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Farben für Demenzkranke

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Farben für Demenzkranke

Die Farbe und das Licht der Raumatmosphäre haben einen erstaunlichen Einfluss auf Demenzkranke.

Das St. Marien-Hospital in Köln setzte ein wegweisendes Raumkonzept konsequent um. Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz leitet die neue Geriatrische Abteilung in Köln. Er kennt die speziellen Bedürfnisse und Anforderungen von Menschen mit Demenzerkrankung, denn ein Großteil seiner Patienten leidet daran. Das Raumkonzept entwarf Architektin Gudrun Kaiser aus Aachen. Besonders viel Wert wurde bei der Raumgestaltung sowohl auf die Farb- und Materialkombination gelegt als auch auf den Einsatz von biologisch wirksamem Licht. So kam es, dass die Firmen Caparol und Waldmann als Spezialisten für Farbe und Licht einbezogen wurden. Die Designerinnen Eva Häckel und Imme Bode vom Caparol FarbDesignStudio entwickelten ein Farbkonzept, das mit den wechselnden, dem Tageslicht angepassten Lichtstimmungen angenehm harmoniert. Ziel sollte sein, die Patienten zu aktivieren, ihnen die Orientierung zu erleichtern und vor allem ihr Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl zu fördern.

Der zentrale Bereich bietet den Demenzpatienten Bewegungsfläche, aber auch Ansprech- und Sitzmöglichkeiten.



Farbe und Licht

Farbe und Licht sind untrennbar miteinander verbunden. Grundvoraussetzung für den Eindruck von Farben sind Art und Beleuchtungsstärke des Lichts. In der Demenzstation ist dieses Zusammenwirken sehr gut spürbar. Das sich verändernde Licht lässt die Farben im Laufe eines Tages unterschiedlich aussehen – so wie es unter den Bedingungen des natürlichen Tageslichts auch passiert. Farbtöne können ihre Wirkung nicht in jedem Licht auf die gleiche Weise entfalten, so kommen beispielsweise im warmen Licht die Rottöne leuchtender zur Geltung, während das kühle Morgenlicht die Blautöne frisch strahlen lässt. Das wechselnde, „biodynamische“ Licht hilft dabei, den bei Demenzpatienten häufig aus dem Takt geratenen Tagesrhythmus positiv zu beeinflussen.

Aktivierungsraum mit biologisch wirksamen Lichtmanagement von Waldmann (Pendelleuchte ViVAA VTL): Die wechselnde Lichtstimmung orientiert sich am Tageslicht und unterstützt Demenzkranke, ihre oft aus dem Takt geratene innere Uhr zu regulieren. Im Vergleich wird deutlich wie kühleres und wärmeres Licht die Farbgebung beeinflusst.


Ziel und Konzept

Das Wohlbefinden der Patienten steht im Mittelpunkt: Wenn sie auf die Station kommen, ist nicht nur die Umgebung fremd, sondern auch die Situation an sich unverständlich. Eine angenehm freundliche Raumatmosphäre mit wohnlichem Charakter wirkt sich daher positiv aus. Verschiedene Oberflächen und Farbtöne bieten sinnlichen Abwechslungsreichtum und anregende Impulse, während sie gleichzeitig der Orientierung dienen. Die Intention ist, eine Raumstimmung zu schaffen, die die Patienten zum Bleiben auffordert, um Weglauftendenzen zu verringern.

In fast allen Bereichen ist ein Fußboden in Eichenholzoptik verlegt. Das schafft eine behagliche Basis, die gleichzeitig Trittsicherheit vermittelt. In den Patientenzimmern sorgt ein Cremefarbton für eine angenehme Grundstimmung. Die Blickwand aus Patientensicht ist farblich akzentuiert. Drei pastellige Farbtöne wurden abwechselnd eingesetzt. Das verleiht den Zimmern individuellen Charakter und hilft verwirrten Personen, „ihr“ Zimmer leichter zu identifizieren.

Haptische Anreize entstehen durch die strukturierte und robuste Wandbeschichtung.



Sanfte Atmosphäre

In den öffentlichen Bereichen, wie z.B. im Aktivierungsraum, Café oder dem Zentrum der Station mit Empfang und Aufzug, sind viele Wandflächen in einem Sandfarbton gehalten. Im Gegensatz zum „Klinikweiß“ entsteht so eine natürliche, sanfte Atmosphäre. Raumelemente oder Raumkanten, die wichtig sind für die Orientierung, wurden mit intensiv farbigen Wandflächen hervorgehoben. Das erregt Aufmerksamkeit und leitet die Patienten – auch unbewusst – zum Mittelpunkt der Station. Für das selbstständige Agieren und Sich-fortbewegen ist die klare Sichtbarkeit aller Raumelemente wichtig. Daher wurde auf hohe Kontrastabstände geachtet.

In Bereichen mit längerer Aufenthaltszeit kamen dekorative Oberflächen zum Einsatz. Wandbeläge (Capaver Element Effects in unterschiedlichen Designs) sind zum Teil mit einer schimmernden, glänzenden Farbe (Metallocryl Interior) beschichtet. Diese Wände bieten ein visuelles Erlebnis, sollen die Neugier und den Erkundungswillen wecken und zum Hinbewegen auffordern.

Die Umsetzung erfolgte strikt nach Konzept. Die Farbgestaltung kommt gut an, auch bei Mitarbeitern und Angehörigen. Die neuen Räume bieten den idealen Rahmen für Studien mit Demenzpatienten. Außerdem wirken die farbigen Räume „ansteckend“ auf andere Stationen. Die positiven Erfahrungen der Geriatrie „färben ab“ auf künftige Sanierungen des Krankenhauses, meint Prof. Dr. Schulz.


3 Fragen an Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz

Welche Anforderungen stellen Demenzpatienten an einen Raum und was ist grundsätzlich zu berücksichtigen?

Demenzpatienten zeichnen sich durch eine häufig bestehende zeitliche und örtliche Desorientiertheit aus. Aus diesem Grunde versuchen wir durch Therapieansätze, die das familiäre Umfeld und bestimmte räumliche Strukturen einbeziehen, den Patienten zu ermöglichen, sich auf wenige, aber dafür wesentliche Dinge zu konzentrieren, um damit insgesamt die Orientierung zu verbessern. Je weniger störende und ablenkende Elemente in einem Raum sind, desto leichter gelingt es, den Patienten in eine ruhige Grundstimmung zu bringen, in der es ihm ermöglicht wird, sich auf Tätigkeiten des Alltags zu konzentrieren.

Welche Erfahrungen haben sie mit Demenzpatienten in unterschiedlichen Raumatmosphären gemacht – positiv sowie negativ?

Die ersten Erfahrungen, die wir mit unseren Farbraumkonzepten mit Lichtunterstützung gewonnen haben, sind, dass insgesamt sowohl für Patienten als auch für die Mitarbeiter des Hauses eine entspanntere und ruhigere Gesamtatmosphäre entstand. Dies ist zwar wissenschaftlich noch nicht vollständig belegt, beruht aber auf Beobachtungen des letzten halben Jahres, seitdem die Demenzstation im Einsatz ist. Es ist nicht zu unterschätzen, wie die Raumatmosphäre auch das dort tätige Pflege- und ärztliche Personal mit entspannt und es auch ermöglicht, leichter auf das häufig bestehende fordernde Verhalten der Patienten qualifizierter reagieren zu können. Auch für die Patienten selber ist es so, dass die Raumatmosphäre bei hyperaktiven, desorientierten Patienten durch klare Strukturen und Farbgebungen eine bessere Führbarkeit mit zeitgerechter Medikation und Beübung durch Therapeuten zu ermöglichen scheint.

Wie wichtig ist eine ganzheitliche Farb-Material-Licht-Konzeption? Was soll mit der Raumgestaltung erreicht werden?

Wie wichtig ein ganzheitliches Farbmaterial Lichtkonzept tatsächlich ist, wird sich erst in den nächsten wissenschaftlichen Erhebungen belegen lassen. Die ersten Erfahrungen und Beobachtungen zeigen aber, dass gerade Licht- und Farbauswahl eine ganz entscheidende Kombination ist, die über die Erzeugung von Stimmung und Raumgefühl entscheidet.

Das Team der Geriatrie und Caparol-Mitarbeiter freuen sich über das gelungene Ergebnis. Von links nach rechts: Dr. Andreas Backes, Heike Schneider, Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz, Bernd Hauröder, Eva Häckel.

Martina Lehmann
Fotos: Caparol

Malerblatt 11/2016

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