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Fassaden von Museen

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Fassaden von Museen

Es gilt wieder als schick sich mit der Farbe Weiß zu umgeben. Sei es in der Architektur, bei Gebrauchsgütern oder beim Design.

Weiß ist das neue Schwarz. Weißes wirkt elegant und edel. Weiß steht für Reinheit und Unschuld. Diese Aussagen zu der Farbe, die im engeren physikalischen Sinne gar keine Farbe ist, sind zuhauf zu hören. Trotzdem war sie lange verpönt und erlebt erst in den letzten Jahren eine Renaissance. Dank Firmen wie Apple, die Geräte in Weiß gestalteten, ist es nun auch wieder schick, ein weißes Auto zu fahren – wo man vorher gerne zum schwarzen Modell griff. Auch in der Architektur war Weiß in den letzten Jahren wieder verstärkt ein Thema. Nicht etwa, weil man sich an Vorbildern des Neuen Bauens orientierte, von denen übrigens viele eher bunt als monochrom waren wie etwa das Bauhaus zeigt. Es war vielmehr die Orientierung an den einfarbigen Vorbildern aus der Gebrauchsgüterindustrie, die hier Pate standen. Dabei sind weiße Gebäude oder weiße Innenräume Varianten, die immer wieder auftauchen. Es gibt sogar Architekten, die es sich zum Markenzeichen gemacht haben, diese Farbe oder besser diese Nicht-Farbe einzusetzen. Der bekannteste Vertreter unter ihnen dürfte wohl der amerikanische Architekt Richard Meier sein. Er hat mit seinen Entwürfen zum Getty Center in Los Angeles, zur Jubilee Church in Rom oder zum Museum Frieder Burda in Baden-Baden gezeigt, wie abwechslungsreich die Farbe Weiß sein kann und wie vielfältig sie sich verwenden lässt. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass um die 50 verschiedene Weißtöne existieren. Dabei zeigt gerade der Einsatz von Weiß in der Architektur, wie heikel diese Farbe ist. Da wäre zunächst die Wahl des passenden Farbtons. Will man eine kühle und nüchterne Atmosphäre erzeugen, dann empfiehlt sich ein hartes Weiß, dass frei von anderen Farbtönen ist. Soll es warm und harmonisch wirken, sind gebrochene Weißtöne mit Ocker oder Umbra erste Wahl. Auch weiße Kalk- oder Marmorkalkputze eignen sich für den Einsatz in den Bereichen, in denen ein „warmes“ Weiß gewollt ist. Beachtet man dies nicht, wirken weiße Räume oder gar weiße Gebäude schnell steril und erinnern eher an ein Krankenhaus als an einen Ort zum Verweilen und Wohlfühlen. Selbst in Sanitärbereichen ist es sinnvoll über den genauen Farbton und seine Wirkung nachzudenken – auch wenn weiße Oberflächen hier eher zum Standard gehören. Zudem, das zeigt sich auch bei den Gebäude von Richard Meier, passiert es schnell, dass weiße Flächen schmutzig und abgestoßen aussehen. Dies lässt sich nur vermeiden, wenn auf ausgesuchte Materialien und gute Versiegelungen geachtet wird. Das beste Beispiel hierfür sind die beiden Gebäude aus der Feder des Architekten, die jeweils in Ulm am Münsterplatz und in Baden-Baden neben der Kunsthalle stehen. Während beim Burda-Museum in Baden-Baden Wert auf eine hochwertige Ausführung gelegt wurde, musste aufgrund begrenzter kommunaler Kassen beim Stadthaus in Ulm gespart werden. Das Ergebnis ist verblüffend. Während in Baden-Baden, trotz hohem Publikumsverkehr, noch immer der Eindruck entsteht, das Haus wäre noch nicht allzu alt, wirken viele Bereiche in Ulm bereits abgegriffen und abgenutzt. Natürlich, das muss man einwerfen, ist das Stadthaus in Ulm älter. Doch selbst Besucher und Personal in Ulm erkennen, dass etliche Gebrauchsspuren durch die Wahl der Materialien begünstigt wurden und weniger dem Alter, als der Verarbeitung geschuldet sind.


Mit Licht gestalten

Was Richard Meier aber auf jeden Fall, Material hin oder her, wie kaum ein anderer versteht, dass ist der Umgang mit Licht. Gerade beim Museum Frieder Burda merkt man wie gut der Wechsel aus geschlossenen und offenen Bereichen bei ihm funktioniert. Ein wichtiger Punkt, gerade weil er verstärkt auf Weiß setzt. Denn weiße Flächen sind wie kaum eine andere Farbe in ihrer Wirkung vom jeweiligen Licht abhängig. Ist die Beleuchtung im Raum oder der Umgebung zu dunkel, dann passiert es nämlich schnell, dass gerade weiße Bereiche gräulich und dadurch schmutzig wirken. Hinzu kommt, dass bei Streiflicht eine weitere Tücke dieser Farbe auftritt. Umso heller die Farbe auf einer Wandfläche ist, desto schneller erkennt man Unebenheiten oder schlecht verarbeitete Oberflächen.
Doch auch hier beherrscht Meier sein Handwerk und hat, das kann man zumindest dem Museum Frieder Burda bescheinigen, die richtigen Handwerker an der Hand. Denn die Pläne des Architekten müssen erst einmal umgesetzt werden, was in Baden-Baden durchaus gelungen ist. Wie weit Richard Meier dabei mit der Farbgestaltung geht, das sieht man auch daran, dass er Aufzüge, Toiletten und Garderobenbereiche in weißer Farbe gestaltete. Nur beim Boden machte er eine große Ausnahme und wählte einen grauen Steinboden. Kein Wunder, ist doch gerade ein weißer Boden besonders schmutzanfällig.


Das Porsche-Museum in Stuttgart

Ein weiteres Beispiel der neueren Architekturgeschichte zeigt, dass selbst dieser Bereich von Architekten nicht ausgespart wird, wenn sie Weiß als dominante Farbe gewählt haben. Beim erst 2009 eröffneten Porsche-Museum in Stuttgart, nach den Plänen von Delugan Meissl aus Wien, ist selbst der als heikel angesehene Fußboden in Weiß gehalten. So überflutet den Besucher bereits beim Betreten der Eingangshalle die Wucht von weißen Wänden, weißem Boden und weißen Einbaumöbeln, die sich auch im Ausstellungsbereich fortsetzt. Dort trifft man auf die weißen Böden aus sogenannten Crystal White Platten, die hier gemeinsam mit Wänden, Einbauten und Decken einen ganzen Kosmos aus Weiß erzeugen. Einzige Farbtupfer sind die im gesamten Raum verteilten Fahrzeuge der Sportwagenmarke. Sie brechen die weißen Flächen auf und werden so passend in Szene gesetzt. Was dabei auffällt: Auch hier wurde gekonnt mit Licht gespielt. Ein Umstand, der mit Sicherheit auch dem Museumsgestalter HG Merz zu verdanken ist. So wirkt das Weiß im Porsche-Museum stets rein und strahlend, fließt ineinander, ohne dabei die Flächen miteinander so zu verschmelzen, dass kein Raumeindruck mehr entsteht. So bildet das Weiß an diesem Ort einen Rahmen und hilft, dass nichts vom Mittelpunkt des Museums ablenkt.
Damit zeigt gerade das Porsche-Museum, dass der Einsatz der Farbe Weiß nicht reiner Selbstzweck sein muss, wie es bei dem einen oder anderen Entwurf der jüngeren Vergangenheit der Fall ist. Es zeigt ebenfalls, dass es nicht nur das Markenzeichen eines Architekten sein muss, wie dies bei Richard Meier der Fall ist. Es zeigt vor allem, dass sich Weiß sehr gut nutzen lässt, um die architektonische Umwelt gleichzeitig edel und elegant erscheinen zu lassen, ohne sie dabei in den Vordergrund zu drängen wie dies etwa bei satten und leuchtenden Farben der Fall wäre.
Wie heikel der Umgang mit großen Flächen in weiß ist, trotzt aller Vorteile und Besonderheiten die diese Farbe mit sich bringt, das zeigen das Stadthaus Ulm, das Burda-Museum in Baden-Baden oder aber das Porsche-Museum deutlich.
Denn auch hier gab und gibt es Probleme: Die weißen Bodenplatten bekamen aufgrund ihres großen Formats Risse. Diese fielen besonders gerade deshalb stark auf, weil es sich um weiße Platten handelte. Denn: Weiß verzeiht keine Fehler.
Daher, und weil der Trend zu Weiß bereits wieder stark am Abklingen ist, ist es ratsam, den Einsatz von weißen Wand-, Decken- und Bodenflächen gut einzuschätzen und richtig zu dosieren.
So kann Weiß seine Stärken voll ausspielen und als edle Umrahmung, mediale Projektionsfläche, bewusster Akzent oder neutrale Farbbegleitung dienen – Trend hin oder her. Einzige Voraussetzung: Es sollte gut und professionell verarbeitet werden.

Marc Nagel
Quelle: Malerblatt 02/2010


Das Porsche-Museum von außen. Selbst die Außenhülle wirkt wie ein weißer Eisberg, der mitten in der Stadt liegt. Hier wird deutlich, wie stark sich eine weiße Oberfläche von seiner Umgebung abgrenzt, wenn ein Kontrast vorhanden ist.

Im Inneren des Porsche-Museums dominiert ebenfalls die Farbe Weiß. Weiße Decken, Wände und Böden sollen den Exponaten ihren Auftritt lassen und nicht vom Wesentlichen ablenken.

Das Museum Frieder Burda in Baden-Baden ist in seiner Farbigkeit ein typisches Richard Meier Gebäude. Der amerikanische Architekt zeichnet sich besonders durch monochrome Entwürfe aus.Fotos: Fotografin Hertha Hurnaus, Wien. Zur Verfügung gestellt durch Delugan Meissl Associated Architects.

Im Gegensatz zum Porsche-Museum bricht Richard Meier in Baden- Baden mit dem weißen Farbkonzept und bevorzugt einen pflege- leichteren grauen Bodenbelag.

Selbst die Erschließung, neben Toiletten, Aufzügen und Garderoben, ist in weiß gehalten und unterstreicht das Typische an einem Richard Meier Gebäude.

Die vielen Ausblicke sorgen dafür, dass der Kontrast zwischen Innen und Außen betont wird. Weiterer Effekt: Die weißen Flächen werden mit dem nötigen Licht versorgt, um diese rein erscheinen zu lassen.

Die selben Farbflächen mit unterschiedlicher Beleuchtung. Hier wird sichtbar wie sehr weiße Bereiche von der Belichtung abhängig sind. Fotos: Museum Frieder Burda

 

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