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Kunst und Wohnen

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Der Künstler Frido Hohberger aus Tübingen hat nach knapp 15 Jahren seine eigene Fassadenmalerei saniert.

Das Gebäude ist ein Hingucker – und das schon seit 15 Jahren. Damals, im Jahr 2000, verwandelte Frido Hohberger die Fassaden des Tübinger Bauprojektes „Kunst und Wohnen“ in eine große Malfläche. Mit seiner farbenfrohen Flächenmalerei setzte er sich entspannt über die – wenig eigenständige – architektonisch Struktur des Gebäudes hinweg und überlagerte die Fassade mit einer zweiten visuellen Ebene.


Doch auch an einer Fassadenmalerei geht die Zeit nicht spurlos vorbei. Also machte sich Hohberger im Sommer 2015 daran, sein eigenes Werk zu überarbeiten. Dabei war gleich klar, dass es nicht bei einer bloßen restaurierenden Auffrischung bleiben sollte: „Meine Malerei entwickelt sich ja ständig weiter, also wollte ich die Arbeit schon auch verändern“, sagt Frido Hohberger. Nicht vom Grundsatz her, aber in Details: „Ich habe die Farbschraube angezogen, mehr riskiert.“ 2000, da stand das Gebäude noch allein, die Nachbarbauten entstanden erst kurze Zeit später: „Ich weiß nun, was links und rechts, was gegenüber steht und kann darauf reagieren.“ So veränderte er weniger die Flächenteilungen als die Farbigkeiten, brachte neue Töne ins Spiel, etwa „Ferrarirot“ und höhere Sättigungen.

Fast 15 jahre Bewitterung hinterlassen auch an einem Fassadenbild deutliche Spuren: Die Malerei Hohbergers vor (Bild links) und wieder leuchtend nach der sanierten Auffrischung (rechts).


Die Eigentümergemeinschaft ließ ihm dabei übrigens freie Hand – 2000 arbeitete Hohberger noch mit Entwürfen und einem Modell, 2015 traf er die Farbentscheidungen dann sukzessive bei der Umsetzung. Die erledigte er übrigens im Alleingang, Fläche für Fläche, Farbe um Farbe, stets in Interaktion mit seiner Arbeit. Nicht nur deshalb beanspruchte die Neufassung mehrere Wochen – Hohberger produzierte die Farben auch noch selbst. Das Rezept: Hochwertiges Acrylat-Bindemittel plus hochwertige Pigmente, beides selbst im nahe gelegenen Atelier angerieben und dann per Pinsel auf die Fassade gebracht. „Das ist zwar eine anstrengende Arbeit, aber irgendwie auch eine sinnliche Erfahrung, ein Dialog mit der Farbe“, schwärmt Hohberger.

Alle Farbfelder wurden vom Künstler selbst appliziert, mal deckend, mal lasierend.


Wie aber unterscheidet sich die Malerei auf der Fassade von der auf der Leinwand? Die Farben, so Hohberger, entwickelten sich klar aus seiner Malerei auf Flächen bis 2 x 3 Meter heraus, doch die Palette an der Fassade sei nicht identisch. „Nicht alles funktioniert im öffentlichen Raum, Grün beispielsweise ist sehr schwierig, Schwarz ebenso.“

Dunkle Töne schließt Hohberger sowieso aus, weil sich unter der Oberfläche ein WDVS befindet und die thermischen Spannungen zwischen den einzelnen Farbfeldern schlicht zu groß würden. Das Ergebnis? Leuchtend, aktualisiert, frisch und eigenständig. Natürlich polarisiert die Fassade, die einen Betrachter sind begeistert, die anderen reagieren mit Unverständnis. „Das Publikum muss auch etwas aushalten“, sagt Hohberger dazu. Und: „Meine Arbeit versinnbildlicht auch die besondere Situation hier im Französischen Viertel mit der kleinteiligen, lebendigen Baustruktur und den multikulturellen Bewohnern hier.“

Armin Scharf

praxisplus

Frido Hohberger hat 1984 bis 1991 an der Stuttgarter Kunstakademie bei Professor Rudolf Haegele Malerei studiert. Er widmet sich der Zeichnung, Malerei sowie Druckgrafik und leitet seit 1995 das Zeicheninstitut der Universität Tübingen. Er lebt und arbeitet im Französischen Viertel Tübingens.

www.frido-hohberger.de

Quelle: Malerblatt 03/2016
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