mit den Fächern Mathematik, Physik, organische und anorganische Chemie gelegt werden müssen, sind in ihrer Komplexität für die Abgänger aus dem Handwerk völlig neu. In der Fakultät werden deshalb Kontakte zu Tutoren aus den höheren Semestern hergestellt, die helfen, diese Hürde zu nehmen. Die Vorteile der beruflichen Vorbildung liegen eindeutig im Hauptstudium, wo auf die praktischen Grundlagen mit den Vertiefungsfächern z.B. im Bauten- und Korrosionsschutz oder der Gestaltung aufgebaut werden kann. Diese Erfahrung von Sem Mahari bestätigt Prof. Dr. von Seggern.
Wer möchte, kann nach dem Bachelor-Abschluss noch das neueste Angebot der Hochschule nützen und einen Masterabschluss in drei weiteren Semestern erreichen. Dazu muss ein Semester in Esslingen und eines an der Hochschule Aalen absolviert werden, im dritten Semester wird dann die Masterarbeit angefertigt.

Sem Mahari, Fotos Hochschule Esslingen

Susanne Wierse
Quelle: Malerblatt 03/2010

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