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Favelas, Rio de Janeiro

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Favelas, Rio de Janeiro

Alles, so die beiden niederländischen Künstler Jeroen Koolhaas und Dre Urhahn, begann im Jahre 2005.

Damals drehten die beiden für MTV einen Dokumentarfilm über die Hip-Hop-Szene in den Favelas von Rio de Janeiro und São Paulo. Inspiriert von diesen Eindrücken starteten Koolhaas und Urhahn als Haas & Hahn ihr Projekt, Kunst in Form riesiger Wandbilder dorthin zu bringen, wo sie niemand vermuten würde. Und mit der Einbindung einheimischer Jugendlicher will man diesen neue Perspektiven, Selbstvertrauen und auch die Möglichkeit zur direkten Gestaltung ihres Lebensumfelds geben. Die Begeisterung in den Favelas ist groß, bei den Beteiligten und auch bei den Bewohnern, denn die Aktionen schaffen so etwas wie Identifikationsmomente in den engen, regellos wuchernden und auf sich selbst gestellten Siedlungen an den Rändern von Rio de Janeiro.

Noch relativ bescheiden fällt das erste Projekt im Jahre 2007 aus: eine 150 Quadratmeter große Wandmalerei, die sich über drei Gebäudefronten entlang eines Fußballfeldes erstreckt. „Junge mit Drachen” nennt sich das Motiv mit seinem leuchtend blauen Hintergrund. Drei Monate lang malten Haas & Hahn sowie drei Jugendliche an dem Bild. Ein Jahr später bereits nahm sich das Künstlerduo ein 2.000 Quadratmeter großes Werk vor, das in Vila Cruzeiro nicht Fassaden, sondern Mauern und den Boden eines Regenwasserablaufs ziert. Entsprechend wählten sie den Koi-Karpfen als zentrales Motiv. In acht Monaten wuchs das weithin sichtbare Bild von der Hauptstraße der Favela entlang einer Treppenverbindung den Hang hinauf. Auch hier waren wieder Jugendliche dabei.

Das jüngste und zugleich spektakulärste Projekt nennt sich „O Morro” und taucht den zentralen Platz der Favela Santa Marta in ein Meer aus bunten Tönen. Jedes der insgesamt 34 Häuser ist mehrfarbig, die einzelnen Farben gehen von einem Haus auf das andere über, der Platz wird zu einem Gesamtkunstwerk. Die einzelnen Farbstrahlen gehen vom Zentrum des Platzes aus, kümmern sich nicht um Fenster, Vorsprünge oder Abstände zwischen den chaotischen Baumassen. Sie überziehen die Platzkulisse mit einer eigenen Logik und einer neuen Identität. 7.000 Quadratmeter groß, haben 25 Jugendliche über zwei Monate hinweg ihrer Heimat ein neues Gesicht gegeben, das Fröhlichkeit an die Stelle von Tristesse setzt. So abenteuerlich die Umsetzung mit provisorischen Gerüsten oder seilgeführten Arbeitskörben, so faszinierend ist das Ergebnis. Mit einem großen Fest eingeweiht, leuchtet der Platz hinaus in die Favela. Haas & Hahn planen, sukzessive das gesamte Viertel in Farbe zu tauchen – Unterstützung erhalten sie von Farbenfirmen und einer eigens gegründeten Stiftung.

Mit den Augen des Mitteleuropäers betrachtet, mag man die Farbigkeit vielleicht zu grell empfinden, aber es geht hier nicht um eine nuancierte Stadtbildgestaltung, sondern um den sozialen Effekt der Farbigkeit, um die Schaffung eines neuen Lebensgefühls und Gemeinschaftserlebnisses.

Armin Scharf
Foto: Haas & Hahn for favelapainting.com, design by Rob Admiraal
Quelle: Malerblatt 09/2012
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