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Schablonen vom Meister

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Schablonen vom Meister

Malermeister Dieter Otremba besitzt eine Sammlung historischer Schablonen. Mit Hilfe modernster Technik fertigt er Kopien davon.

Wer den Malerbetrieb von Dieter Otremba in Berlin kennt, der weiß auch, das dessen Chef ein Faible hat für alte und edle Malertechniken. Dazu gehört auch das Schablonieren nach allen Regeln der Kunst. Aus dieser Liebhaberei heraus entwickelte sich seine Leidenschaft für historische Schablonen Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich der geschichtsbewusste Handwerker entschied, alte Schablonenzu sammeln. Schnell war ein stattlicher Grundstock zusammen, der bis heute auf rund 300 Schablonenanwuchs.
Wieso wurde Dieter Otremba zum Spezialisten für Schablonen was faszinierte ihn daran? „Wir führen selbstverständlich mit unserem Betrieb auch alle modernen Techniken aus. Die Schablonenhaben für mich aber unglaublich viel Charme, gerade auch, weil sie nach heutigem Maßstab nicht perfekt sind. Die Schablonenund somit auch die Motive leben. Perfektionismus zerstört den Charakter.“
Mit Schablonendekorierte Wände gab es in Europa schon im Mittelalter. Mit Dekorationstechniken wie Wickel-, Spachtel- oder Stupftechnik erzielt man mit einem Schablonenotiv einfarbige, mehrfarbige, plastische, linierte oder strukturierte Effekte. Im Malerlexikon von Siegfried Federl gibt es neben Sätzen zur Historie der Schabloneuch noch technische Informationen und Tipps: „Schabloniert wird mit langsam trocknenden oder mit reversiblen Farben. Schnell trocknende Lacke und Dispersionen eignen sich nicht. Die Farbe wird mäßig gespritzt, gestupft oder mit einem fast trockenen Pinsel aufgerieben. Je nach Aufbringungsart muss die Schablonierfarbe dünn- oder dickflüssig sein.“ Für jeden Farbauftrag, bei der Schablonenechnik auch „Schlag“ genannt, bedarf es einer eigenen SchabloneDieter Otremba verfügt über historische Schablonenmit über 25 Schlägen! Wie zwei-, drei- und siebenschlägige Motive entstehen, zeigt der Berliner Unternehmer eindrucksvoll auf seiner Website.
Immer wieder, wenn Dieter Otremba „neue alte“ Schablonen in seine Sammlung aufnimmt, muss er sich als Detektiv betätigen: „Nicht jede Schabloneiegt ausgeführt vor. Ich schaue also akribisch nach Farbspuren auf den Schablonen Und wenn ich dann ein Motiv ausführe, hilft mir letztlich auch meine Erfahrung und meine Intuition, um die Arbeit so auszuführen, wie sie einstmals auch vorgesehen war.“


Historische Techniken

Dass er historische Techniken beherrscht und darin auch ein wahrer Meister ist, das beweist seine Zugehörigkeit zum „Arbeitskreis Werkkunst Zitadelle“, in dem sich Könner zusammengeschlossen haben, die traditionelle Techniken pflegen. (Das Malerblatt berichtete in Heft 8/11 auf Seite 64.)
Gemeinsam mit seiner Frau Ute und seinem Freund Holger Ebert ersann Dieter Otremba eine Möglichkeit, die ganzen Schablonenotive mit modernsten Mitteln zu verwalten und diese zu reproduzieren. Der Software-Spezialist und „Computer-Freak“ Holger Ebert tüftelte so lange, bis er die Schablonenvektorisiert hatte. Vektorgrafiken lassen sich ohne Qualitätsverlust vergrößern oder verkleinern, ohne dass sich die Relationen ändern. Das heißt, eine bei den Schabloneneistern ausgewählte Schabloneann auch auf den entsprechenden Auftrag passend größer oder kleiner ausgeliefert werden.
Der Schablonenestand, der über das Internet angeschaut und dann auch auf moderne Materialen reproduziert gekauft werden kann, wächst permanent. „Den Kollegen möchten wir diesen Schatz gerne zugänglich machen. Wir sind mit dem ambitionierten Projekt der Sichtung und Archivierung schon ein gutes Stück weiter gekommen. Nach und nach werden wir aber Schablonenmehrerer Epochen in die Datenbank einpflegen.“ Ute und Dieter Otremba haben gemeinsam mit ihrem „technischen Support“ Holger Ebert noch viel vor. Aber mit dem ganzen Herzblut, das alle drei in das Projekt stecken, wird diese Aufgabe Schritt für Schritt erledigt werden – zum Nutzen auch von Liebhabern alter SchablonenMuster und von Malerkollegen, die ihren Kunden gerne Schablonierarbeiten mit historischem Hintergrund anbieten möchten.

Holger Ebert (links) und Dieter Otremba mit ein paar der historischen Schablonen. Fotos: Ulrich Schweizer

Ulrich Schweizer
Quelle: Malerblatt 09/2011
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