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Glatte Wandflächen

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Glatte Wandflächen

Was in vielen Ländern bereits zum Standard gehört, kommt nun nach Deutschland: Der Wunsch nach absolut glatten Wandflächen.

Immer häufiger wird die Ausführung strukturloser Anstriche auf geglätteten Wänden gewünscht. Die bis dahin durchaus in Kauf genommene natürliche Rollstruktur der Farbe ist nun vielmals unerwünscht und stellt den Handwerker vor eine besondere Herausforderung.

In vielen südeuropäischen Ländern und beispielsweise auch in China gehören strukturfreie Oberflächen mittlerweile zum Standard. Was für uns als Herausforderung gilt, wird anderswo scheinbar mit Leichtigkeit gelöst. Bei genauer Betrachtung werden die Gründe dafür ersichtlich, denn die dort angewendeten Beschichtungsverfahren und auch Produkte unterscheiden sich von den hiesigen gewaltig. Im Land der Mitte gehört es beispielsweise zur gängigen Praxis, dass Wandfarben bis zu 60 Prozent mit Wasser verdünnt oder direkt durch den Hersteller in einer wässrig dünnen Konsistenz geliefert werden. Diese „lasierenden Flüssigkeiten“ werden in mehreren Arbeitsgängen mit einer feinen Bürste an die Wand gebracht bis sich eine deckende Oberfläche einstellt. Das erfordert nicht selten bis zu sechs Arbeitsgänge und mehr. Das Resultat ist eine strukturfreie und glatte, aber auch hoch empfindliche Oberfläche. In anderen Ländern sind die Innenfarben mit einer Ladung Lösemittel ausgestattet, was sich auf den Farbverlauf und die Offenzeit beim Applizieren positiv auswirkt. Gemessen an den Lohnkosten wäre die in China übliche Applikationsmethode für Deutschland nicht denkbar. Auch ist der Einsatz von Lösemitteln in unseren Innenfarben nicht mehr zeitgemäß. Also müssen neue Wege beschritten werden, um im Einklang mit einem positiven Umweltbewusstsein erschwingliche Lösungen für den modernen Trend zu finden. Das Aufbringen der Farbe im Spritzverfahren ist eine effiziente Möglichkeit, strukturarme Oberflächen zu erzielen. Doch kann das Verfahren nicht immer angewendet werden und setzt zumeist einen höheren Rüst- und Abdeckaufwand voraus.

Eine emissionsminimierte und lösemittelfreie Innenwandfarbe mit einem lackähnlichen Verlauf und stumpfmatter Oberfläche, wäre so betrachtet die Ideallösung für den deutschen Markt. Eine Dispersionsfarbe mit besonderem Verlauf und geringer Materialfülle ist das Resultat einer umfangreichen Entwicklung und vereint all diese Eigenschaften in sich. Die moderne Farbe wurde speziell für den Einsatz auf glatten Oberflächen im Rollauftrag entwickelt und ermöglicht eine besonders feine und strukturarme Oberfläche, die mit herkömmlichen Wandfarben nicht zu vergleichen ist. Doch Farbe alleine ist kein Garant für ein perfektes Resultat. Ähnlich wie die Beschichtung muss auch das Werkzeug, die Untergrundvorbereitung und die Applikationstechnik auf die besonderen Anforderungen angepasst werden. Basierend auf diesen Erkenntnissen und zahlreichen Versuchen, wurden drei unterschiedliche Systeme zur Herstellung glatter Wände entwickelt.

Die Systeme „Classic“, „Exklusiv“ und „Premium“ setzen sich aus einer Glattspachtelung, bedarfsweise Vliesverklebung, Schlussbeschichtung und der Spezialwalze zusammen. Sie unterscheiden sich voneinander im Wesentlichen durch die eingesetzten Materialien und bilden unterschiedliche Endresultate in der Wertigkeit und Strukturfeinheit ihrer Oberflächen ab. Während das System Classic auf herkömmlichen Produkten basiert und eine leichte, aber doch erkennbare Rollstruktur hinterlässt, weist das System Exklusiv, bedingt durch den Einsatz spezieller Werkstoffe, eine weitaus feinere und gleichmäßigere Struktur auf. Der lackähnliche Verlauf in Kombination mit der tuchmatten Oberfläche bildet das Premium-System ab, verlangt aber auch eine höhere Sorgfalt in der Herstellung. Auch sind die Kosten für die Materialien im System Premium etwas höher als bei klassischen Produkten. Doch das macht sich in Anbetracht erzielbarer Resultate bezahlt. Je nach Anspruch und Investitionsbereitschaft des Kunden lassen sich durch die drei Systeme glatte Oberflächen mit unterschied-licher Wertigkeit herstellen.

Ähnlich wie bei aufwendigen Kreativtechniken oder beim Verkleben hochwertiger Tapeten verlangt die Herstellung der Flächen im Glatte-Wand-System einen hohen Anspruch an die Untergrundvorbehandlung und Verarbeitung einzelner Komponenten. Worauf es in der Herstellung glatter Wände ankommt und was es dabei zu beachten gibt, wird in nachfolgenden Punkten beschrieben.


Vorarbeiten

Akkurate und sorgfältige Untergrundvorbereitung ist bei diesen Systemen außerordentlich wichtig und hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Endresultat. Makel und Unebenheiten, die im Zuge der Vorarbeiten nicht beseitigt werden, wirken sich brutal auf die spätere Optik der glatten Oberfläche aus. Erschwerend kommt hinzu, dass nachträgliche, partielle Ausbesserungen von Fehlstellen ohne optische Einschränkungen nicht möglich sind. In der Regel ist dann die Überarbeitung der gesamten Wand erforderlich. Das kann teuer werden und führt zur Verzögerung der Fertigstellung des Gewerkes. Umso wichtiger ist es, von vornherein der Untergrundvorbehandlung eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

Im Neubau lassen sich Putze und Spachtelungen auf Gipsplatten in unterschiedlichen Qualitätsstufen herstellen. Für die Anwendung der Glatte-Wand-Systeme auf Trockenbauflächen ist mindestens die Oberflächengüte Q3 erforderlich. Die Ausführung der Qualitätsstufe 4 bietet eine zusätzliche Sicherheit und ist absolut empfehlenswert. Bei Gipsputzen ist die Qualitätsstufe 4 (Q4 – geglättet) die Mindestvoraussetzung an den Untergrund. Die Ausführung dieser Oberflächengüte sieht vor, dass neben dem eigentlichen Putzauftrag und Glättung eine vollflächige Überarbeitung des Putzes mit einer feinen Spachtelmasse ausgeführt wird. Für diesen Arbeitsgang eignen sich pastöse, verarbeitungsfertige Spachtelmassen hervorragend. Ebenso gut lassen sich diese Spachtelmassen in der Sanierung verwenden. Wenn es beispielsweise um die Ebenheitsegalisierung auf Strukturputzen und Altanstrichen geht. Hier wird der Spachtelauftrag in Anlehnung an den Q4-Arbeitsgang ausgeführt. Die auf diese Art vorbereiteten Flächen werden geschliffen oder im staubfreien Verfahren gefilzt und anschließend grundiert.

Zur Egalisierung der Untergrundstruktur eignen sich feine, pastöse Spachtelmassen.


Vliesverklebung

Wandbeläge wie Zellstoff- oder Glasvliese bieten als Untergrund enorme Vorteile bei der Herstellung von glatten Anstrichoberflächen. Zwar können akkurat gespachtelte Wände nach sorgfältiger Grundierung mit einem wässrigen Tiefgrund direkt überstrichen werden, doch kann es durchaus sinnvoll und zum Teil auch notwendig sein, ein Vlies als Untergrundvorbehandlung zu applizieren. Hochwertige Wandbeläge sind in ihrer Saug- und Farbaufnahmefähigkeit optimal auf nachfolgende Anstriche abgestimmt, sie bieten eine leicht verzögerte und gleichmäßige Saugfähigkeit für nachfolgende Anstriche. Diese Eigenschaft ist sehr wichtig, um eine einheitliche Struktur der Oberfläche zu erzielen und störende Rollansätze weitestgehend zu vermeiden. Auch kann das Vlies kleinere Unregelmäßigkeiten im Untergrund überspannen und beugt der Haarrissbildung vor.

Bedingt durch den Herstellungsprozess weisen allerdings selbst Glattvliese eine leichte Struktur auf, die bei einer genauen Betrachtung als eine Art Orangenhaut sichtbar wird. Für die Erzielung einer möglichst glatten Oberfläche wirkt sich diese nachteilig aus. Eine weitaus bessere Lösung bietet hier ein hoch vergütetes Spezialvlies mit satinierter und strukturfreier Oberfläche. In den Glatte-Wand-Systemen Exklusiv und Premium ist dieser Wandbelag als Untergrund vorgesehen. Er bietet neben der glatten Oberfläche eine weitaus längere Offenzeit für Nachfolgebeschichtungen und ermöglicht dadurch einen ergiebigeren Farbauftrag, was sich wiederum positiv auf die Rollstruktur auswirkt.

Bei Tapezierarbeiten ist darauf zu achten, dass keine Verunreinigungen in den Kleber und an die Wandflächen gelangen. Selbst die kleinsten Sandkörnchen werden sich später abzeichnen und die Gesamtoptik beeinträchtigen. Daher stets Werkstoffe, Werkzeuge, Untergrund und Umgebung sauber halten.

Hochwertige Malervliese ermöglichen einen einheitlichen Untergrund und bieten zahlreiche weitere Vorteile.


Kanten an Außenecken

Sei es an Fensterleibungen oder anderweitigen Raumteilen, beim Verkleben von Wandbelägen hat man es zwangsläufig auch mit Außenecken zu tun. Hier wird der Anwender mit der Herausforderung konfrontiert, eine absolut saubere und exakte Kante auszubilden. Mit herkömmlichen Verfahren nahezu unmöglich. Speziell für diesen Zweck entwickelte Tapeteneckwinkel bieten die Lösung. Die Profile werden vor Ausführung der Spachtelarbeiten mit Kontaktkleber lotrecht an den Ecken verklebt und später mit der Spachtelmasse an die umliegenden Flächen angeglichen. Bei nachfolgenden Tapezierarbeiten muss nur noch die gerade Schnittkante des Wandbelages an der Eckkante des Profils entlang verklebt werden. Die so hergestellten Außenecken lassen sich absolut exakt ausbilden und bieten zudem einen höheren Schutz bei Stoßbelastung.

Mit Tapezier-Eckprofilen lassen sich saubere und exakte Außenecken ausbilden.


Anstricharbeiten

Vor Beginn der Anstricharbeiten muss der Untergrund auf mögliche Makel untersucht werden. Vereinzelte Sandkörnchen, die sich durch das Vlies aus dem Untergrund durchdrücken, lassen sich mit einem kleinen Hammer vorsichtig begradigen. Im weiteren Schritt sollten angrenzenden Flächen sorgfältig abgeklebt werden. Bei späteren Beschneidearbeiten mit dem Pinsel ist es ratsam, die Stellen zusätzlich bis in die äußersten Kanten nachzurollen. Nur so kann später eine einheitliche Oberfläche erzielt werden. Anderenfalls könnte sich die Pinselstruktur der Beschneidebereiche im Verhältnis zu den gerollten Flächen in Glanz und Struktur abzeichnen.

Die Farbe ist sauber zu halten. Mögliche Verunreinigungen oder angetrocknete Materialreste müssen ausgesiebt werden. Die Applikation sollte im Idealfall in einem Team aus drei Mitarbeitern erfolgen. Einer führt die Beschneidearbeiten aus, während ein anderer das Material mit der Walze auflegt und gleichmäßig verteilt. Der dritte im Bunde ist für das Nachrollen der Flächen zuständig. Sobald die aufgelegte Farbe leicht angezogen ist, wird sie mit einer speziellen Farbwalze mit feiner, dichter Florstruktur gleichmäßig nachgerollt. Die Walze lässt man dabei über die Oberfläche gleiten, ohne Druck auszuüben. So wird die Rollstruktur deutlich abgeflacht. Bei der dünnschichtigen Dispersionsfarbe kommt es dann noch zu einem feinen Verlauf der noch nassen Farbe, wodurch die noch verbleibende Struktur zusätzlich schwindet. Mit dieser Vorgehensweise lassen sich außerordentlich feine und glatte Wandoberflächen herstellen.

Die aufgetragene Farbe wird nach wenigen Minuten mit einer speziellen Farbwalze nachgerollt. So stellt sich eine flache und gleichmäßige Rollstruktur ein.

Rudolf Kolb, Caparol

praxisplus

Caparol hat mit „Caparol Glatte Wand“ drei Systeme für glatte Wände entwickelt. Alle drei Systeme bestehen aus einer Spachtelung, einem Vlies und einer Beschichtung. Für besonders hohe Ansprüche wurde „PremiumFine“, eine spezielle Deckbeschichtung entwickelt, die über einen besonders guten Verlauf verfügt. Außerdem bietet Caparol mit dem „FeinRoller“ eine Spezial-Farbwalze an, die über einen besonders dichten und feinen Flor verfügt. Weitere Informationen zu den Systemen erhalten Sie unter

www.caparol.de

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