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Design-Jugendherberge

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Design-Jugendherberge

Deutschlands erste Design-Jugendherberge steht in Berchtesgaden und überzeugt mit der Neuinterpretation alpiner Architektur.

Die Neuinterpretation alpiner Architektur überzeugt durch eine raffinierte Kombination von Farbe, funktionalen Elementen und flexiblen Raumeinheiten.
Auf die Idee, jugendlichen „Wandervögeln“ preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten, kam ein Lehrer aus dem Saarland bereits vor über 100 Jahren. Er befand sich 1909 mit einer Schülerschar auf einer mehrtägigen Wanderung, wurde von einem Unwetter überrascht und fand nur notdürftig Unterkunft in einer Schule. 1912 öffnete auf der Burg Altena die erste Jugendherberge weltweit ihre Pforten.
Seither hat sich viel getan. Längst zählen nicht mehr nur Schüler auf Klassenfahrt zur Zielgruppe, sondern auch ältere Menschen, Singles und Familien. Und die Zeiten, da der Begriff Jugendherberge gleichzusetzen war mit miefigen Mehrbettzimmern, spartanischer Ausstattung, gemeinschaftlichen Waschräumen und Hagebuttentee samt Graubrot zum Frühstück, gehören ebenfalls der Vergangenheit an. Nun macht der Landesverband Bayern im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) sogar mit der ersten Design-Jugendherberge von sich reden.


Tradition trifft Moderne

Die Berchtesgadener Jugendherberge, bestehend aus einem mehrteiligen Gebäudeensemble und am Fuße des Watzmann-Massivs gelegen, blickt bereits auf eine lange Geschichte zurück. Nun stand eine Sanierung des Bestands an, zunächst des Hauses „Untersberg“. Das Stuttgarter Architekturbüro LAVA (Laboratory for Visionary Architecture) setzte mit dem knapp einjährigen, im September 2011 abgeschlossenen Umbau, ein Statement für den Dialog zwischen Tradition und Moderne und ein Signal für die zukunftsweisende Architektur von Jugendherbergen.
Wer sich im Inneren des Hauses umsieht, staunt: Zwar gibt es immer noch Mehrbettzimmer, diese wurden aber komplett umgestaltet und mit sanitären Einrichtungen ausgestattet. Statt herkömmlicher Stockwerkbetten sind nun Stapelbetten in mit grünem Linoleum ausgekleideten Kojen untergebracht, die als „Schlaf-Cocoons“ eine fast behagliche Atmosphäre verbreiten. Andere Zimmer in den Obergeschossen wurden zu Familienzimmern zusammengelegt; auf diese Weise entstanden großzügige Galerie- und Balkonzimmer, zum Teil auf zwei Ebenen, mit Doppelbett, Dusche und WC. Schränke sind als Einbaumöbel gestaltet, nichts verstellt den Weg, alles ist luftig und offen.
Als Besonderheit durchbrechen an drei Stellen sogenannte „Think-and- Relax-Boxen“ die Fassade nach außen – und dienen als Sitzerker.


Struktur durch Farbe

Ein durchdachtes Farbkonzept unterstützt die klaren Linien der Raumaufteilung. Farbige Flächen gliedern den Raum in erkennbare Zonen. Da umrahmt ein dunkelrotes Wandstück eine blaue Tür, ist das Waschbecken vor einer roten Wand montiert, leuchten die bereits erwähnten, grünen Schlafkojen und wartet die Dusche in Blautönen auf. Im Kontrast dazu stehen die sichtbar gelassenen Holzbalkendecken und die Holzfußböden – alpines Flair trifft modernes Design.
Überhaupt gehen überall im Haus Alt und Neu eine gelungene Symbiose ein. Schon in der Planungsphase wurden immer wieder die Möglichkeiten ausgelotet, die in der alten Bausubstanz stecken. Wer hierher kommt, soll neben den Annehmlichkeiten einer modernen Gestaltung auch die Erfahrung von Authentizität und regionaler Eigenart mitnehmen.


Große weite Welt

Einen besonderen farbigen Akzent setzt das Foyer mit seiner eigenwilligen Streifenoptik. Die Abfolge der knallbunten Längsstreifen soll die Farben der Flaggen verschiedener Nationalitäten symbolisieren und damit auf die Internationalität der Jugendherberge verweisen. Auch hier wurden vorhandene Strukturen wie der steinerne Türrahmen aufgenommen und in die neue Gestaltung integriert.
Dass die Suche nach einem neuen Image in die richtige Richtung geht, zeigen schon nach den ersten drei Monaten begeisterte Gästestimmen und eine hohe Buchungsauslastung. Dass hier sowohl den geänderten Nutzungsbedürfnissen, insbesondere von Familien Rechnung getragen als auch großer Wert auf Umwelttechnik und Energieeffizienz gelegt wurde, trägt bereits Früchte. Mit dem zweiten Bauabschnitt soll dann 2012 das ganze Ensemble der Berchtesgadener Jugendherberge neu gestaltet sein.

Armin Scharf
Quelle: Malerblatt 01/2012

 


 

 

 


Design-Jugendherberge
Farbenfroh zeigt sich das Foyer der Berchtesgadener Jugendherberge mit der abstrakten „Flaggenwand“.

Design-Jugendherberge
Von außen künden die großen Erker unter dem Dach vom Umbau der Jugendherberge.

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Die Zimmer sind zum Teil mit Galerien ausgestattet und für Jugendherbergen ausgesprochen großzügig.

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risches Grün, kombiniert mit tiefem Rot und dem traditionellen Naturholz: Vierbettzimmer mit Bettnische. Fotos: Deutscher Jugendherbergsverband/Robert Pupeter

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