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Vergoldeter Omnibus

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Vergoldeter Omnibus

Echte Vergoldungen an historischen Objekten sind jedem Betrachter geläufig. Ein mit dem Edelmetall verkleideter Omnibus ist aber bisher einmalig auf der Welt und fasziniert durch seinen matten Glanz.

Es ist nicht immer alles gleich Gold, was glänzt – oder etwa doch? In diesem speziellen Fall schon, auch wenn es wohl niemand vermuten würde.
Ein in seiner Form weltweit einzigartiger Omnibus, in Auftrag gegeben vom Auwärter Museum in Landau/Isar und von den Schmuckwelten in Pforzheim, verleitet seit einiger Zeit Betrachter zu einem genaueren Hinsehen. Von vorne bis hinten und rundherum vergoldet, bietet er einen edlen Anblick. Wie es dazu kam? Ganz einfach. Die Oberfläche des Materials Gold reflektiert Licht bis hin zum schwächsten Strahl und setzt sich mit ihrem Glanz einmalig in Szene. Der Farbton verändert sich darüber hinaus je nach der Lichtquelle, durch die verschiedenen Wellenlängen, von kühlen zu warmen Farbtönen. Diese Wirkungen wollten die Auftraggeber des Projektes zur gemeinsamen Werbung nutzen. Ein Oldtimer-Bus, das Modernste in den 50er- Jahren, wurde von zwei jungen Handwerksmeistern in das genannte Schmuckstück verwandelt. Vergoldermeister Martin Arbinger aus dem bayerischen Pilsting und sein Mitstreiter, Malermeister Roman Ptylik aus Kempten im Allgäu wagten sich an die nicht alltägliche Aufgabe, das komplette Vehikel in einen rundum glänzenden Werbe-Blickfang zu verwandeln.

Die Aufgabe

Die geplante Ausführung unterlag dabei strengen Vorgaben. Es sollte eine wetterfeste Öl-Echtvergoldung mit Orange-Doppelgold in 22 Karat durchgeführt werden. Dazu wurde speziell ein Blattgold-Sondermaß von 100 x 100 Millimetern angefertigt. Das Schmuckstück, so wollten es die Auftraggeber, musste zudem über ein sichtbares, in exakten 45 Grad angelegtes Rautenmuster verfügen. Darauf wurde ein farbloses Finish als Schutz gegen äußere Einflüsse wie Sonne und Regen verlangt. Darüber hinaus machte der TÜV blendfreie Oberflächen für den Einsatz im Straßenverkehr zur Auflage.

Auf Verlangen des TÜVs musste die strahlende Echtgold-Ober- fläche allerdings mit einer farblosen Lackierung blendfrei gemildert werden. Fotos: Martin Arbinger


Die Durchführung

Vor der eigentlichen Arbeit des Vergoldens musste der Untergrund des Oldtimer-Busses entsprechend bearbeitet werden. Dieser war gerade neu lackiert worden und hätte damit den angestrebten Goldton aus dem Untergrund heraus verfälscht. Daher war die vorhergehende Grundierung des Fahrzeugs mit dem passenden Fahrzeuglack RAL 1003 von MIPA unumgänglich. Außerdem verlangte diese spezielle Aufgabe ein sauberes Abkleben und komplettes Abdecken sowie einen akkuraten Feinschliff und penibles Säubern der zu vergoldenden Oberflächen von den beiden beteiligten Handwerkern. Vor dem Aufbringen des Anlegeöls durfte der Untergrund keine Unebenheiten mehr aufweisen. Sogar Fingerabdrücke hätten das Endbild gestört. Gleiches galt auch für Pinselstriche. Es galt, je glatter der Untergrund, desto glänzender würde die Vergoldung. Dazu wurde in diesem Fall das Lefranc-Anlegeöl, zum Spritzen modifiziert, äußerst dünn und gleichmäßig aufgebracht. Nach Ende der zwölfstündigen Trockenzeit stand dann schließlich die eigentliche Vergolderarbeit an. Beide Seiten des Busses, je immerhin zehn Meter lang, mussten in sehr kurzer Zeit bearbeitet werden. Das vorgegebene 45-Grad-Rautenmuster ist dabei genau eingehalten worden. Nach eintägiger Trocknungsphase erfolgte dann das Auspolieren mit Watte, was das Muster noch weiter sichtbar machte. Zum Schluss wurde auf Anweisung des TÜVs der entstandene brillante Goldglanz mit einer farblosen Lackierung leicht abgemildert. Durch leichtes Vernebeln bei der Spritzlackierung vermieden die Handwerker dabei ein zu starkes „Absaufen“ in das Gold. Damit ist das Fahrzeug nun auch für den Einsatz im Straßenverkehr zugelassen. Die Beteiligten tauften ihren Oldtimer feierlich und gaben ihn unter viel anerkennendem Beifall zur Nutzung frei. Auf der weltgrößten Touristikmesse in Berlin hatte das Schmuckstück dann auch gleich einen vielbeachteten großen Auftritt.
Dieses Beispiel zeigt, dass sich der bisher wenig geübte Maler mit der Poliment-Vergoldung nicht abquälen sollte. Gute Ergebnisse sind bei entsprechender Vorarbeit auch mit Ölvergoldungen zu erzielen. Das verlangt natürlich intensive Weiterbildung. Möglichkeiten dafür werden ausreichend angeboten. Eine gute Adresse, das Vergolderhandwerk zu erlernen, ist die Meisterschule für Maler und Vergolder in München.

Die Ölvergoldung erfolgte mit 22-karätigem Dukaten-Doppelgold im Sondermaß 100 x 100 Millimeter.

Hans Jürgen Ronicke
Quelle: Malerblatt 07/2009
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