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Fachwerkfassaden

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Fachwerkfassaden

Nach fundierter Analyse zum geeigneten Farbanstrich. Was bei der Renovierung von Fachwerkfassaden zu beachten ist.

In der Bundesrepublik gibt es rund 2,5 Millionen Fachwerkgebäude. Insbesondere im mittleren und südlichen Deutschland werden der ländliche Siedlungsraum sowie viele historische Altstädte von der Fachwerkbauweise geprägt. Seit 1970 hat man den Wert von Fachwerkhäusern angesichts des zunehmenden Interesses für historische Bauten erkannt. So haben sich zahlreiche Fachwerkstädte mittlerweile zu beliebten Reisezielen entwickelt. Nicht zuletzt deshalb wird ihrer denkmalgerechten Erhaltung heute der gebührende Stellenwert eingeräumt.

Altbeschichtungen untersuchen

Nur ausreichend festes Holz darf neu beschichtet werden. Da die Schäden oftmals durch den Altanstrich verdeckt werden, sollte die Holzfestigkeit durch Einstechen mit dem Messer geprüft werden. Pilzbefallene Hölzer sind an Braunverfärbung und Würfelbruch zu erkennen.
Außerdem ist der Zustand der Gefache sorgfältig zu prüfen. Ausfachungen aus Ziegeln oder Bruchsteinen sind auf feste Verankerung zu kontrollieren. Der Verputz muß fest und tragfähig sein. Stark verwitterter, hohl liegender Putz und kreidende Altanstriche sind zu entfernen. Wichtig ist auch die Beurteilung von Altbeschichtungen. In der Fachliteratur wird darauf hingewiesen, dass vorhandene Holzbeschichtungen nach Möglichkeit zu entfernen sind, damit die Austrocknungsfähigkeit des Holzes nicht übermäßig behindert wird. Das kann jedoch aus Kostengründen oftmals nicht umgesetzt werden. In diesem Fall muß die Tragfähigkeit der vorhandenen Beschichtung besonders sorgfältig geprüft werden – durch Kratzprobe mit dem Messer oder durch Gitterschnitt.
Ferner ist zu beachten, dass Fachwerk in der Vergangenheit bereits vielfach schon mit Holz-Dispersionsfarben beschichtet wurde. Diese Werkstoffe lassen sich durch eine Lösemittelprobe mit Farbverdünner von Öl- und Alkydharzlacken unterscheiden. Dispersionsfarben werden dabei leicht erkennbar weich, während Öl- und Alkydharzlacke kaum eine Reaktion zeigen. Holz-Dispersionsfarben dürfen nur mit artgleichen Beschichtungsstoffen überarbeitet werden. Die Holzfeuchte ist grundsätzlich vor den Beschichtungsarbeiten mit einem Feuchtemeßgerät zu kontrollieren, wobei der Grenzwert bei Laubholz von 12 Prozent und bei Nadelholz von 15 Prozent nicht überschritten werden darf.


Instandsetzung von Holz und Gefachen

Bei größeren, tiefgreifenden Schäden sind Holzreparaturen durch den Zimmermann erforderlich, was auch den Ersatz von tragenden Bauteilen bedeuten kann. Vom Maler zu bewerkstelligen ist die anstrichtechnische Untergrundvorbereitung. Dazu gehören das Abarbeiten von oberflächig verwittertem und vergrautem Holz mittels Schleifgerät oder Ziehklinge sowie das Entfernen nicht tragfähiger Altanstriche. Klaffende Risse ab etwa einem Zentimeter Breite sollten mit trockenen, keilförmigen Holzleisten ausgespänt werden. Feine Risse werden am besten satt grundiert und mit Farbe ausge-strichen. Holzspachtelmassen sollten nur in Ausnahmefällen zum Füllen kleinerer Risse verwendet werden. Auf keinen Fall darf die Holzo-berfläche flächig verspach-telt werden.
Lose Gefache aus Mauersteinen müssen neu aufgebaut werden. Beschädigte Lehmstakungen werden auf traditionelle Art repariert. Bei großem Zerstörungsgrad bietet sich ein Neuaufbau mit Mauerwerks- oder Lehmsteinen an. Vor der Ausfachung sollten die Seitenflächen der Fachwerkstäbe mit Holzschutzgrund eingelassen werden. Das neu aufgebaute Mauerwerk sollte nicht bündig mit der Gefachoberfläche abschließen, sondern etwa zwei Zentimeter zurückliegen.
Für den Neuverputz der Gefache eignet sich Mörtel auf Basis von hydraulischem Kalk. Zu empfehlen ist, Lehmmörtel nur für die Ausfachung und den Innenputz, nicht jedoch für den Außenputz zu verwenden, weil er nicht ausreichend witterungsbeständig ist. Dennoch wird Lehmputz gelegentlich auch für außen verlangt. Aus Sicht eines Beschichtungsherstellers stellt er jedoch keinen tragfähigen Untergrund für einen Fassadenanstrich dar. Von alters her wurden die Gefache mit Kalkmörtel verputzt, dagegen lassen sich Lehmputze für Fachwerkfassaden nicht belegen.
Sind Ausfachungen aus Lehm oder Lehmsteinen vorhanden, sollte der Kalkunterputz zur Verhinderung von Rissen armiert werden. Bewährt haben sich Putzarmierungsgewebe oder Putzträger. Einige Verarbeiter verwenden dafür auch Tierhaare oder andere Faserstoffe. Der Oberputz wird am besten so ausgeführt, daß er möglichst bündig an die Holzbalken anschließt.


Geeignete Beschichtungsstoffe

Holzfachwerk ist eine nicht maßhaltige Konstruktion. Die Beschichtungsstoffe müssen die für diesen Untergrund erforderliche Elastizität aufweisen. Verwendet werden heute überwiegend wasserverdünnbare Holz-Dispersionsfarben (Wetterschutzfarben). Sie zeichnen sich bei richtiger Formulierung durch eine hohe Elastizität, gute Diffusionseigenschaften und leichte Verarbeitbarkeit aus. Rohes Holz wird mit lösemittelhaltigem Holzschutzgrund eingelassen. Verfärbungen durch austretende Holzinhaltsstoffe – dies ist insbesondere bei hellen Beschichtungen mit wasserverdünnbaren Holzfarben zu beachten – lassen sich durch einen isolierend wirkenden Grundanstrich vermeiden. Soll eine tragfähige Altbeschichtung mit Holz-Dispersionsfarbe überarbeitet werden, ist ein Voranstrich mit Acryl-Haftprimer ratsam.
Eine Renaissance erfahren gegenwärtig die traditionellen Leinölfarben, die vor allem seitens der Denkmalbehörden wieder häufig gefordert werden. Wegen ihrer Elastizität eignen sich Leinölfarben sehr gut für die Beschichtung von nicht maßhaltigen Bauteilen wie Fachwerk und Holzverkleidungen. Zu beachten sind jedoch die verhältnismäßig langen Trockenzeiten, innerhalb derer ein frischer Anstrich zu schützen ist. Rohes Holz wird wiederum mit Holzschutzgrund eingelassen. Eichenholz kann auch mit verdünntem Leinöl grundiert werden. Liegt eine tragfähige Altbeschichtung vor, ist zu beachten, daß mit Leinölfarbe nur alte Öl- und Alkydharzbeschichtungen überarbeitet werden können, die vorher gut angeschliffen werden müssen.
Falls eine Lasurbeschichtung verlangt wird – was bei Fachwerk eher selten vorkommt – können hierfür lösemittelhaltige Imprägnierlasuren oder sogenannte Universallasuren auf Alkydharzbasis verwendet werden. Für die Gefache sollten möglichst hoch wasserdampfdurchlässige Beschichtungsstoffe eingesetzt werden, damit im Fugenbereich eingedrungene Feuchte rasch abtrocknen kann. Geeignet sind Kalk-, Silikat- und Siliconharzfarben.


Farbgestaltung

Durch Befunduntersuchungen wurde in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl historischer Fachwerkfarbtöne endeckt. Die jeweilige Farbgestaltung muß mit der zuständigen Denkmalbehörde abgestimmt werden. Dabei richtet sich die Farbgebung zunächst nach den örtlichen Befunden. Liegen keine eindeutigen Befunde vor, werden meist regionaltypische Farbtöne ausgewählt. In der fränkischen und alemannischen Region überwiegen stark gesättigte rote und braune Farben. Im westfälisch-niedersächsischen und auch im thüringischen Siedlungsraum sind besonders braune, grüne und graue Farbtöne häufig anzutreffen. Auch schwarzes Fachwerk ist weit verbreitet, beispielsweise im Sauerland. Im Kontrast zur Balkenfarbe werden wertvolle Schnitzereien meist in polychromer Farbigkeit abgesetzt.
Für die Gefache werden in der Regel helle Farbtöne bevorzugt, wodurch die in eher dunklen Farben gestrichene Holzkonstruktion optisch besonders ansprechend hervortritt. Zusätzliche Farbakzente lassen sich durch Begleitstriche setzen.
Gelegentlich wird aus denkmalpflegerischen Gründen gefordert, die Holzbalken und die Gefache im gleichen Farbton zu streichen. Historisch belegt sind derartige Farbanstriche zum Beispiel bei repräsentativen Bürgerhäusern. Man wollte damit die seinerzeit hochwertigere Massivbauweise optisch nachstellen. Für diese durchgehenden Anstriche wurden früher Kalkfarben und Kalkkaseinfarben verwendet, die auf dem Holzwerk sicherlich in relativ kurzen Intervallen erneuert werden mußten. Denn mineralische Beschichtungen sind auf Holz nicht ausreichend wetterbeständig, auch nicht mit organischer Vergütung. Heute sollten daher die beschriebenen Holzfarben der Haltbarkeit wegen verwendet werden.
Weiterführende Schriften
BfS-Merkblatt Nr. 3: Beschichtungen auf nicht maßhaltigen Außenbauteilen aus Holz
WTA-Merkblatt 8-3-99/D: Fachwerkinstandsetzung nach WTA III – Ausfachung von Sichtfachwerken
WTA-Merkblatt 8-6-99/D: Fachwerkinstandsetzung nach WTA VI – Beschichtungen auf Fachwerkwänden, Ausfachungen/Putze
WTA-Merkblatt 8-7-98/D: Fachwerkinstandsetzung nach WTA VI – Beschichtungen auf Fachwerkwänden, Holz
Gerner, Manfred: Schäden an Fachwerkfassaden, Fraunhofer IRB Verlag, 1998
Gerner, Manfred: Farbiges Fachwerk Ausfachung Putz Wärmedämmung und Farbgestaltung, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, 2000
Farbtonkarte „Holzfarbtöne für historische Gebäude“, Caparol Farben Lacke Bautenschutz

Quelle: caparol.de
(Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz/Claus Graubner)

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